Artikel von: Sven Günther
18.07.2019
Das zweite Geheimnis von St. Annen
Geheimnis 2: Der kegelnde Engel
Von Sven Günther
Eine überraschende Bildhauerarbeit findet sich am Eingang zur Sakristei der St. Annenkirche. Hier sieht man über dem Portal einen Engel, der kegelt. Dabei galt das Spiel, das schon in der Antike bekannt war, erstmals 1157 in der Chronik von Rothenburg ob der Tauber belegt wurde, von der Kirche als Glücksspiel verpönt.
Anja Schnering, die Leiterin des Führungsdienstes von St. Annen, erklärt: „Es wurde mit einem Augenzwinkern von Franz Maidburg 1519 im Portal verewigt, als Stempel in den Walzbücher reisender Handwerker eingetragen. Wer wusste, wo das Symbol zu finden ist, konnte beweisen, dass er in Annaberg gewesen war.“
Auf der rechten Seite ist ein Engel zu sehen, der einen Stier bei den Hörnern packt. Beide Symbole stehen dafür, das Glück schwer zu erlangen und festzuhalten ist.
Anja Schnering: „Das Portal zur alten Sakristei, der Schatzkammer der Kirche, in der die Reliquien lagen, ist eine Besonderheit. Es ist das erste Werk der Renaissance in Sachsen. Franz Maidburg, der 1516 die gotische Kanzel und 1519 bis 1522 die ebenfalls gotischen Emporenreliefes geschaffen hatte, wagte für das Portal einen Ausflug in die neue Stilrichtung.“