Start Erzgebirge "Gemeinsam laufen gegen Drogen"
Artikel von: Andre Kaiser
06.09.2018

“Gemeinsam laufen gegen Drogen”

Foto: privat

Region. Exzessive Kontrollverluste durch Drogen und Alkohol, Langzeittherapien und ein schwerer Rückfall, der, wie er selbst sagt, für ihn im Chaos endete. Reno Werner erlebte den totalen Absturz und fand in seiner schwersten Lebenskrise den Weg aus der Abhängigkeit. Dabei halfen ihm unter anderem neu gewonnene Freunde und eine Leidenschaft, die er in dieser Zeit für sich entdeckte – das Laufen.

„Es war vor drei Jahren“, erinnert sich der heute 35-Jährige. „Ich wollte alles hinter mir lassen und neu beginnen.“ Damals lief Reno Werner drei Tage lang von Leipzig nach Weißwasser, um seine Familie zu besuchen – die ersten Schritte zum Präventionsprojekt „Run & Gone“.

Denn ein Jahr später lief er wieder, bekam dabei Unterstützung von Roberto Füger aus Leipzig und Jörg Fischer aus Görlitz. Zudem entwickelte sich eine tiefe Verbindung zur Alten Flugschule in Großrückerswalde und zum Gassenlauf. Auch in diesem Jahr haben sich die Freunde zu Fuß bzw. mit dem Rad wieder auf den Weg gemacht, laufen von Weißwasser bis ins Erzgebirge, wo sie am Freitag (07.09.2018) zum Gassenlauf in Großrückerswalde ankommen sollten. Während ihrer Tour besuchten sie verschiedene Entgiftungsstationen, kamen mit Betroffenen ins Gespräch und schenkte ihnen Mut und Hoffnung, weiter zu kämpfen.

Im Vorfeld sprachen wir mit Reno Werner über die Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft.

 

Herr Werner, Das Präventionsprojekt RUN AND GONE“ hatten Sie vor drei Jahren ins Leben gerufen. Warum?
Die Idee entstand aus einer meiner schwersten Lebenskrisen. Ich hatte vor langer Zeit die Alte Flugschule in Großrückerswalde besucht, machte dort zwei Langzeittherapien wegen jahrelanger exzessiver Kontrollverluste unter Drogen, Alkohol und anderer Sachen, die einem seine Gefühle betäuben.
Von 2011 bis 2016 hatte ich mein altes Leben komplett umgekrempelt, ließ von den Dingen, die mir schadeten, ab. Dennoch gab es immer wieder kleine Rückschläge, die ich aber gut abfedern konnte. 2016 jedoch hatte ich einen schweren Rückfall, der im Chaos endete. Ich wollte endlich frei werden und beschloss, den Weg von Leipzig nach Weißwasser im Marathonmodus zurück zu legen. Daraus entstand dann die Idee zu dem Lauf.

Können Sie das etwas näher erklären?
Ich sag es einmal so: Ich habe vielen Menschen sehr viel zu verdanken. Menschen, die daran glaubten, dass ich es schaffen kann, Sucht und Drogen zu entsagen. Hätte ich diese Chance nicht bekommen, wäre ich heute nicht mehr hier. Davon bin ich überzeugt. Dies möchte ich mit meiner Arbeit weiter vermitteln und den Menschen, die aus schwierigen Lebensverhältnissen kommen oder die schwere Zeiten hinter sich haben, sagen: Ihr habt eine Chance da raus zu kommen. Ich zeige ihnen Wege auf und mache ihnen Mut, dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen und für sich etwas zu entdecken, was einen ganzheitlich erfüllt, etwas, in das man Liebe und Leidenschaft investiert, weil es das Leben einfach zum Positiven verändert.

RUN AND GONE – Was bedeutet das?
Bei RUN AND GONE müssen die beiden Worte getrennt voneinander betrachtet werden. RUN steht für den Lauf und GONE steht für das, was hinter einem liegt.

Und wie wollen Sie Betroffene erreichen?
Durch das Projekt möchten wir zunächst einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel herbeiführen und gesellschaftlich relevante Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen beeinflussen, erhalten oder bewusst machen. Wichtig sind uns die Menschen, die wir besuchen, denen wir begegnen und mit denen wir ins Gespräch kommen. Auf unserem Weg besuchen wir gezielt Einrichtungen, die sich die Aufgabe gestellt haben, Menschen zu helfen, die an einer Sucht erkrankt sind. Dort setzen wir an, berichten von unseren eigenen Erfahrungen, kommen mit den Betroffenen ins Gespräch und geben ihnen Hoffnung, weiter gegen die Sucht zu kämpfen, weil es sich lohnt.

Nun sind Sie ja nicht allein. Wer unterstützt Sie bei dem Vorhaben?
Das ist richtig. Im Team beteiligen sich zwei sehr gute Freunde von mir. Roberto Füger aus Leipzig und Jörg Fischer aus Görlitz sind von Anfang an dabei und waren schon zu Beginn vollauf begeistert. Entsprechend arbeiten sie ebenso wie ich mit vollster Hingabe und Leidenschaft an dem Projekt. Die Aufgaben sind gut verteilt und jeder hat seinen Bereich.

Gestatten Sie mir eine letzte Frage. Sie sagten, dass das Projekt „Gemeinsam laufen gegen Drogen“ weiter wachsen soll. Wo sehen Sie RUN AND GONE in ein paar Jahren?
Wohin die Reise geht und welche weiteren Projekte daraus entstehen werden, das können wir heute noch nicht sagen. Jedoch wollen wir für unsere Vision Jahr für Jahr wachsen. Dafür ist es wichtig, dass man Freunde und Partner an seiner Seite hat, die einen aus Überzeugung unterstützen. Daher möchte ich an dieser Stelle einmal danke sagen. Vielen Dank an Roberto Füger und Jörg Fischer sowie die zahlreichen Sponsoren und Wegbegleiter, durch deren Unterstützung das Projekt in den vergangenen drei Jahren erst wachsen konnte.

 

Mehr zum Thema erfahren Sie auch auf der Homepage www.run-and-gone.de