Start Eric Frenzel: Mein letzter Triathlon
Artikel von: Sven Günther
28.03.2023

Eric Frenzel: Mein letzter Triathlon

Eric Frenzel mit seinem neuen Buch „Skispitzen“. Sie können es per E-Mail an buch@erz-art.de bestellen.
Eric Frenzel mit seinem neuen Buch „Skispitzen“. Sie können es per E-Mail an bestellen. Foto: privat

Frenzel zieht den Vorhang zu

Region. Seit 2014 ist er Triathlet. Eric Frenzel, der King of NoKo. Olympiasieger. Weltmeister. Gesamtweltcup-Sieger. Vor neun Jahren entschied er sich, den Disziplinen Laufen und Springen das Schreiben hinzuzufügen. Frenzel schreibt seitdem Kolumnen für den WochenENDspiegel, lässt unsere Leser an seinen Gedanken teilhaben.
Wenn Sie mehr von Eric Frenzel über Eric Frenzel erfahren möchten, sollten sie das neue Buch „Skispitzen“ per E-Mail an bestellen. Die Agentur ERZ·art der medien·GRUPPE Chemnitz·Erzgebirge (in der auch der WochenENDspiegel erscheint) hat es hergestellt und die schönsten Kolumnen der letzten neun Jahre zusammengefasst.
Jetzt setzt Frenzel einen Schlusspunkt. Hier lesen Sie seine letzte Kolumne als aktiver Sportler.

Abschiedstraum

Von Eric Frenzel
Nachdem nach meinem vor dem Weltcup in Oslo erklärten Rücktritt vom Leistungssport zum Saisonende bereits überwältigende Reaktionen von vielen internationalen Medien und vor allem von weltweiten Fans zu bemerken waren, führte der nun wirklich letzte Wettkampf meinerseits in Lahti nochmals eine emotionale Steigerung mit sich. Viele kleine, schöne Momente reihten sich aneinander und verdichteten sich zu einem großen, in der Sekunde, als ich durch die Ziellinie lief.

Frenzel genießt

Zum letzten Mal auf dem Balken sitzend, lächelte ich nach unten in den Auslauf des Sprungstadions und erkannte, dass mein Vater und nicht der ebenso scheidende Bundestrainer Hermann Weinbuch auf der Trainerloge stand, um mich abzuwinken. Also gut-dann los, in die Hocke zum Ansitzen und ein starker Absprung: einerseits voller Konzentration, andererseits wollte ich den Sprung, ohne auf die Weite zu achten, einfach nur genießen. Landung – inmitten von Jubelschreien und Fanfaren. Minutenlange Standing Ovations, wie zuvor in Oslo am Holmenkollen, gingen selbstverständlich nicht spurlos an mir vorbei.
Mittagspause, kleiner Imbiss, Ruhe vor dem Lauf, über mehr als ein Jahrzehnt ein gewohnter Ablauf.

Gelbes Trikot für Frenzel

Auch den Kampf in der Loipe habe ich nicht mehr mit letzter Konsequenz geführt. Ich habe nochmal einen Lauf im Wettkampf bewusst spüren und Strecke wie Zuschauer gleichermaßen aufnehmen wollen. Wenige Meter vom Ziel entfernt bekam ich ein überdimensionales Gelbes Trikot angeboten, das ich mir überzog und dann, ja dann kam der schönste Moment des Abschiedsnehmens. Kurz vor der Ziellinie hatten sich Sportler aller Nationen zum Spalier gestellt, die Norweger um Jarl Magnus Riiber, der mich schon in Oslo mit netten Worten öffentlich verabschiedet hatte, die Österreicher um den neuen Gesamtweltcupsieger Johannes Lamparter, die Japaner um meinen Freund Akito Watabe, mit dem ich trotz aller Wettkampfhärten eine wundervolle, private Freundschaft aufbauen konnte. Alle waren da und bildeten einen Einlauftunnel für mich ins Ziel; dort angekommen, hatten sich meine Mannschaftskameraden bereits präpariert – eine ultimative Sektdusche ging auf mich nieder, um dann mit einem langen Schluck aus der Magnum-Flasche beendet zu werden. Gratulanten aus den Trainerstäben, wiederum viele Sportler gaben mir die Hand und Schulterklopfer.

Abschied voller Emotionen

Ich muss ehrlich gestehen, die Feuchte im Gesicht war nicht nur dem Schaumwein geschuldet. Es war ein Abschied in Raten vom Weltcup- vom Holmenkollen nach Lahti – an beiden Orten war ich Weltmeister geworden. Es war ein Abschied voller Emotionen, ein Abschied, wie ich ihn für mich nicht besser hätte inszenieren können. Für diesen Abschiedstraum danke ich allen, die daran mitgewirkt haben.
Ich verneige mich und ziehe den Vorhang zu.