Start Der EHV und die Sprüche der Kobra
Artikel von: Sven Günther
26.10.2023

Der EHV und die Sprüche der Kobra

Sveinbjörn Petursson im EHV-Tor war in Minden ein starker Rückhalt.
Sveinbjörn Petursson im EHV-Tor war in Minden ein starker Rückhalt. Foto: Manja Gehlert

EHV: Schimpf-Tiraden unter anderen Umständen

Lößnitz. Wie sich Inhalte doch wandeln können, ohne dass die Ausdrucksweise sich grundlegend ändert. Nachdem der EHV in Essen mit 20:32 unter die Räder gekommen war, schimpfte Geschäftsführer Rüdiger Jurke: “Das hat was mit B-Jugend zu tun. Ich habe richtig die Schnauze voll.” 
Das war am 13. Oktober. Zwölf Tage später hörte man ihn wieder fluchen: “Sekunden vor dem Ende fällt dieses Scheißtor. Die Jungs hätten einen Punkt verdient gehabt. Das kotzt mich schon ein wenig an.” Diesmal allerdings meckerte er nicht mit den Spielern, die bei der hauchzarten 34:33-Niederlage beim Bundesliga-Absteiger GWD Minden, richtig stark gespielt hatten. Er echauffierte sich das unglückliche Finale.

Der EHV und eine alte Weisheit

Ein Finale, dass eine alte Weisheit untermauert. “Meine Fresse, so ist es eben im Handball. Wenn man hinten steht, geht das Ding eben so rum aus und nicht so rum”, grummelte Jurke und rief die Erinnerung an einen Stürmer des FC Bayern München ins Gedächtnis, der hinter den großen Bayern-Ballermännern Müller, Lewandowski, Müller, Rummenigge, Elber, Robben oder Ribery ein Dasein meist im Vergessenen fristet.

Dabei hat sich Jürgen “Die Kobra” Wegmann mehrfach unvergesslich gemacht. Zum einen erzielte er 1988 eines der spektakulärsten Tore der Fußball-Bundesliga, zum anderen wurde er von HSV-Keeper Uli Stein im Supercup am 28. Juli 1987 mit einem Faustschlag niedergestreckt. Aber sein Zitat: “Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu” überstrahlt beide Ereignisse, wurde zu einem Leitsatz der Fußballphilosophie, der sportartübergreifend Gültigkeit besitzt.

Staffan Peter warf in Minden acht Tore. Foto: Manja Gehlert

EHV mit starkem Beginn

Das zeigt jedenfalls das Spiel des EHV beim TSV in Minden, der in den 70er und 80er Jahren als TSV Grün-Weiß Dankersen reüssierte. MINDEN wurde erst am 2. November 1985 in den Namen aufgenommen und DANKERSEN blieb nur noch als Großbuchstabe in GWD erhalten.
Nebensächlichkeiten. In der Hauptsache spielte der EHV zunächst die beste Halbzeit seit dem Wiederaufstieg. Das sah auch Rüdiger Jurke so, freute sich: “Wir machen ein Bombenspiel, sind besser als der Absteiger. Im Vergleich mit dem Auftritt in Essen war das eine Steigerung um 100 Prozent.”
Die Berichterstatter des GWD Minden vermerken auf ihre Webseite: “Besonders Aues Aktivposten, Sebastian Paraschiv, agierte als ordnende Hand im Angriff und konnte immer wieder seine Mitspieler in Szene setzen…So kam es, dass der Underdog aus dem Erzgebirge kurz vor Ende der ersten Halbzeit mit drei Toren in Führung lag…”

Bubi stark im EHV-Tor

Auch in Halbzeit zwei zeigten sich die Erzgebirger robust, hatten mit Staffan Peter (8) und Elias Gansau (7) sichere Werfer. Dazu lobten die Mindener den EHV-Keeper, schreiben: “Zusätzlich bot Sveinbjörn Petursson, zum Leitwesen der Mindener, seiner Mannschaften einen starken Rückhalt und glänzte mit einer Quote von über 56 Prozent gehaltener Bälle.”

Pech am Ende

Auch das Finale Furioso beschreiben die Kollgen treffend: “Kurz vor dem Ende der zweiten Halbzeit drehten die beiden Teams nochmal auf, sodass es wild in beide Richtungen ging. Der entscheidende Treffer gelang allerdings Bjarni Valdimarsson in der letzten Sekunde einer packenden Schlussphase, sodass die Mindener nach einer echten Zitterpartie die zwei Punkte zu Hause behalten können.”

EHV vor dem Derby

Jetzt steht das Derby gegen Dresden auf dem Spielplan. Am Samstag empfängt der EHV 19.30 Uhr in der Erzgebirgshalle den HC Elbflorenz 2006 und hofft, an die zuletzt guten Leistungen gegen den Tabellendritten aus Potsdam (knapp 30:32 Niederlage) und gegen GWD Minden anknüpfen zu können. Rüdiger Jurke bittet die Fans: “Kommt alle in die Halle. Wir brauchen die Unterstützung, wir müssen Punkte holen. Wenn wir so spielen, wie gegen Minden, haben wir auch Chancen.”

Um perfekt eingestellt zu sein, könnte ein anderes legendäres Zitat, dem Jürgen Wegmann seinen Spitznamen “Kobra” zu verdanken hat, hilfreich sein. Der Kicker sagte: “Vor dem Tor bin ich giftiger als jede Giftschlange…”