Start Erzgebirge Eric Frenzel: Ab nach Lillehammer
Artikel von: Sven Günther
30.11.2017

Eric Frenzel: Ab nach Lillehammer

Eric Frenzel schreibt für www.wochenendspiegel.de, ist auf dem Weg nach Lillehammer. Foto: Marion Grumbd

Frenzel fliegt nach  Lillehammer

Er ist ein Weltstar aus dem Erzgebirge. Zwischen Sapporo (Japan) und Calgary (Kanada), von Ruka (Finnland) bis Seefeld (Österreich) kennen alle Skisport-Fans Eric Frenzel, den Weltmeister und Olympiasieger der Nordischen Kombination. Viele jubeln ihm an den Strecken zu, feuern ihn an, fiebern am Fernseher mit.
Doch wie tickt er wirklich? Was beschäftigt, was bewegt ihn? Was erlebt Eric Frenzel neben Schanzen und Loipen, wenn die TV-Kameras längst aus oder noch gar nicht an sind?
Auf www.wochenendspiegel.de können Sie es lesen. Bei uns schreibt Eric Frenzel wöchentlich eine Kolumne, lässt uns hinter die Kulissen blicken, an seinen Gedanken teilhaben.

Heute: Ab nach Lillehammer…
Das Kofferpacken hat sich heute Morgen hektischer als sonst gestaltet. Der Schulbus für unseren großen Sohn fuhr nicht; da musste dann Papa einspringen. Mit einer halben Stunde Verspätung bekam ich die Autobahn unter die Räder.
Rechtzeitig  sitze ich jetzt im Münchner Terminal und gebe einen Sachstandsbericht per Kolumne.
Das deutsche Team fliegt heute nach Oslo. Von dort geht es dann mit dem Bus über das Land nach Lillehammer, dem norwegischen Austragungsort der Olympischen Spiele 1994. Im letzten Jahr gab es in Lillehammer die Saisoneröffnung, was mir für diesen Winter auch besser gefallen hätte – norwegische Sonne anstatt finnische Windböen, das wäre es gewesen! Aber gut, der Start liegt hinter uns und jetzt freue ich mich riesig auf Lillehammer, weil ich die Schanzen dort gerne bespringe. Aber das ist nicht der einzige Grund für meine Vorfreude:
Ich liebe die Norweger und vor allem die Menschen in Lillehammer. In der Stadt herrscht noch ein olympischer Spirit – die Skulpturen der Spiele im olympischen Park stehen genauso wie die damaligen Wettkampfstätten, die wir nun auch für unsere Wettkämpfe nutzen – olympische Schanzen und olympische Loipen, die so selektiv sind, wie ich es liebe.
Der Geist des Ortes wird natürlich auch durch die Menschen hier wach gehalten; die Norweger sind Wintersport-Enthusiasten und haben ihren Fokus auf Skispringen und Langlauf und natürlich auf die Kombination von beidem. Nicht nur vor den Fernsehgeräten oder an den Wettkampfstätten selbst, lassen sie ihrer Begeisterung freien Lauf, sondern sie üben den Sport auch selbst aus. Norweger auf Langlaufskiern beim Einkauf – das ist kein seltenes Bild in der Stadt.
Das Interesse der Norweger an unserem Sport zieht es nach sich, das man auf offener Straße erkannt wird und um Autogramme gebeten wird. Man fachsimpelt dann sogar ein bisschen. Manch einer  analysiert aus dem Stand den letzten Wettkampf oder fragt sogar nach speziellen Methoden des Wachsens. Man ist hier interessiert an den Dingen; Idealismus im besten Sinne begegnet einem hier ständig. Die Ansprache der Menschen ist sehr höflich und trotzdem nahbar, man sagt Du zueinander und wird  mit den besten Wünschen zum Wettkampf verabschiedet, auch wenn das Herz der Norweger natürlich für die Norweger schlägt, die seit Jahren Athleten in der Weltspitze stellen.
Ich hoffe, dass ich auf meinen beiden Lieblingsschanzen in Lillehammer weiter in das Springen reinkomme, was zuletzt in Kuusamo noch nicht optimal lief.
Herzlichst
Eric Frenzel