Artikel von: Sven Günther
25.06.2020
Ärzte-Mangel! 1. Klinik Pleite
Die Klinik geht, das MVZ bleibt
Von Sven Günther
Schneeberg. Gerüchte, Fragen, Sorgen. In der Bergstadt wird über die medizinische Betreuung gemunkelt. Menschen befürchten, dass es bald nicht mehr genügend Ärzte geben wird. Eine unbegründete Angst! Fakt ist, dass das Medizinische Versorgungszentrum erhalten bleibt, das Bergarbeiter-Krankenhaus geschlossen wird.
Dort war die stationäre Versorgung schon im Januar eingestellt worden, weil es nicht mehr genügen Ärzte und Pflegepersonal gab
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Das hat der Klinikum Chemnitz als Betreiber entschieden, mitgeteilt: „Das Bergarbeiter-Krankenhaus Schneeberg musste im Januar 2020 seine stationäre Versorgung einstellen, da es nicht mehr ausreichend ärztliches Personal zur Aufrechterhaltung des medizinischen Betriebs rekrutieren konnte. Jetzt wird der Standort komplett geschlossen, die Entwicklung eines Nachfolgekonzepte ist gescheitert. Die Betreiber sind das Klinikum Chemnitz (74,9 Prozent) und die Stadt Schneeberg (25,1 Prozent).
Klinikums-Chef Dirk Balster: „Wir haben gemeinsam mit der Stadt Schneeberg lange und mit großem Engagement für ein neues, tragfähiges und nachhaltiges Konzept zur Fortführung einer Gesundheitseinrichtung am Standort des einstigen Schneeberger Krankenhauses gekämpft. Doch die Rahmenbedingungen lassen keine wirtschaftlich vertretbare Umsetzung des Konzepts zu. Fördermöglichkeiten haben sich zerschlagen, notwendige Unterstützungen durch Kosten- und Versicherungsträger sowie weitere Akteure sind ausgeblieben.
Jetzt wurde beim Amtsgericht Chemnitz die Insolvenz angemeldet
Alle Mitarbeiter erhalten die Garantie auf einen Arbeitsplatz innerhalb des Klinikum-Konzerns. Die Poliklinik gGmbH Chemnitz als Tochter des Klinikums Chemnitz wird alles daran setzen, ihre breite Versorgung in den wichtigen ambulanten Feldern der Allgemeinmedizin, Chirurgie und Augenheilkunde am Standort aufrechtzuerhalten und auszubauen.
Heißt: Das MVZ bleibt in Schneeberg. Bürgermeister Ingo Seifert: „Gefahr für das MVZ könnte nur dann bestehen, denn die Mietverträge vor Ort gekündigt würden und man die Räume freiziehen müsste. Das ist weder Absicht des Hauptgesellschafters, noch der Stadt. Das MVZ soll gesichert werden und darauf liegt nun unser Hauptaugenmerk.“
Kritik an der Schließung des Krankenhauses kommt vom CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Krauß: „Aus meiner Sicht wurde nicht intensiv genug an einem zukunftszugewandten Konzept gearbeitet“, sagte Krauß. Auch hätte ein Konzept schon vor einem Jahr erarbeitet werden müssen. Das Verhältnis der beiden Gesellschafter, des Klinikums Chemnitz und der Stadt Schneeberg, sei in der vergangenen Wochen stark belastet gewesen.
Der Umgang mit den Mitarbeitern sei beklagenswert. „Die wichtigste Ressource eines Krankenhauses, nämlich die Ärzte, Krankenschwestern und das übrige Personal, hat man verprellt“, so Krauß. Er ergänzt: „Ärzte, Krankenschwestern und das übrige Personal wurden dadurch verprellt, dass man zuerst beschlossen hat, das Krankenhaus zu schließen und man sich erst dann Gedanken gemacht hat, was Alternativen sind. Dadurch hat sich ein Großteil des Personals bereits auf andere Stellen beworben und war weg.“
Seine Meinung wollten weder das Klinikum noch die Stadt kommentieren.
Für das MVZ sieht der Bundestagsabgeordnete gute Zukunftsaussichten. Alexander Krauß: „Es ist von der Krankenhausschließung nicht direkt betroffen. Aus meiner Sicht bieten sich beim MVZ sogar noch Ausbau-Möglichkeiten. Zusätzliche Haus- und Augenärzte könnten beim MVZ noch andocken und werden gebraucht.”