Start Das ABC lernen – aber wie?
Artikel von: Redaktion
05.08.2016

Das ABC lernen – aber wie?

Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Für die Erstklässler stellt sich auch die Frage, nach welchen Methoden sie das Lesen und Schreiben erlernen. Foto: Agentur
Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Für die Erstklässler stellt sich auch die Frage, nach welchen Methoden sie das Lesen und Schreiben erlernen. Foto: Agentur

Am Wochenende ist Schulanfang und die kleinen Zwerge strahlen vor Freude, wenn sie die große Zuckertüte stolz in den Händen halten. Für rund 1.750 Kinder der Stadt Chemnitz steht am Montag der erste Schultag bevor. Damit werden rund 100 mehr eingeschult als im letzten Schuljahr.

Wohl das Wichtigste in den ersten beiden Schuljahren ist für die Kinder das Schreiben und Lesen lernen. Damit wird unstrittig der Grundstein für die zukünftige Entwicklung gelegt. Über die Methode, nach der die Kinder Schreiben und Lesen lernen sollen, streiten sich Wissenschaftler allerdings seit Jahren.

Neben der herkömmlichen Methode wie vor 1990 gelernt wurde gibt es noch die sogenannte Fibel-Methode, die analytisch-synthetische Methode oder die „Lesen durch Schreiben“-Methode. Oder man schreibt wie man das Wort hört, was aber ebenso in der Kritik steht. Denn bedingt durch die Aussprache und die Dialekte schleichen sich viele Fehler ein, die später korrigiert werden müssen.

Doch mit welcher Methode die Kinder das ABC lernen ist von der Schule abhängig.  Das entscheidet sich gemäß § 25 Abs. 1 Schulgesetz für den Freistaat Sachsen (SchulG), welchem Bezirk die Grundschulen zugeordnet sind.

So erklärt die Stadt Chemnitz: „Grundsätzlich müssen Kinder, welche schulpflichtig werden, im Vorjahr der Einschulung an einer kommunalen Grundschule im zuständigen Schulbezirk angemeldet werden.“

Die Wirksamkeit der Schulbezirke wird derzeit evaluiert, um aufgrund der prognostizierten steigenden Schülerzahlen, auch zukünftig nach dem Gesichtspunkt „kurze Beine – kurze Wege“ für jedes Kind eine wohnortnahe Beschulung realisieren zu können.

Das Schulkind wird also in die jeweilige Schule des Schulbezirkes eingeschult. Demnach steht auch fest, mit welchem Lernsystem die Kinder das Lesen und Schreiben lernen. Möchten z. B. Eltern ihr Kind auf eine Schule mit einem gewünschten Lernsystem schicken, welche aber innerhalb des Schulbezirkes nicht vorhanden ist, so können diese den Einschulungswunsch außerhalb des Schulbezirkes äußern.

Allerdings ist nach der Anmeldung im zuständigen Grundschulbezirk ein begründeter formloser Aufnahmeantrag bis spätestens 15. Februar des Jahres der Einschulung zu stellen. Die Entscheidung über die Aufnahme trifft der Schulleiter im Einvernehmen mit der Sächsischen Bildungsagentur.

Die Ludwig-Richter Grundschule in Hilbersdorf setzt z. B. auf die traditionelle, analytisch-synthetische Methode.

„Bei uns wird Lesen und Schreiben gelernt wie früher“, erklärt eine Lehrerin der Grundschule. „Wir haben auch andere Systeme versucht, sind aber wieder zur herkömmlichen zurück gekehrt“, fügt sie hinzu.

Bei der neuartigen Methode „Lesen durch Schreiben” sollen die Kinder durch das Schreiben automatisch lesen lernen. Damit die Kinder schreiben lernen, bekommen sie eine Anlauttabelle. In dieser steht immer der Buchstabe groß und daneben klein, daneben ein Wort, was damit anfängt.

Wenn ein Kind ein Wort schreiben möchte, geht es die Anlauttabelle solange durch, bis es die Gegenstände gefunden hat, die für die jeweiligen Buchstaben stehen und malt dann den Buchstaben ab, der daneben steht. So kann es dann das gesamte Wort schreiben. „Lesen durch Schreiben“ ist nicht nur bei den Eltern umstritten. Auch weiterführende Schulen sehen diese Lehrmethode kritisch.

„Wir erleben viele Kinder, die sich dann in der 5. Klasse schwer tun, die einmal eingeprägten Fehler wieder los zu werden“, sagt eine Deutsch-Gymnasiallehrerin, die nicht namentlich genannt werden will.

Ihre Tochter besuchte selbst eine „Lesen durch Schreiben“-Klasse. Keine leichte Zeit auch als Mutter, wenn sie auf Fehler hinwies und als Antwort kam: „Die Lehrerin sagt aber, wir können das schreiben, wie wir wollen.“ Den Sprung auf das Gymnasium schaffte sie trotzdem.

„Viel schwieriger ist es aber für Kinder, die Deutsch aus anderen Gründen eine Herausforderung darstellt.“

Deshalb plädiere sie für klassische Unterrichtsmethoden wie zum Beispiel die mit der Fibel. Bei der Fibel-Methode lesen Kinder Worte, die so geschrieben werden, wie man sie spricht. Man kann jeden einzelnen Laut, wenn man ihn langsam ausspricht, hören. Diese Worte schreiben die Kinder so, wie es auch in der Fibel rechtschriftlich steht. Sie lernen sowohl das Wort zu lesen und zu schreiben.

Von Nicole Neubert