Start Zwickau 10 Jahre B93-City-Tunnel
Artikel von: Judith Hauße
15.12.2017

10 Jahre B93-City-Tunnel

Tunnelraser haben seit Oktober 2009 nichts mehr zu lachen. Sowohl im als auch vor dem Tunnel wachen Blitzer über die dort geltende Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Foto: tsc

Alle Großstädte haben einen. Mindestens einen. Ganz vorn liegt München mit ganzen siebzehn. Metropolen wie Düsseldorf oder Frankfurt a.M. zählen je einen. Selbst Fulda reiht sich mit dem Tunnel „Weimarer Straße“ (189 Meter lang) in die Liste der Städte mit City-Straßen-Tunnel ein. Die Bundeshauptstadt hat gerade mal drei. Zwei besitzt die sächsische Landeshauptstadt, Der Freistaat hat mit dem Tunnel „Königshainer Berge“ (3281 m) sogar einen in den Top-Ten der längsten Straßentunnel Deutschlands. Der derzeit längste befindet sich mit dem Rennsteigtunnel (7916m) im benachbarten Thüringen. Mit 24,5 Kilometern ist der Lærdals-Tunnel in Norwegen der weltweit längste Straßentunnel.

Hohen Bekanntheitsgrad besitzen auch der St. Pauli-(Alter) Elbtunnel (426,5m) und der Neue Elbtunnel, der mit seinen 3325 Metern einer der längsten vierröhrigen Unterwasserstraßentunnel weltweit ist. In einem der wohl berühmtesten Tunnel, dem Loews-Tunnel (etwa 365m lang) in Monte Carlo, werden während des Circuit de Monaco fast 300 km/h erreicht. Den Renn-Fieber-Hauch des Fürstentums bekamen die Freunde des Motorrennsports auch hierzulande serviert – 2009 zur 43. AvD-Sachsen-Rallye im B93-City-Tunnel von Zwickau.

Monte Carlo-Flair erlebten die Motorrennsport-Fans 2009 zur 43. AvD-Sachsen-Rallye, als der City-Tunnel Teil einer Wertungsprüfung war. Foto: tsc

Mit seinen 380 reinen Tunnel-Metern zählt der Zwickauer City-Tunnel nicht zu den Riesen seiner Art. Gemessen inklusive seiner zugehörigen Nord- und Südrampen kommt das rund 30 Millionen teure Objekt allerdings auf rund 800 Meter. Der „Muldeparadies-Tunnel“ (einen offiziellen in Karten verzeichneten Namen hat er noch nicht) besteht aus zwei Röhren zu je zwei Fahrspuren mit je 8,75m lichter Weite. Die beiden Röhren werden im Richtungsverkehr mit einer Verkehrsgeschwindigkeit von 50 km/h betrieben. Zur Einhaltung dieses Tempolimits „zwingen“ drei Blitzer vor und im Bauwerk. Bei normaler Geschwindigkeit ist der Kraftfahrer also innerhalb nicht mal einer Minute am Zentrum vorbei. Etwa 25.000 Autos verschwinden auf diese Art täglich unter der Erde, verringern somit den Verkehrslärm und die damit verbundenen Abgase immens. Zudem bietet er an einer in der Vergangenheit vakanten Stelle (ehem. Gaststätte „Zum Badegarten“) mit seinem stabilen Hochufer einen besseren Schutz vor Hochwasser.

Die Verkehrsfreigabe des „mehrfach-Win-win-Projektes“ erfolgte am 20. Dezember 2007. Somit feiert der Tunnel heuer sein 10-Jähriges. Übrigens: Bereits vor der Tunneleröffnung, im Sommer gleichen Jahres, gab der Stadtrat sein Okay für die Freiflächengestaltung darauf, dem 2011 eingeweihten Muldeparadies – eines weiteren win-win-Effektes des Geburtstagskindes. Echten zählbaren Gewinn macht dagegen der Warnowtunnel im Norden Rostocks. Für die 790 Meter lange Durchfahrt des Tunnels muss gelöhnt werden. Es ist Deutschlands erste mautpflichtige privatwirtschaftlich betriebene Fahrstrecke im Durchgangsverkehr. Dann doch lieber Blitzer!