Start Erzgebirge Die Sucht nach dem Piep
Artikel von: Sven Günther
30.04.2021

Die Sucht nach dem Piep

Diese Panzer- und Handgranaten wurden u.a. bei der Razzia entdeckt. Foto: Polizei

Razzia bei acht Sondengängern

Region. Sie sind scharf auf Waffen und Munition aus den Weltkriegen, fiebern Funden von Münzen und Schmuck entgegen und hoffen darauf, historisch wertvolle Artefakte aus den Böden holen zu können. Die sogenannten Sondengänger sind süchtig nach dem charakteristischen Piep, den der Metalldetektor von sich gibt, wenn er auf entsprechendes Material stößt.
Ein Trend, der in der Phase der Pandemie wächst. In Rheinland-Pfalz verdoppelte sich zum Beispiel die Zahl laut eines Berichtes von RPonline im letzten Jahr. Der Youtube-Kanal German Treasure Hunter (Deutsche Schatzsucher) hat bereits 45.800 Abonnenten.

Auch in unserer Region steifen Sondengänger über Felder und durch Wälder, holen auch Dinge aus der Erde, die sie nicht behalten dürften.

Deshalb gab es jetzt Razzien bei acht Sondengänger im Raum Zwickau und im Erzgebirgskreis. Bei ihnen wurden unter anderem funktionsfähige Munition, teilweise auch größere Kaliber, eine Handgranate, Schwarzpulver, Pyrotechnik, Musketenkugeln, Münzen und andere Kulturgüter gefunden und sichergestellt. Außerdem wurden Stoffe entdeckt, die zur Herstellung von Sprengmitteln verwendet werden können.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf und dem Ergebnis des Einsatzes und der Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen“, erklärt Polizeipräsident Lutz Rodig, Leiter der Polizeidirektion Zwickau. „Wir werden unautorisierte Sondengänger auch weiterhin im Blick behalten – gerade, weil historische Kampfmittel nicht in die Hände von Hobbyschatzsuchern gehören“.

Wer legal auf Schatzsuche gehen möchte, muss eine schriftliche Genehmigung vom Landesamt für Archäologie Sachsen vorweisen können. Sollte etwas gefunden werden, muss die Bergung extra genehmigt werden. Wer schwarz gräbt und die Funde behält, verstößt gegen das sächsische Denkmalschutzgesetz, gegebenenfalls auch gegen das Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe, das Waffengesetz und das Strafgesetz.

Noch ein Aspekt kommt hinzu

„Unsystematische Grabungen zur Bergung einzelner Fundstücke durch sogenannte Raubgräber oder überehrgeizige Hobbyforscher zerstören die Befundzusammenhänge unwiederbringlich“, warnt Dr. Christoph Heiermann vom Landesamt für Archäologie Sachsen. „Damit werden die Funde wissenschaftlich wertlos.“

Stimmt nicht in jedem Fall: Raubgräber waren es, die 1999 die berühmte Himmelsscheibe von Nebra entdeckt hatten. Die kreisförmige Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold, ist die älteste bisher bekannte konkrete Himmelsdarstellung, war vor rund 3600 Jahren vergraben worden. 2002 wurde der Fund sichergestellt und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) übergeben.

Hier sehen Sie weitere Fundstücke, die bei der Razzia entdeckt worden sind

Teile von Sturmgewehren, Schutzhelme und Stichwaffen aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg
Teile von Sturmgewehren, Schutzhelme und Stichwaffen aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg, Musketenkugeln, Knöpfe
Panzermienen
Panzerbrandgeschosse
Zinnfiguren
Gürtelschnallen, Zinnfiguren
Münzen