Start Zwickau Bittere Gewissheit für VW-Mitarbeiter
Artikel von: Judith Hauße
14.09.2023

Bittere Gewissheit für VW-Mitarbeiter

Das VW-Werk in Zwickau plant wegen sinkender Absatzzahlen einen Stellenabbau. Foto: Volkswagen Sachsen

Jetzt kommt der Stellenabbau bei VW in Zwickau

Ein Bild, das wohl den derzeit von Kündigung bedrohten Mitarbeitern bei VW gerade herzlich egal sein wird. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte zum Auftakt seiner Themenreihe „Werkstatt des Wandels“ das Volkswagen Bildungsinstitut Sachsen in Zwickau. Dieser wird von einem humanoiden Roboter mit einem “Glück Auf” begrüßt. Dem Bundespräsidenten gefiel hier offensichtlich, was er sah. Von der Transformation im Werk zeigte er sich sichtlich zufrieden, freue sich über die großen Entwicklungen des Automobilbaus. Kaum ein anderer Ort spiegele für ihn in Deutschland die Umstellung auf E-Autos wider – vermeintlich nichts ahnend von dem wenig später geplanten Stellenabbau im Zwickauer Werk.

Zum Abschluss seines Besuches am 30. August, sagte er: “Unser Ziel muss es sein, dass dabei alle etwas zu gewinnen haben.” Wer am Ende zu den Gewinnern gehört, wird sich noch heraustellen.

Inzwischen ist klar, wer nicht auf der Gewinnerstraße fährt: Hunderte Stellen fallen weg. Für 269 befristete Arbeitsverträge wird es keine Verlängerung geben, heißt es vom Unternehmen am Donnerstag. Zudem wolle man die Zeiten für den Schichtbetrieb anpassen, heißt es weiter.

Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau äußerte sich dazu: “Das ist für diese 269 betroffenen Menschen und ihre Familien eine persönliche Katastrophe! Es ist zudem mehr als bedauerlich, dass die Hängepartei der vergangenen Wochen zu massiver Verunsicherung in der Belegschaft und in der ganzen Region geführt hat.”

Ein humanoider Roboter grüßt den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im VW Bildungsinstitut mit einem „Glück Auf“. Foto: Sebastian Höfer

Mitarbeiter bei VW bangen um Jobs

Nach dem Besuch vom Bundespräsidenten machen immer mehr Hiobschaften für das größte Werk für Elektroautos die Runde. Hauptinformant zum geplanten Stellenabbau war ausgerechnet Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Der sprach bereits am Dienstag auf einer CDU-Parteiveranstaltung in Riesa von Mitarbeitern, die künftig wohl zeitweise nicht mehr im Werk in Mosel beschäftigt sein werden. Aktuell bestehen bei rund 2.000 Mitarbeitern in Zwickau befristete Arbeitsverträge.

Hintergrund des Ganzen sind derzeitige Verhandlungen der Konzern-Chefs und dem Gesamtbetriebsrat über die Zukunft des E-Autozentrums in Zwickau. Das Volkswagen-Werk in Zwickau hat rund 1,2 Milliarden Euro in den Wechsel auf E-Autos investiert. Der Absatz fällt allerdings mager aus. Ebenso fatal für den Markt ist der Wegfall der Förderung im gewerblichen Bereich. Denn diese beschränkt sich seit 1. September 2023 auf Privatpersonen .

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte 2017 das VW-Werk in Zwickau, sagte damals : “Die E-Mobilität ist für Sachsen ein Gewinn und treibt die gesamte Wirtschafts-, Bildungs- und Forschungslandschaft an.” In dieser Woche sprach er von “bedauerlichen Nachrichten” aus dem Werk. Foto: Judith Hauße (Archiv)

Betriebsversammlung am Donnerstag und Freitag

Wie BILD berichtete, sollen die Mitarbeiter noch am Donnerstag und Freitag bei einer Betriebsversammlungen über den Stellenabbau informiert werden. Vom Konzern in Wolfsburg selbst, gab es vor Donnerstag noch keine offizielle Stellungnahme.

China bleibt größter Konkurrent

Im vergangenen Jahr konnte das Zwickauer Werk 218.000 E-Fahrzeuge ausliefern. Für 2023 waren gut 360.000 E-Autos geplant. Doch die China schläft nicht, bleibt der wohl größte Konkurrent auf dem weltweiten E-Automobilmarkt. 2022 sind hier 6,5 Millionen reine Elektroautos und Plug-in-Hybride neu zugelassen worden, so das ZSW. Die USA schaffen es immerhin mit knapp einer Million auf Platz zwei, noch vor Deutschland, das auf 833.000 zugelassene Stromer kommt.