Start Vogtland Biathletin Janina Hettich zieht in Kaserne
Artikel von: Sven Günther
06.01.2022

Biathletin Janina Hettich zieht in Kaserne

Janina Hettich zieht zum Weltcup in Oberhof in eine Kaserne. Foto: privat

…und hinter tausend Bäumen keinen Schnee

Von Janina Hettich
Oberhof. Der Regen peitscht gegen die Windschutzscheibe, als ich die Serpentinen nach Oberhof in Angriff nehme. Zehn Grad, kräftige Böen, die Bäume neigen sich mitunter gefährlich. So ungefähr könnte der Weltuntergang aussehen. Wer auf Schnee und Kälte, Sonne und klare Luft zum Heimweltcup in Oberhof gehofft hatte, ist ernüchtert und enttäuscht. Alles ist grün, kein Schnee, nirgends. Aber irgendwie passt das ins Bild, was ist schon normal in diesen Tagen?
Ich fahre den Weg zum Grenzadler, wo die Kaserne steht, die in den nächsten Tagen mein Quartier darstellt. Überall Helfer und Fahrzeuge rund um das Wintersportzentrum, die ehrenamtlich Tag und Nacht bei diesen unerquicklichen Wetterbedingungen daran arbeiten, den Weltcup zu retten. Ich ziehe meinen Hut vor diesen Menschen, die alles dafür tun, dass wir Athletinnen und Athleten laufen können, denn die warmen Tage zwischen den Jahren mit viel Regen, haben zu einer echten Rennsteig-Schneeschmelze ungeahnten Ausmaßes geführt. Anstatt Popmusik aus den Zimmern der Sportler im Kasernentrakt hört man Wetterberichte, die allerdings Entwarnung ankündigen. Die Hoffnung auf Schnee ist es diesmal, die zuletzt stirbt.
Was nicht mehr zu regulieren ist, ist Katastrophe zwei: ausgerechnet die Tribünen, von denen die Stimmung in der Arena im Thüringer Wald lebt, bleiben leer. Geisterrennen in Oberhof, diesmal andrer Art, nicht im Nebel, wie sonst so oft, sondern Stille ist der Begleiter aller Wettkämpfer in Coronazeiten.
Was tun?
Ich fasse den Entschluss, nicht herumzujammern, sondern die Dinge anzunehmen, wie sie sind. Die Dinge, die ich nicht verändern kann, mit denen möchte ich gelassen umgehen. Über das Wetter und Corona denke ich also -zumindest an diesem Wochenende- nicht mehr nach. Der Wettkampf steht im gedanklichen Fokus, unabhängig von den Rahmenbedingungen, innerhalb derer er stattfindet. Laufen und Schießen kann ich beeinflussen, dahin geht der Blick. Gestärkt von dem Ergebnis und dem Wettkampfverlauf der World Team Challenge in Ruhpolding gehe ich daran, dass umzusetzen, was ich kann.