Start Erzgebirge Eric Frenzel: Durchatmen und Anlauf holen
Artikel von: Sven Günther
03.04.2017

Eric Frenzel: Durchatmen und Anlauf holen

Olympiasieger und Weltmeister Eric Frenzel schreibt für www.wochenendspiegel.de, für denWochenENDspiegel und den WochenSpiegel Erzgebirge von den Weltcup-Wettkämpfen der Nordischen Kombination. Foto: Peplies Consult

 

Von Eric Frenzel
Endlich daheim. Endlich Ruhe. Endlich Zeit, dieses aufregende Wettkampfjahr Revue passieren zu lassen. Wenn mein Blick aus dem Fenster meines Wohnzimmers in die Landschaft geht, sehe ich die Natur, den Himmel, an dem sich die Frühjahrsonne Bahn bricht.
Der Sonnenschein im sportlichen Sinne war in diesem Jahr von einigen dunklen Wölkchen verhangen. Noch nie war es so schwer, den Gesamtweltcup zu gewinnen. Umso stolzer bin ich, dass ich das nun zum fünften Mal in Folge geschafft habe.
Während mein Sohn Philip spielt und meine Frau Laura das Essen macht, denke ich an einen Satz von ihr zurück. Nach dem zweiten Rennen in Finnland, als ich nur auf dem 17. Platz landete, sagt sie: „Ich fürchte, in diesem Jahr wird es schwer, die Erfolge zu wiederholen.“
Richtig. Noch nie musste ich so kämpfen, um das Ziel Gesamtsieg zu erreichen. Das lag natürlich in erster Linie an Johannes Rydzek, der mit das Leben richtig schwer machte. Acht Siege im Weltcup, bei der WM in deutlich besserer Form als ich – da musste ich alle Energie zusammenkratzen. Aber das ist mir gelungen – und ich konnte am Ende doch den Pokal in die Höhe stemmen. Natürlich freut mich das riesig. Es gibt aber noch etwas, was mich stolz macht. Bei aller Rivalität zwischen Johannes und mir sind wir immer Freunde geblieben, Mannschaftskameraden, die sich gegenseitig wertschätzen und gemeinsam für das Team das Beste herausgeholt haben. Ich bin mir sicher, dass sich die Medien gefreut hätten, wenn es zwischen uns zu einem Zickenkrieg wie weiland bei den Eisschnellläuferinnen gekommen wäre. Nichts da! Johannes und ich verstehen uns gut und daran wird sich auch nichts ändern, wenn es in der nächsten Saison bei Olympia um die ganz großen Titel geht.
Schon jetzt, wenn ich mich daheim in Flossenbürg zusammen mit meiner Familie erholte, eilen die Gedanken hin und wieder zu diesem Ereignis voraus. Uns erwartet eine knallharte Saison, die von Olympia gekrönt wird.
Ich weiß, dass ich mich dabei wieder auf meine Familie, Freunde, die Fans und meine Sponsoren stützen kann. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, mich bei ihnen zu bedanken. Danke für das Vertrauen, die Hilfe, die Wertschätzung, die mir in der abgelaufenen Saison entgegen gebracht wurden. Ich werde alles geben, damit ich Euch auch in Zukunft nicht enttäuschen werden.
Nicht enttäuschen. Ein gutes Stichwort. Damit ich dieses Versprechen halten kann, beginnen die Vorbereitungen schon jetzt. Gerade war ich Berlin, habe zusammen mit meinem Management und Experten in Sachen Ernährung und Fitness die ersten Schritte festgelegt, mit denen der Weg in Richtung Olympia beginnen wird. Wer dort siegen will, muss schon jetzt beginnen, hart zu arbeiten. Auch wenn in den nächsten Tagen noch Ruhe und Entspannung ganz oben auf der Tagesordnung stehen.