Start Erzgebirge Eric Frenzel: Rückblick auf Ruka
Artikel von: Sven Günther
27.11.2017

Eric Frenzel: Rückblick auf Ruka

Eric Frenzel blickt auf die Wettkämpfe von Ruka zurück. Foto: Marion Grumbd

 

Eric Frenzel: Mit den Sprüngen nicht zufrieden

Er ist ein Weltstar aus dem Erzgebirge. Zwischen Sapporo (Japan) und Calgary (Kanada), von Ruka (Finnland) bis Seefeld (Österreich) kennen alle Skisport-Fans Eric Frenzel, den Weltmeister und Olympiasieger der Nordischen Kombination. Sie jubeln ihm an den Strecken zu, feuern ihn an, fiebern am Fernseher mit.
Doch wie tickt er wirklich? Was beschäftigt, was bewegt ihn? Was erlebt Eric Frenzel neben Schanzen und Loipen, wenn die TV-Kameras längst aus oder noch gar nicht an sind?
Auf www.wochenendspiegel.de können Sie es lesen. Bei uns schreibt Eric Frenzel wöchentlich eine Kolumne, lässt uns hinter die Kulissen blicken, an seinen Gedanken teilhaben.

Heute: Das gewisse Etwas…

Ich sitze in der Finn-Air Maschine von Helsinki nach München, unter mir liegt die weite Ostsee und ich lasse das Wettkampfgeschehen zum Saisonauftakt in Ruka/Kuusamo Revue passieren. Unmittelbar nach dem dritten Rennen sind wir eilig ins Hotel zurückgefahren, um noch eine Maschine nach Helsinki zu bekommen. Übernachtet haben wir am Airport und sind nun auf dem Weg nach Bayern.
Weltcupauftakt in Kuusamo, ein Podestplatz ist die Ausbeute, mit der ich nicht unzufrieden bin, aber es gibt viel Potential nach oben, vor allem beim Springen. War die Auftaktveranstaltung geprägt von den in Kuusamo traditionell herrschenden schwierigen Windbedingungen, denen ich wie in den Vorjahren prompt wieder zum Opfer gefallen bin, war ich mit den beiden anderen Sprüngen im Ergebnis nicht zufrieden.
Was fehlt an der Spitzenleistung?
Die Sprunganalysen, die wir nach jedem Wettkampf in Einzelbesprechungen mit dem Sprungtrainer wahrnehmen, zeigen kein grundlegendes Fehlerbild. Die Anlaufgeschwindigkeit ist gut, der Absprung punktgenau und das Flugbild selbst sieht nach idealer Linie aus… und trotzdem fehlen im Moment entscheidende Meter, um vorne in die Spitzengruppe mit rein zu springen. Es fehlt mir gegenwärtig der Feinschliff, das letzte Quäntchen Selbstbewusstsein, das letzte Stück Harmonie in dem automatisierten Bewegungsablauf, um den Sprung auszureizen, um ihn letztlich zu einem Spitzensprung werden zu lassen. Dieses Problem habe ich immer zu Saisonbeginn gehabt und das Allheilmittel  sind nun auch nicht Trainingssprünge am laufenden Band, sondern schlicht und einfach weitere Wettkämpfe, durch die man Sicherheit bekommt. Wenn man mental gut disponiert ist und man weiß, dass das eigene Flugsystem klappt, dann springt man allein durch dieses Gefühl im Ergebnis fünf Meter weiter. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben kann, aber es fehlt noch das gewisse Etwas.
Vor diesem Hintergrund freue ich mich auf die nächste Station in Lillehammer, wo wir einen Wettkampf auf der kleinen und einen Wettkampf auf der großen Schanze haben werden, die mir in den letzten Jahren immer sehr gut gelegen haben.
Unter mir durch die Löcher in der Wolkendecke kommt mir die deutsche Küste in den Blick. Noch eine Stunde Flugzeit bis München. Dann Weiterfahrt nach Hause. Die nächsten Tage stehen in Oberwiesenthal Laufen und Krafttraining auf dem Programm. Auch eine Vorbelastung auf Skiern und Schnee im Hinblick auf das norwegische Wettkampwochenende wird absolviert, bevor es dann wieder heißt, den Flug nach Oslo anzutreten und die Fortsetzung des Weltcups zu gehen.