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Artikel von: Sven Günther
24.03.2022

Der Genuss-Mensch

Eberhard Baldauf mit seinem Buch zum „Irrgang“ in Falkenstein. Foto: David Rötzschke

Eberhard Baldauf zwischen Irrgang, Renoir und Jack Vettriano

Von Sven Günther
Vogtland. Das es schön werden würde, war jedem klar, der Eberhardt Baldauf (74) kennt. Der Gründer des feinen Lokals Renoir in Schnarrtanne, der Maler, so großartig die Werke der alten Meister kopiert, ist ein Genuss-Mensch. Und deshalb musste auch sein Buch „Irrgang“ den Sinnen schmeicheln. So entstand ein 108-seitiger Bildband zu dem elf Hektrar großen Areal, das zu Dorfstadt bei Falkenstein gehört. Der „Irrgang“ hat eine wechselvolle Geschichte. Von einer Schäferei zu einem großzügigen Landhaus bis zu einer der größten Ausflugsgaststätten des Vogtlandes. In den 1930er Jahren konnten hier bis zu 2000 Personen bewirtet werden. Von 1936 bis 1940 gehörte das Anwesen Eberhard Baldaufs Großvater.

Ein Atelier in Falkenstein. „So, jetzt noch ein Pinselstrich, damit das rote Kleid auch wirklich dem Original entspricht…“ Eberhard Baldauf tritt einen Schritt zurück, schaut auf sein Werk und lächelt: „Ja, dass kann man so lassen.“ Er arbeitet am Gemälde „Elegy for a dead Admiral“ von Jack Vettriano, einem britischen Maler, der aktuell sehr angesagt ist. Jack Nicholson, Madonna oder Alex Ferguson sollen laut Wikipedia die Bilder sammeln.

Eberhard Baldauf mit “seinem” Vettriano. Foto: privat
…und hier das Original

Baldauf malt sie, wie schon viele Werke großer Meister vorher. Paul Gauguin, Vincent van Gogh oder Claude Monet. Der Vogtländer hat sie alle nachgemacht. Für den Baldauf „Edouard Manet – Frühstück im Atelier“ müssen Interessenten 1500 Euro zahlen. Einen Renoir gibt es ab 400 Euro.
Renoir. Der Name, der für Baldauf lebensteilbegleitend ist. Weil er schon immer Werke des Franzosen kopierte, nannte er 1993 sein Restaurant in Schnarrtanne nach ihm. Eine Erfolgsgeschichte! Von Anfang an setzte Baldauf auf höchste Qualität, überraschte mit spannenden Aktionen. So servierte er zum Beispiel das originalgetreue Menü, das die Gäste der Titanic kurz vor dem Untergang kredenzt bekamen. Seine französische Küche überzeugte, schaffte es in den Bib Gourmand von Michelin.
Dort steht das Restaurant noch heute. Nur Benjamin Unger im Blauen Engel in Aue kocht in der Region in dieser Liga!
Seit 2010 führt Baldaufs Sohn André, das „Renoir“ der u.a. Restaurantleiter & Sommelier im Söl’ring Hof Sylt (2 Sterne Michelin, 17 Punkte Gault Millau) war. Ulf König kocht französisch geprägten Renoir-Küche mit mediterranem Einschlag.

Ulf König kocht im Renoir, André Baldauf (re.) führt seit 2010 die Geschäfte im erstklassien Restaurant in Schnarrtanne. Foto: David Rötschke

Auf der Karte u.a.: Duett vom Yellow Fin Thunfisch, asiatisch hausgebeizt mit Koriander und Tatar mit Wildkräutersalat, Gebratenes Filet vom Steinköhler mit Auxerrois oder Perlhuhnbrust „Suprême“ in Kräuterstroh gebraten.
Damit begeistert der Koch auch Eberhard Baldauf: „Ich denke, Ulf König ist sogar besser als ich“, sagt er schmunzeld und schaut aus dem Fenster in die Natur.
Seit 2010 wohnt er im sogenannten Irrgang, das einst ein legendäres Ausflugslokal war. Angrenzend entstand 1958 ein Nachtsanatorium, das dann als Regierungssanatorium bis zur Wende genutzt wurde.
Danach wurde der Komplex zur Berufsgenossenschafts-Klinik. Heute betreibt die Firma Green Healthservice die Einrichtung.
Die Historie hat Eberhard Baldauf jetzt in einem 108-seitigen Bildband. festgehalten. Der Autor: „Mein Großvater besaß das Restaurant von 1936 bis 1940, hat immer schöne Geschichten darüber erzählt. Ich habe den Irrgang nie aus den Augen verloren, einen großen Fundus Material zusammengetragen, sodass ich das Buch veröffentlichen konnte. Inzwischen ist die erste Auflage vergriffen.“
Kein Wunder, der Bildband ist einfach gelungen. Eine schönes Stück vogtländische Heimatkunde.