Start Zwickau Es mangelt an Fachkräften
Artikel von: Uwe Wolf
28.10.2015

Es mangelt an Fachkräften

In der Altenpflege wird dringend Personal gesucht. Immer weniger beginnen mit einer Ausbildung in diesem Bereich. Der Beruf ist attraktiv, aber er fordert auch. Foto: Agentur
In der Altenpflege wird dringend Personal gesucht. Immer weniger beginnen mit einer Ausbildung in diesem Bereich. Der Beruf ist attraktiv, aber er fordert auch. Foto: Agentur

Region. Die Altenpflege krankt. Es gibt immer mehr freie Stellen bei einem steigenden Pflegebedarf. Der Anteil der älteren Generation steigt. Gleiches trifft auf das Alter zu. Schon jetzt fehlen in der Altenpflege Pflegekräfte, ein Zustand, der sich in Zukunft noch verschlimmern könnte, denn immer weniger Leute erlernend en Beruf des Altenpflegers.

Das Bürgerheim Meerane hat bereits zu wenig Pflegepersonal. “Der Arbeitsmarkt ist leer. Vor ein paar Jahren gab es noch mehr Arbeitskräfte als Stellen. Das hat sich jetzt gewandelt”, sagte Angelika Ursel, Geschäftsführerin der Bürgerheim Meerane gGmbH. “Für die Altenpflege muss man geboren sein. Der Beruf ist psychisch und körperlich belastend, man steht unter Zeitdruck und hat viel Verantwortung.” Gründe, warum sich viele junge Leute für den an sich sehr interessanten Beruf nicht interessieren. Außerdem wird der Beruf durch die Medien oft negativ dargestellt.

“Die Politik legt leider ihr Augenmerk auf die ambulante Pflege. Es soll aber mal jemand einen Demenzkranken zu Hause pflegen. Da ist eine Rundumbetreuung erforderlich. Da muss man letztendlich den Beruf aufgeben, um die Betreuung halbwegs absichern zu können”, meinte Angelika Ursel. Sie meint, dass die Politik gefordert ist. Der Altenpflegeberuf muss attraktiver gestaltet werden. Auch der Minutenkatalog bedarf dringend einer Veränderung, in dem mehr Zeit für die zu Pflegenden eingeplant wird. Deshalb ist auch ein anderer Personalschlüssel erforderlich. Das Meeraner Bürgerheim sucht weitere Pflegekräfte. “Die Ausbildung muss gefördert werden. Sie wird zur Zeit noch immer von den Auszubildenden per Schulgeld finanziert. Zwar kann man sich das am Jahresende über die SAB Bank zurück holen. Aber das ist mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Das Schulgeld ist weder zeitgemäß noch sinnvoll”, so Angelika Ursel.

Der Pflegenotstand macht auch Angelika Hüttel, Leiterin der PKP Seniorenbetreuung Hohenstein-Ernstthal GmbH Sorge. “Der Arbeitsmarkt ist leer. Wenn Leute in der Pflege aufhören, dann können sie kaum ersetzt werden”, so Angelika Hüttel. Auch die Zahl der Auszubildenden habe in den letzten Jahren stark abgenommen. Die Lage könnte sich verschlimmern, wenn im kommenden Jahr die generalistische Ausbildung kommt. Die bisher getrennten Berufsbilder Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege sollen zusammengelegt werden. Das bedeutet de facto die Abschaffung des klassischen Altenpflegeberufs. “Das ist völlig unüberlegt. Inzwischen formiert sich auch Widerstand gegen die Pläne der Bundesregierung”, sagte Angelika Hüttel.

Der Beruf des Altenpflegers ist schon attraktiv, denn es gibt einem sofort ein Feedback, wie man seine Arbeit gemacht hat. Nur die jungen Leute haben zu wenig Einblick in diesen Beruf. Die sehen nur die Wochenenden und den Schichtdienst. Kein Wunder, dass es in der Altenpflege viele freie Stellen gibt. “In unserer Einrichtung geht es noch mit freien Stellen. Aber wenn jemand ausfällt ist es sehr schwer, Ersatz zu finden. Da muss man intensiv suchen”, erklärte die Heimleiterin.

In der Städtischen Altenheim Glauchau gGmbH gibt es beim Personal noch keinen Notstand. “Wir haben noch eine gute Besetzung. Müssen aber am Ball bleiben, dass das so bleibt”, sagte Geschäftsführerin Angela Löchel. Sie wünscht sich, dass sich noch mehr Leute für die Altenpflege interessieren und eine Ausbildung beginnen. “Es könnten auch mehr Deutsche sein, die eine Altenpflegeausbildung absolvieren. Da es daran mangelt haben bei uns in diesem Jahr drei Vietnamesen mit einer Ausbildung begonnen. Wir müssen gut aufpassen, dass wir immer genug Auszubildende haben, um den Fachkräftebedarf abdecken zu können”, erklärte die Geschäftsführerin. uw