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Artikel von: Sven Günther
21.04.2020

Corona und der Umgang mit Ängsten

Dr. med. Ulrich Zönnchen, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Erzgebirgsklinikums Annaberg-Buchholz. Foto: EKA

Verschwörungstheorien helfen uns nicht weiter

Annaberg-Buchholz. In den alltäglichen Meldungen ist wohl kaum einer ohne Ängste und das ist auch gut so. Neben der wirtschaftlichen Tragödie zeigen sich immer mehr menschliche Schicksale und Nöte mit unerträglichen Angstgefühlen und Angstattacken.

Angst ist aber auch ein Schutzmechanismus und der Motor für Verhaltensveränderungen. Ohne Angst sind wir nicht bereit Dinge aufzugeben und unser Verhalten zu ändern. Ohne Angst oder zumindest den Respekt vor einer Erkrankung würden wir uns wohl kaum an Regeln halten und geduldig abwarten.

Schwere Zeiten zu ertragen, lässt uns solidarisch werden und lässt uns zusammenrücken. Der Wille zur Gemeinschaft bringt vielleicht einen Wendepunkt in einer inzwischen individualisierten, völlig überdrehten Gesellschaft. Menschlichkeit sollte vor Eitelkeit und Egoismus stehen.

Wir dürfen also Hoffnung haben, Hoffnung darauf, dass wir nach der Krise alltägliche Dinge wieder genießen können, Dankbarkeit empfinden können. Genau das, was unsere Vorfahren nach all den Jahren von Kriegen und Krisen erlebt haben.

Doch erst einmal steht uns ein Weg mit Entbehrungen bevor. Die Corona-Infektion zieht sich durch das Land und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Covid-19 ist ein aggressiver Virus, jeder sollte Respekt vor diesem Virus haben und keiner sollte glauben, dass mit Hightech und moderner Medizin jedes Problem gelöst werden kann.

Wie real ist meine Angst? Wie kann ich reale von irrealen Ängsten unterscheiden? Wie gefährdet bin ich? Was kann getan werden, um mit diesen Ängsten umzugehen?
Für Antworten dafür brauchen wir Menschen Sicherheit, Offenheit, Kontrolle und Vertrauen.
Wir sollten hinter unseren Entscheidungsträgern stehen, denn sie haben es in dieser Zeit nicht leicht. Mit vollem Einsatz lenken sie die Geschicke unserer Region, unseres Landes und informieren uns seit Wochen regelmäßig.
Grundsätzlich rennen wir dem Virus hinterher oder der Virus jagt uns und damit sind Entscheidungen per se schwer zu treffen, da gibt es immer Besserwisser und manchmal völlig fragwürdige Kommentare oder Erklärungen.

Verschwörungstheorien helfen uns dabei auch nicht weiter, sie bieten höchstens neuen Stoff für die nächsten Bestseller.

Das „Nackte in der Welt sein“, ohne Schutz vor einem unsichtbaren Feind, die nicht abseh-baren wirtschaftlichen Folgen machen Angst.

Demut, Respekt, Sorgfalt, Geduld und Glauben helfen dabei, Ängste zu überwinden.
Konstruktives und entschlossenes Handeln helfen, Ängste zu überwinden. Auch die Hilfe für Andere, für Bedürftige sollte in den Mittelpunkt unseres Handels rücken.
Unsere Gedanken sollten bei denen sein, die in Verantwortung und im Dienst stehen.

Der Schwibbogen sollte als Zeichen der Verbundenheit in dieser schwierigen Zeit erleuchten.

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist mit Kompetenz und Kapazität gut gerüstet, Menschen mit Ängsten zu behandeln. Die Behandlungskonzepte sind seit Jahren bewährt. Durch Beratung und Therapie via online, Video und Telefon werden Patienten ambulant betreut. Dabei wird auch der medikamentöse Einsatz geprüft. Jederzeit ist auch die stationäre Betreuung möglich und gibt Patienten Gemeinschaftsgefühl und Sicherheit. Kontaktdaten: Corona-Hotline: (0 37 33) 80-3080
Kontaktdaten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: , Telefon-Nummern: (0 37 33) 80-15 76, 80-18 40, 80-15 13.

Der Leiter der Psychiatrischen Institutsambulanz und der Corona-Ambulanz, Herr Oberarzt Ralf Rasch, berichtet, dass sich die seit Jahren bewährte Vorortbetreuung von psychisch labilen Menschen durch Ärzte und Schwestern vor allem in der jetzigen Krisenzeit bewährt. Er fügt an, dass in der neu etablierten Corona-Ambulanz der Psychiatrischen Tagesklinik Patienten nicht nur mit den typischen Symptomen der Virusgrippe, sondern auch häufig mit Ängsten und Sorgen sich vorstellen. Für schnelle Hilfe ist dabei gesorgt.

Auch der Aufruf von FC Erzgebirge Aue Präsident, Helge Leonhardt, macht uns Erzgebirger Mut und Hoffnung. Er hat auf Grund seiner Erfahrung im Management von Krisen die Ernsthaftigkeit der Situation von Anfang an angesprochen und hat uns eingeschworen auf eine Gemeinschaft, die im Erzgebirge vielleicht einzigartig ist.
Würde, Glaube und Entbehrung ist ein und derselbe Guss, aus dem wir Erzgebirger sind. Gerade bei „Alarmstufe Rot“ unter allen Entbehrungen wieder aus dem Schacht empor zu steigen, ist seine Vision.

„Tief in der Dunkelheit im Schlamm und Dreck,
bricht durch den Schacht ein helles Licht.
Der Schwibbogen erwacht in dunkler Nacht,
mit wunderbarem Schein und Zuversicht.“

Glück auf

Dr. med. Ulrich Zönnchen
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie