Start Chemnitz Ein neuer „Rembrandt“ für Chemnitz
Artikel von: Judith Hauße
27.09.2024

Ein neuer „Rembrandt“ für Chemnitz

Jürgen Fischer gibt einen ersten Einblick in die Exponante der Ausstellung. Foto: Judith Hauße

Verein für Berufsförderung lässt Herzen von Kunstliebhabern höher schlagen

Chemnitz. „Ein neuer Rembrandt in Chemnitz“, so beschreibt Jürgen Fischer, Vereinsvorsitzender des BFNW – Berufsförderung Network e.V. in Chemnitz, Walerij Wettstein aus der Ukraine, der vor zwei Monaten bei ihm im Verein eine Maßnahme zur Arbeitsgelegenheit (AGH) begonnen hat. „Ein Ausnahmekünstler“, sagt er und zeigt im Gespräch mit regionalspiegel auf eines der Kunstwerke. Ein Portrait einer Frau, das einer ähnlichen detailreichen und ausdrucksstarken Zeichnung des niederländischen Malers Rembrandt Harmenszoon van Rijn gleichkommen könnte. „Bilder, die uns den Atem verschlagen haben“, erinnert sich Jürgen Fischer. Als er den Ukrainer vor seiner AGH-Maßnahme zum Aufnahmegespräch einlud, ahnte er noch nichts von dessen Talent. „Er erzählte mir, er sei Künstler und habe noch nie etwas anderes gemacht. Ich habe mich gefragt, wie sollten wir ihn jemals wieder in die Arbeitswelt bringen?“ Beim Blick auf dessen bisherige Werke merkte er jedoch schnell, hier steckt großes Talent dahinter. „So etwas braucht wieder eine Bühne“, sagt Fischer.

Einladung zur Galerie

Walerij Wettstein war einst als Künstler in den USA und Europa gefragt. Unglückliche Umstände machten es ihm jedoch zusehends schwerer, weiter in der Kunstszene Fuß zu fassen. „Das soll ihm jetzt aber wieder gelingen“, ist der BFNW-Chef überzeugt. Um das Chemnitzer Publikum auf ihn aufmerksam zu machen, veranstaltet der gemeinnützige Verein eine Vernissage mit Originalgemälden des Ukrainers. „Ich habe mehrere Galerien kontaktiert und sie eingeladen. Ebenso sind alle Chemnitzer und Gäste herzlich willkommen, sich selbst am 22. Oktober ein Bild von der Ausstellung zu machen“, lädt Fischer ein. Stattfinden soll das Ganze in den Räumlichkeiten des Vereins in der Heinrich-Lorenz-Straße 2-4 in Chemnitz. Insgesamt drei Räume stehen hierfür zur Verfügung. Doch nicht nur die Bilder des ukrainischen Ausnahmekünstlers sollen hier eine Plattform bekommen.

Zu sehen sein werden daneben Bilder von Migranten, die der Verein in seinen Werkstätten betreut sowie von Hobbykünstlern aus Chemnitz und Umgebung. Damit will sich auch der BFNW e.V. als gemeinnütziger Verein vorstellen, dem es sonst schwerfällt, Unterstützung für seine Arbeit in Chemnitz zu erhalten. „Die zunehmenden Streichungen der Gelder in der Politik werden derzeit zur existenziellen Herausforderung“, erklärt Jürgen Fischer. Im nächsten Jahr feiert der Verein sein 20-jähriges Bestehen. Damit danach nicht Schluss sein wird, wollen die Verantwortlichen noch einmal alle Hebel in Bewegung setzen, um gesehen zu werden. „Ohne rot zu werden, glaube ich, dass wir mit einigen Exponaten in der Ausstellung den Kunstsammlungen Chemnitz Konkurrenz machen können“, meint der Vereinschef mit einem Augenzwinkern.

Neben Bildern gibt es weitere Kunstwerke zu bestaunen

Neben Bildern finden sich in der Ausstellung etwa auch Acrylpyramiden, ein Bausatz „Roter Turm“ in Keramik als Windlicht sowie Stereo-Kalender und vieles mehr. Dazu gehören auch die von den AGH-Teilnehmern selbst entworfenen und hergestellten Räuchermännchen. „Jedes von ihnen ist einzigartig und zeigt dabei auch hier und da ausgefallene Motive.“ Vom Basketballspieler der Niners Chemnitz bis zu „Frau und Herr Esse“ findet sich die Kreativität ihrer Macher in den Figuren wieder. „Wir arbeiten mit AGH im Bereich unserer deutschen aber auch unserer migrantischen Kollegen. Unsere Produkte werden von diesen bearbeitet und sind auf unserer Vereins-Webseite käuflich zu erwerben.“ Denn mit dem vereinseigenen Shop wolle man schließlich auch aufgrund der sehr unsicheren Maßnahme-Zuschüsse durch Einsparungen in der Politik in diesem Bereich ein weiteres Standbein schaffen. „Die Ausstellung ist deshalb eine sehr gute Gelegenheit, auf uns aufmerksam zu machen und den Menschen einen Einblick in unsere Arbeit zu geben.“

Der Berufsförderung Network e.V. Chemnitz versteht sich als Träger und Förderer von Maßnahmen zur Integration von Arbeitslosen, Berufsrückkehrern und Jugendlichen in den ersten Arbeitsmarkt bzw. in eine Ausbildung mit arbeitsmarktvorbereitender, sozialer und psychologischer Betreuung.