Artikel von: Sven Günther
19.07.2019
Das dritte Geheimnis von St. Annen
Geheimnis 3: Das Gewölbe
Von Sven Günther
Sie ist monumental, Stadt-prägend und imposant. Mitten in der Bergstadt thront die St. Annenkirche, gilt als größtes spätgotisches Gotteshaus Sachsens. Am Annentag 1519, dem 26. Juli, wurde die St. Annenkirche in Annaberg durch Bischof Johann VII im Beisein des Fürsten, Herzog Georg „mit großem Gepränge“ geweiht.
Das 500. Jubiläum des Kirchweihtages wird vom 26. bis 28. Juli gefeiert. Martin Johannes Lange, Verwaltungsleiter der St.Annen Kirchgemeinde: „Für unsere Gemeinde ist St. Annen der Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren. Lassen Sie sich einladen, mit uns zu feiern, lassen Sie sich von St. Annen berühren, erleben Sie Gottesdienste und Musik, Handwerk und Kunst.“ Neben Gottesdiensten, Festkonzerten stehen auch die Annaberger Steinmetztage auf dem Programm.
500 Jahre St. Annen. Viele Details sind bekannt und beschrieben: Der Bergalter, die Schöne Tür, die Emporenreliefs, der Bäckeraltar. Doch das Gotteshaus bietet auch Geheimnisse. Auf www.wochenendspiegel.de werden zehn von ihnen gelüftet.
Nicht messen!
Was heute kein Computer schafft, gelang ab 1515 Baumeister Jacob Haylmann . Das viele Tonnen schwere Gewölbe passte auf den Millimeter genau. Versuche, die Genauigkeit aktuell per Computer zu erreichen, scheiterten. Es gab immer wieder Abweichungen. Nicht so mit den historischen Mess-Instrumenten. Auch die liefern heute noch die genauen Werte.
Prof. Dr.-Ing. David Wendland, Leiter des Lehrstuhls für Bautechnikgeschichte an der Brandenburgischen TU Cottbus-Senftenberg erklärt: „Wir hatten uns gefragt, wie es möglich war, dass die Bauherren die Formen und Maße an die Arbeiter vor Ort so exakt übermitteln konnten.“
Beim Kirchenbau sorgten die sogenannten Parliere für den reibungslosen Ablauf. Aus der Bezeichnung ging das Wort Polier hervor. Gemessen wurde NIEMALS! Prof. Wendland: „Es wurden auf den Zeichnungen keinerlei Maße übermittelt, um Messfehler zu verhindern. Man vertraute auf eine andere Technik. Auf einem sogenannten Reißboden aus Gips wurden vor Ort die Details übertragen. Dafür verwendete man Zirkel, Winkel und Richtscheidt.“
Mit diesen Mitteln wurden dann Schablonen aus Kupfer hergestellt, die dann als Vorlage für die Steinmetze dienten. Dazu gibt es auf Youtube einen interessanten Film (https://www.youtube.com/watch?v=KokrF7dneXQ).
Auch das Geheimnis, wie die Arbeiter von damals die tonnenschweren Steine und die Dachkonstruktion in die Höhe bekamen, ist geklärt: Es gab eine schiefe Ebene in Richtung Pöhlberg und es wurden auch Kräne, sogenannte Wolfskrallen, verwendet. An einigen Quadersteinen kann man die Spuren noch sehen.
Übrigens: Zu den Steinmetztagen am Jubiläums-Wochenende werden die Handwerker von heute so arbeiten, wie es zur Zeit des Kirchenbaus üblich war.