Start Zwickau Zahl der Migrations-Schüler steigt
Artikel von: Redaktion
05.02.2016

Zahl der Migrations-Schüler steigt

Ob blond, ob braun - Kinder machen keinen kulturellen Unterschied. Dennoch erfordert die Situation in den Schulen  mehr Anstrengung für alle Seiten. Besonders Lehrer haben ein größeres Aufgabenspektrum. Foto: klimkin/ Pixabay.com
Ob blond, ob braun – Kinder machen keinen kulturellen Unterschied.
Dennoch erfordert die Situation in den Schulen mehr Anstrengung für alle Seiten. Besonders Lehrer haben ein größeres Aufgabenspektrum.
Foto: klimkin/ Pixabay.com

Landkreis Zwickau. „Lehrer werden aus Überzeugung. In Sachsen“, mit diesem Slogan wirbt das Kultusministerium für mehr Lehrkräfte. Doch wer sich dazu entschließt, muss nicht nur Nerven haben, sondern in Anbetracht der Asyl-Thematik immer flexibler werden. Das bezieht sich auf die Unterrichtsgestaltung genauso wie auf die Ungewissheit, ob am nächsten Tag noch dieselben Schüler vor ihnen sitzen wie heute.

In dieser Woche stellte das Kultusministerium 160 neue Lehrer in ganz Sachsen ein. Sie werden künftig in den sogenannten Vorbereitungsklassen unterrichten. Das sind die Klassen, in die Asylbewerberkinder kommen, sobald sie die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen und einen festen Wohnsitz haben. In Deutschland besteht auch für sie die Schulpflicht. Doch ohne deutsche Sprachkenntnisse können sie natürlich nicht in den Schulalltag integriert werden. In Bezug auf Zwickau waren zu Schuljahresbeginn 36 Lehrkräfte eingestellt, elf davon in Zwickau selbst. Aktuell ist die Zahl auf 43 gestiegen. In Zwickau sind es entsprechend 14. Dahingehend hat sich auch die Schülerzahl von 179 auf 244 erhöht. Die Klassenanzahl von 27 hat hingegen nicht zugenommen, sondern lediglich deren Klassenstärke. Doch die wird Prognosen zufolge weiter steigen. Die Anzahl der Schüler kann durchaus täglich variieren. Das macht die Planung im Lehrer-Alltag nicht unbedingt einfacher.

So kann es durchaus passieren, dass mancher Schüler in der Folgewoche einfach nicht mehr zur Schule erscheint. „Das kann vorkommen, wenn die Familie zwar nach Deutschland, sich aber eben nicht beispielsweise in Meerane niederlassen wollte“, erklärt Arndt Schubert, Pressesprecher des Regionalschulamtes Zwickau. Dann ziehen die Menschen um. Dementsprechend werden die VMS-Fahrtickets, mit denen die Kinder in die Schulen gelangen, wöchentlich zum Freitag den Kindern mitgegeben. Das Ticket kostet pro Woche elf Euro. Kommt eine Begleitperson dazu, so erhält auch diese eine Fahrkarte. Bezahlt wird das vom Landkreis.

In drei Etappen zum Schulalltag

Der Mathematikunterricht ist gut geeignet, um die Kinder ausländischer Herkunft in den Klassenverband zu integrieren. Foto: Dieter Schütz/ pixelio.de
Der Mathematikunterricht ist gut geeignet, um die Kinder ausländischer Herkunft in den Klassenverband zu integrieren. Foto: Dieter Schütz/ pixelio.de

 

Bevor die Kinder den regulären Unterricht besuchen, bekommen sie in den Vorbereitungsklassen, oder auch DAZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) genannt, die Deutsche Sprache beigebracht. Dabei werden in der Regel immer zwei Klassenstufen zusammengelegt. „Manchmal weiß man allerdings nicht, wie alt die Kinder eigentlich sind und wir können nur schätzen, in welche Klassenstufe sie passen könnten“, sagt Schubert.

Anschließend folgt eine teilweise Überleitung in den regulären Unterricht. Dafür bieten sich Fächer wie Mathematik, Musik, Sport und Kunst an. „Damit müssen die Schüler, die in manchen Fächern einen neuen Mitschüler haben, genauso umgehen können wie die Lehrer. Das bedeutet auch für sie eine zusätzliche Aufgabe, auf die sie sich konzentrieren müssen“, so Arndt Schubert. „Zudem müsse hierbei auch das Kollegium untereinander gut funktionieren, da der Schüleraustausch in Zusammenhang mit dem jeweiligen Unterrichtsstoff einfach stimmig sein muss.“

Das heißt, dass man einen Schüler der DAZ-Klasse gut in den Matheunterricht integrieren kann, wenn es normale Rechenaufgaben zu lösen gibt. Stehen gerade Sachaufgaben an, wird das schon schwieriger, da hierbei auch wieder das Sprachverständnis eine große Rolle spielt.

Ist die Sprache einmal gelernt, gehen die Kinder komplett in den regulären Unterricht.

Intellekt ist oft schwer feststellbar

Sicher könnte man meinen, dass die Schüler mit Migrationshintergrund es wegen der Sprachbarriere schwieriger haben, einen Sachverhalt zu verstehen. Inwiefern ein gewisser Teil aufgrund dessen auf eine Förderschule geschickt wird, kann derzeit laut Einschätzung von Schubert noch nicht gesagt werden.

In Deutschland gibt es schon allein durch die Kita gewisse Grundkenntnisse. Bei den Kindern mit Migrationshintergrund gibt es im Herkunftsland selten eine Schulpflicht. Kleinkinder werden meist zuhause betreut.

Neue Freunde
Sind die Kinder einer Schule untereinander, so bestätigt es Arndt Schubert, so laufe deren Schulalltag recht unkompliziert ab. „Die meisten sind wirklich dankbar und glücklich in der Schule lernen zu dürfen.“ Kulturelle Differenzen gebe es nicht.

Pläne für zusätzliche Oberschule
Der Anstieg der Schülerzahlen gibt Oberbürgermeisterin Pia Findeiß Anlass, über eine Öffnung einer vierten Oberschule nachzudenken. „Damals wollten wir alle drei Schulen sanieren, doch langsam gibt es Probleme bei der Platzkapazität“, so Findeiß.

Wie war das mit dem Lehrermangel?
Lange wurde der Lehrermangel kritisiert. Doch mit den Vorbereitungsklassen scheint das Problem plötzlich wie verschwunden zu sein. „Ganz so ist das nicht“, sagt Schubert. „Genau genommen fehlen Lehrer in bestimmten Fachrichtungen. Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte gibt es genug. Wir brauchen vor allem Lehrkräfte an den Grundschulen und in den naturwissenschaftlichen Fächern. Auch Musik ist gefragt.“ Gerade wer aus dem Gymnasium komme, der hätte zwar fachlich kein Problem, aber es ist für manche nicht vorstellbar, kleine Kinder zu unterrichten. Gleiches gelte für den Förderschulenbereich.

Dementsprechend scheint es einleuchtend, dass es anscheinend genügend DAZ-Lehrer gibt. Einige von ihnen sind Deutschlehrer und manche haben eine Zusatzqualifikation erworben.