Start Erzgebirge Aue-Keeper Männels Hoffnung
Artikel von: Sven Günther
27.10.2015

Aue-Keeper Männels Hoffnung

Martin Männel (rechts, hier mit Christian Tiffert im Pokaltrikot) gab vor dem Spiel dfb.de ein Interview

Aues Männel: „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Sensation schaffen“

DFB.de: Das langersehnte Duell mit Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal steht vor der Tür. Kribbelt es schon, Herr Männel?

Martin Männel: Mit dem Sieg gegen Fürth haben wir uns dieses Spiel verdient und sind jetzt richtig heiß auf die Partie. Wir sind sehr froh, gegen einen Bundesligisten antreten zu dürfen. Nach der jüngsten Niederlage in Bremen wollen wir jetzt eine Reaktion zeigen.

DFB.de: Heute geht es gegen Eintracht Frankfurt um den Einzug ins Achtelfinale. Was erwartet Sie bei dieser Aufgabe?

Männel: Wir sind in der Begegnung der klare Außenseiter. Die Frankfurter besitzen im Offensivspiel enorme Qualität. Mit Bundesliga-Torschützenkönig Alexander Meier verfügen sie über einen äußerst torgefährlichen Mittelstürmer, auf den wir besonders achten müssen. Das wird eine harte Nuss, die wir zu knacken haben.

DFB.de: Was muss der FC Erzgebirge in die Waagschale werfen, damit es mit dem Einzug in die nächste Runde klappt?

Männel: Im Pokal kommt es auf Leidenschaft, Kampf und vor allem auf eine gute Defensivarbeit an. Schon das erste Tor kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wir dürfen uns aber nicht nur hinten reinstellen. Unser Ziel ist es, vor heimischem Publikum weiterhin ohne Gegentor zu bleiben.

DFB.de: Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?

Männel: Wir dürfen nicht nur auf die Aktionen des Gegners reagieren, sondern müssen auch selbst in die Offensive gehen und versuchen, unser Spiel durchzusetzen. Dazu kommt, dass wir nicht allzu viele Tormöglichkeiten bekommen werden und daher unsere Chancen konsequent nutzen müssen.

DFB.de: Was unterscheidet eine Bundesliga-Mannschaft von einem Drittligisten?

Männel: Die Qualität der Einzelspieler in der Bundesliga ist selbstverständlich um einiges höher als in der 3. Liga. Drittligisten haben einen oder maximal zwei individuell starke Spieler in den eigenen Reihen, die in der Lage sind, eine Partie im Alleingang zu entscheiden. Im Oberhaus kann jeder Einzelne den Gegner entscheidend überraschen. Außerdem wird in der Bundesliga viel mehr Wert auf den eigenen Ballbesitz gelegt. Für uns geht es darum, die Hintermannschaft der Eintracht vor allem mit langen Bällen zu knacken.

DFB.de: Der FC Erzgebirge kam noch nie über die zweite Runde des DFB-Pokals hinaus. Ist der Ansporn daher besonders groß, auch diese Hürde zu meistern?

Männel: Wir hatten schon einige Anläufe und sind immer wieder in der zweiten Runde gescheitert. Es ist ein großes Ziel, das wir verfolgen. Dafür werden wir unser Bestes geben. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Sensation schaffen und in die nächste Runde einziehen können. In dem Spiel geht es über 90, vielleicht auch über 120 Minuten, um alles.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga gab es im Erzgebirge einen großen Umbruch. Sie waren einer von wenigen Spielern, die dem Verein die Treue gehalten hatten. Übernehmen Sie jetzt auch noch mehr Verantwortung?

Männel: Tatsächlich stehen jetzt nur zwei bis drei Leute im Kader, die auch schon in der vergangenen Saison zu den Leistungsträgern gehörten. Als Torwart ist man immer in der Situation, Verantwortung zu übernehmen. Davor habe ich mich nie gedrückt. Nicht zuletzt wegen der Kapitänsbinde erwarten aber auch die Fans in dieser Spielzeit, dass ich mehr in den Mittelpunkt rücke.

DFB.de: In der Liga legte Aue einen guten Start hin, wartet aktuell aber seit fünf Spieltagen auf einen Sieg und seit 417 Minuten auf ein eigenes Tor. Trotzdem ist der Anschluss an die Spitzengruppe noch nicht abgerissen. Wie lautet Ihr Fazit nach dem ersten Saisondrittel?

Männel: Wir wussten, dass wir nach diesem großen Umbruch Geduld benötigen. Es war nicht abzusehen, dass wir so schnell in die Spur finden würden. Wir befinden uns trotz der jüngsten Rückschläge in einem Prozess, der auf einem guten Weg ist, aber noch Zeit in Anspruch nehmen wird.

DFB.de: Mit einem Torverhältnis von 8:10 gehört Aue zu den Minimalisten der Liga. Woran liegt das?

Männel: Vorne nutzen wir unsere Torchancen nicht konsequent genug. Ein Grund dafür könnte sein, dass unsere Angreifer auch viel für die Defensive arbeiten, indem sie den gegnerischen Spielaufbau schon sehr früh stören. Dadurch fehlt vielleicht bisweilen die nötige Durchschlagskraft vor dem Tor. Aber in der Verteidigung stehen wir – vom 0:4 in Bremen einmal abgesehen – insgesamt richtig gut. Solange wir unsere Torchancen kreieren, bin ich guter Dinge, dass der Knoten irgendwann wieder platzen wird.

DFB.de: In der aktuellen Saison spielten Sie mit der Partie im DFB-Pokal schon neunmal zu Null. Macht Sie dieser Wert stolz?

Männel: Als Torwart greift man nur ungern hinter sich. Ich gebe mein Bestes, dass es auch so bleibt. Aber es macht nicht nur mich, sondern die ganze Mannschaft stolz, weil es ein Verdienst von allen ist.

DFB.de: In sieben Jahren bei Aue haben Sie schon viel erlebt. Was macht den Verein für Sie aus?

Männel: In der gesamten Vereinsführung läuft es familiär ab. Man geht in die Geschäftsstelle und unterhält sich auch über private Angelegenheiten. Alle ziehen an einem Strang. Es ist ein toller Verein in einer wunderbaren Region. Gemeinsam mit den Fans und der Vereinsführung versuchen wir, positiv aufzufallen.

DFB.de: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem FC Erzgebirge?

Männel: In erster Linie steht jetzt der Einzug in die nächste Runde auf dem Plan. In der Liga wollen wir uns bis zu Winterpause eine gute Ausgangslage erarbeiten. In der Vorbereitung können wir uns dann als Mannschaft weiter festigen. Im Kader steckt viel Potenzial. Wenn das Saisonende näher rückt, können wir dann uns dann hoffentlich auch mit einer möglichen Rückkehr in die 2. Bundesliga beschäftigen.