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Artikel von: Sven Günther
27.12.2021

Jens Weißflog: „Das versteht kein Mensch“

Der neue tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Nico Tippelt (li.) zu Gast bei Jens Weißflog. Foto: FDP

Tippelt: Wer strenge Hygienekonzepte entwickelt hat, soll auch öffnen dürfen!

Kurort Oberwiesenthal. Der tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Nico Tippelt (Wahlkreis Zwickau 165) besuchte am Mittwoch (21. Dezember) Jens Weißflog in seinem Hotel in Oberwiesenthal, um über die schwierige Situation der Tourismusbranche zu sprechen. Das Treffen in Oberwiesenthal war Tippelts erste „Amtshandlung“ als neuer tourismuspolitischer Sprecher der Fraktion.
Der Bundestagsabgeordnete aus Zwickau: „Die Tourismusbranche steht gerade mit dem Rücken zur Wand. Ob Gastronom, Hotelier oder Skiliftbetreiber – den zweiten Winter in Folge müssen sie um ihre Existenz bangen. Jens Weißflog trägt Verantwortung für seine Mitarbeiter und steht mit seinen Sorgen stellvertretend für die Misere der gesamten Tourismusbranche. Zentraler Wunsch ist es, endlich wieder öffnen zu können – unter entsprechenden Auflagen, mit entsprechenden Hygienekonzepten. Der derzeitige Status quo provoziert ein Reisegeschehen, was nicht Sinn und Zweck der Sache sein kann: Insbesondere an den Wochenenden drängen sich die Leute auf tschechischer Seite sehr beengt an den Liften, weil es in Oberwiesenthal untersagt ist. Es versteht keiner mehr, warum am wenige Kilometer entfernten Keilberg der Skibetrieb stattfindet und auch Hotels geöffnet sind, hier in Deutschland aber all dies nicht möglich ist“, so Tippelt.
„60 Leute, die bei uns im Restaurant Abendessen – warum können die nicht aufs Zimmer gehen und übernachten? Das versteht kein Mensch“, betont Jens Weißflog. Der Olympiasieger im Skispringen macht sich große Sorgen um die Finanzierbarkeit: „Wir erkennen die 2G- Regel an, doch sind die Leute total verunsichert. Die Leute bleiben weg, es kommen immer weniger, nichts rechnet sich mehr.“
Tippelt ergänzt: „Insbesondere kleine Betriebe, die keine Rücklagen haben stehen jetzt vor dem Aus. Das Hauptproblem ist die fehlende Planbarkeit. Viele Arbeitgeber haben einen Kredit bei der SAB aufgenommen. Diese zinsfreie Soforthilfe müssen einige jedoch nach Prüfung durch die SAB zurückzahlen. Das sorgt für Wirrwarr und Unsicherheit.“
Weißflog fügt ein weiteres Problem an, was bisher nicht gesehen wurde: „Ab dem 9. Januar sind wir ausgebucht. Wie oft in der Vergangenheit, kamen dann neue Beschränkungen, Buchungen mussten storniert und umgebucht werden. Der damit verbundene enorme Buchungsaufwand wird nirgends abgebildet, geht vollends zu Lasten des Unternehmers. Warum muss immer nur diese Branche die Zeche für die ganze Gesellschaft zahlen.“ In der Vergangenheit sei laut Weißflog viel Bereitschaft und guter Wille da gewesen. Doch diese schwinde jetzt auch. Viele Angestellte würden angesichts der ungewissen Zukunft ans Aufhören denken.
Nico Tippelt konstatiert: „Der ebenso zunehmende Fachkräftemangel ist ein hausgemachtes Problem. Jetzt wandern zudem jedoch aufgrund der Pandemie immer mehr Menschen in andere Branchen ab. So kann es nicht weitergehen! Wir können die Leute nicht allein im Regen stehen lassen. Die Branche braucht endlich wieder Planbarkeit: Wer strenge Hygienekonzepte entwickelt hat, soll auch öffnen dürfen!“