Start Erzgebirge Afrikanische Schweinepest (ASP) in Tschechien
Artikel von: Andre Kaiser
29.06.2017

Afrikanische Schweinepest (ASP) in Tschechien

Eines von mehreren erlegten Wildschweinen während einer Drückjagd im letzten Jahr. Foto: André Kaiser (Archiv)

Erzgebirge/ Tschechien. In der 400 Kilometer entfernten tschechischen Stadt Zlin ist die Afrikanischen Schweinepest (ASP) ausgebrochen. Aufgrund dessen sieht sich der Erzgebirgskreis gezwungen zu handeln und empfiehlt jetzt dem Deutschen Jagdverband und der obersten Veterinärbehörde eine „drastisch erhöhte Abschussquote für Wildschweine“.

„Diese Maßnahme zielt darauf ab, ein Übergreifen der Tierseuche auf das Gebiet des Erzgebirgskreises möglichst zu verhindern und dadurch die regionale Schweineproduktion und die Landwirtschaft generell zu schützen. Das Landratsamt Erzgebirgskreis, Referat Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt hat heute einen Serienbrief an die kreisweit aktiven Jagdausübungsberechtigten verbreitet und diese zur Umsetzung einer drastisch erhöhten Abschussquote für Wildschweine aufgefordert. Aufgrund der besonderen Gefährdungslage wurde zudem beschlossen, ab sofort und bis auf Widerruf  die Trichinenuntersuchungsgebühr für Wildschweine auszusetzen. Die Untersuchung als solche ist selbstverständlich weiterhin gesetzlich verpflichtend durchzuführen“, informiert aktuell die Pressestelle des Landratsamtes.

Wie Dr. Mario Stein auf Anfrage von wochenendspiegel.de erklärt, würde von ASP keine Gefahr für den Menschen ausgehen. Der Amtstierarzt des Erzgebirgskreises: “Die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung lässt sich nicht in Zahlen fassen, ist aber durchaus real und gegeben, da sich Wildschweine nun mal unkontrolliert in der Natur bewegen.”

Wenn die Afrikanische Schweinepest den Erzgebirgskreis erreichen würde, wäre es der erste Fall von ASP in Deutschland.

Appell des Landratsamtes an alle Schweinehalter im Erzgebirgskreis:

Die Biosicherheitsmaßnahmen sind unbedingt einzuhalten. Die Bestimmungen der Schweinehaltungshygieneverordnung, die für größere Bestände gilt, sind streng umzusetzen. Auch für Kleinstbestände mit nur einem Hausschwein sind Seuchenschutzmaßnahmen vorbeugend zu realisieren. Dazu gehört unter anderem:

• Vermeidung des Zutritts unbefugter Personen: Das Betreuungspersonal ist auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

• Personen, die kürzlich einen Aufenthalt in Osteuropa (bes. Ost-Polen, Lettland, Litauen, Tschechien) hatten, sollten grundsätzlich keine Schweineställe betreten.

• Schweinehalter sollten diese Gebiete in jedem Fall meiden und keinerlei organische Materialien wie Jagdtrophäen und Lebensmittel von dort mitbringen.

• Einrichtung von Desinfektionsmatten bzw. –bottichen mit geeigneten Desinfektionsmitteln in der richtigen Anwendungskonzentration vor den Ställen

• Keinesfalls dürfen Lebensmittelreste bzw. –abfälle verfüttert werden.

• Eine ausreichende Erhitzung jeglicher Futtermittel ist im Zweifelsfall sinnvoll.

• Die Ställe sind ausreichend durch Zäune oder ähnliche Einrichtungen vor Wildtieren zu schützen. Ein direkter Kontakt von Hausschweinen und Wildschweinen ist unter allen Umständen zu verhindern!

• Eine genehmigte Freilandhaltung von Schweinen sollte derzeit vermieden werden.

• Der Fahrzeugverkehr auf den Höfen sollte eingeschränkt werden bzw. sind alle Lieferfahrzeuge zu reinigen und zu desinfizieren.

• Bei auffälligen Veränderungen des Gesundheitszustandes (Fressunlust, plötzliche Todesfälle, Fieber, Verdauungsstörungen, Bewegungsstörungen, Festliegen, Atembeschwerden, Fehlgeburten usw.) der Tiere ist schnellstens der betreuende Tierarzt bzw. das Veterinäramt zu informieren.

• Schweinehalter, die auch Jäger sind, tragen eine ganz besonders hohe Verantwortung, da der Erreger sehr leicht durch Blut übertragen werden kann. Gründlichste Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen der Jagdausrüstung sind zwingend notwendig.