Start Interview mit Roland Frötschner
Artikel von: Redaktion
31.07.2024

Interview mit Roland Frötschner

Roland Frötschner. Foto: Fotoatelier Lorenz

Präsident des FCE

Aue-Bad Schlema. Seit November 2022 ist Roland Frötschner Präsident des FC Erzgebirge Aue. Der Unternehmer aus Schneeberg führt den Kumpelverein im Team des Vorstands gemeinsam mit Thomas Schlesinger, Robert Scholz, Jörg Püschmann und Volker Schmidt. Vor dem ersten Heimspiel sprach Olaf Seifert mit dem 71-Jährigen.

REGIONALSPIEGEL:
Die Mannschaft startet am 3. August mit einem Heimspiel gegen einen Aufsteiger, die U23 von Hannover 96. Sie haben ein gutes Gefühl?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Gefühle sind gefährlich und mitunter trügerisch. Ich verlasse mich stattdessen auf die Einschätzung unserer sportlich Verantwortlichen. Die Mannschaft ist gerüstet für den Start, hat intensiv gearbeitet und will mit breiter Brust einen gelungenen Saisonstart vor heimischem Publikum erkämpfen.

REGIONALSPIEGEL:
Wie heißt das Saisonziel?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Wir halten es wie schon zuletzt: Die Entwicklung der Mannschaft und der Schulterschluss mit den Mitgliedern und Fans sind mindestens so wichtig wie eine temporäre Tabellensituation. Klar ist aber auch: Nach Platz 6 im Vorjahr werden wir 2024/25 nicht Rang 10 als Ziel ausrufen. Das nimmt uns niemand ab.

REGIONALSPIEGEL:
Wie bewerten Sie aus sportlicher und Vereins-Sicht im Rückblick die vergangene Saison 2023/24? Welche Ziele wurden erreicht, welche „Baustellen“ bleiben?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Sportlich sind wir mit der zurückliegenden Saison sehr zufrieden. Als Vorstand haben wir aber vor allem den Gesamtverein im Blick und schaffen die Rahmenbedingungen. Diesbezüglich haben wir weiterhin viel Arbeit. Die Konsolidierung ist ein Prozess, der nicht in wenigen Monaten abgeschlossen ist.

REGIONALSPIEGEL:
Welche Maßnahmen haben 2023/24 dazu beigetragen, die wirtschaftliche Seite zu stärken (z. B. Sponsoren, Mitgliedergewinnung, Crowdfunding und andere Aktionen der Fans)? Welche Initiativen sind für 2024/25 angelaufen bzw. angedacht?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Der Spagat zwischen Erhöhung der Einnahmen und Reduzierung der Kosten bei Beibehaltung der Wettbewerbsfähigkeit sowohl bei den Profis als auch im Nachwuchs, zudem der Ausbau professioneller Strukturen, bleibt eine Herausforderung, die permanent Ideen erfordert. Mit der Mitglieder-Kampagne haben wir in der Sommerpause eine weitere Maßnahme auf den Weg gebracht, auf dem Bereich Marketing wird auch künftig ein Hauptaugenmerk liegen.

REGIONALSPIEGEL:
Sie sind selber Unternehmer und langjähriges Förderkreismitglied. Welche Rolle spielen Sponsoren und speziell der Förderkreis für den Verein?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Ohne die Treue und Unterstützung der hiesigen Unternehmen unabhängig von der Liga würde es im Erzgebirge längst keinen Profifußball mehr geben. Dessen sind wir uns bewusst und werden nicht müde, den Partnern des Vereins ausdrücklich zu danken.

REGIONALSPIEGEL:
Der 2022 gewählte Vorstand und die anderen Gremien waren damals angetreten, positive Veränderungen im Verein zu erreichen. Wie fällt die Bilanz heute aus – was wurde erreicht, wo bleiben Defizite? Wie ist das Klima im Verein?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Insgesamt sind wir mit der Atmosphäre rund um den Verein sehr zufrieden. Ich denke, wir konnten das Vertrauen in den vergangenen knapp 20 Monaten rechtfertigen. Dazu gehören Transparenz bei Entscheidungen und verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. Wir wollen den Verein nicht im stillen Kämmerlein führen, sondern offen und ehrlich mit den Leuten kommunizieren. Dazu gehört auch mal konstruktive Kritik.

REGIONALSPIEGEL:
Es wird oft vergessen, dass Vorstand und Präsident ebenso wie Aufsichts- und Ehrenrat ehrenamtlich arbeiten. Was leisten deren Mitglieder dabei und welchen Stellenwert besitzt das Ehrenamt überhaupt im Kumpelverein?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Einerseits setzen wir im Hauptamt auf professionelle Strukturen, auf Experten in den einzelnen Abteilungen mit entsprechender Expertise. Andererseits bleibt uns als Gremien nach Feierabend noch genug Arbeit und Verantwortung, deshalb ist das Engagement der gewählten Vertreter in Vorstand, Aufsichts- und Ehrenrat nicht hoch genug zu bewerten.

REGIONALSPIEGEL:
Welches Augenmerk haben der Nachwuchs und die Abteilungen im Verein?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Naturgemäß ist die Profimannschaft mit der größten Aufmerksamkeit das Flaggschiff des FCE. Aber die zurückliegende Saison war auch im Nachwuchs überaus erfolgreich, gleiches gilt für andere Abteilungen wie die Ringer und Bogenschützen. Die dort geleistete Arbeit noch mehr in den Fokus zu rücken, Übungsleitern und Sportlern noch mehr verdiente Wertschätzung zu geben, bleibt ein Anspruch für die bevorstehenden Monate.

REGIONALSPIEGEL:
Der langjährige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Carsten Müller, ist zu seinem Heimatverein nach Magdeburg zurückgekehrt. Was wurde mit ihm in Aue erreicht und wie setzt die Arbeit nun fort?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Carsten Müller hat hervorragende Arbeit geleistet, war mit Herzblut bei der Sache. Darum war es uns ein Bedürfnis, ihn vor imposanter Kulisse gegen Dortmund nochmal würdig zu verabschieden und Danke zu sagen. Die Stelle ist enorm wichtig, deshalb haben wir sie ausgeschrieben und mit mehreren Kandidaten gesprochen. Eine Entscheidung steht unmittelbar bevor.

REGIONALSPIEGEL:
Die Spiele gegen Glenavon mit der Saisoneröffnung und gegen Dortmund waren Fußballfeste. Auch für Sie? Wie beurteilen sie diese Spiele und die Vorbereitung insgesamt?

ROLAND FRÖTSCHNER:
Es war sehr emotional und machte Lust auf die bevorstehende Saison. Der Fußball lehrt uns aber immer wieder: Wenn der Anpfiff ertönt, sind die Resultate der Vorbereitung Schall und Rauch. Dann geht’s ans Eingemachte. Wir sind zuversichtlich, dass wir gleich am ersten Spieltag einen Dreier vor heimischer Kulisse bejubeln können.