Start Mittelsachsen Film in 48 Stunden abgedreht
Artikel von: Judith Hauße
18.11.2023

Film in 48 Stunden abgedreht

Die Teilnehmer vom 48h-Filmwettbewerb wurden in Dresden ausgezeichnet. WochenENDspiegel-Redakteurin Kyriaki Linoxylaki (3.v.l.) belegte mit ihrem Team aus Mittweida den vierten Platz. Fotos: Sukuma-Art e.V.|Kyriaki Linoxylaki

Mittweidaer Studenten thematisieren soziale Nachhaltigkeit

Es war Freitagabend, 18 Uhr, als der Countdown des 48-Stunden-Filmwettbewerbs startete. Der Beginn eines filmischen Abenteuers, oder besser gesagt, eines filmischen Chaos, denn in nur 48 Stunden mussten Drehbuch, Film und Einreichung stehen. Das Thema? „Von Sozialen Spuren und Globalen Füßen – Sozial nachhaltig in einer vernetzten Welt“. Hier stand ich, frisch gebackene Medienmanagement-Studentin aus Mittweida, umgeben von Kommilitonen und Freunden, bereit für die Herausforderung des Wettbewerbs.
Mitmachen konnte jeder, egal ob Schüler, Student, in Sachsen oder außerhalb lebend. Hauptsache, der maximal fünf Minuten lange Film thematisiert ein Sustainable Development Goal (SDG) im Globalen Süden, beinhaltet etwas Flauschiges und etwas, das sich dreht.

Endszene aus “Swasant Lavi”.

Swasant Lavi – 60 Sklaven

Bei unserer Recherche für den Film sind wir auf Studien gestoßen, die darauf hindeuten, dass durchschnittlich 60 Menschen im Globalen Süden unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen, um den
verschwenderischen Lebensstil einer Person aus der westlichen Welt aufrechtzuerhalten. Also
entschieden wir uns, dies in unserem Film zu thematisieren. Die Uhr tickte erbarmungslos, während wir an unserem Projekt arbeiteten. Doch tatsächlich: 48 intensive Stunden später reichten wir am Sonntagabend um 18 Uhr unseren Kurzfilm – „Swasant Lavi“ (Haitianisch- Kreolisch: 60 Sklaven) ein. Hier gehts zum Film.

Präsentation in Dresden.

Preisverleihung in der Schauburg Dresden

Die erste Runde des Ausscheidungsverfahrens, ein fünftägiges Online-Voting, konnte mein Team überstehen. Mit sechs weiteren Filmen wurden wir in die Dresdner Schauburg zur Preisverleihung des 48h Filmwettbewerbs eingeladen. Nun sitze ich mit meinem Team ganz vorne im Kinosaal. Das Publikum ist bunt gemischt. Unter den Teilnehmern sitzen auch Zuschauer aus München, Leipzig, Chemnitz oder Niedersachsen. Die Filme werden erneut gezeigt. Endlich ist es soweit. Unser Film ist als Vorletztes an der Reihe. Die intensive Arbeit meines Teams wird auf großer Leinwand wiedergegeben. Die Aufregung ist groß, das Adrenalin steigt. Ein unbeschreibliches Gefühl, das uns mit nichts anderem als Stolz und Freude füllt.
Anschließend hat die fünfköpfige Jury sowie das Publikum die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Die Zeit der Siegerehrung naht. Zunächst erhalten die Plätze fünf bis sieben einen kräftigen Applaus. Unsere Erwartungen steigen. Die Hoffnung ist hoch. Doch dann fällt der Name „Swasant Lavi“ beim vierten Platz. Schwermütig stehen wir auf und laufen auf die Bühne.
Enttäuscht, aber dennoch stolz auf unseren Kurzfilm. Und beim Anblick des Preisgeldes erscheint
auch auf unseren Gesichtern wieder ein breites Grinsen. 400 Euro erhalten wir. Auf die Frage, was damit passieren soll, sind wir uns schnell einig: Das Geld wird in unser nächstes Projekt gesteckt.

Sieger-Film stammt ebenso aus Mittweida

Der ebenfalls in Mittweida von Medienmanagement- und Medientechnik-Studenten produzierte Film „Wostle“ ergattert den ersten Platz. „Wostle“ ist dabei an den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern Nestlé, mit seinen Skandalen zum Wasserversorgungsmissbrauch angelehnt. Er thematisiert Frauenrechte in Unternehmen im Hinblick darauf, dass nicht alles immer so ist, wie es scheint. Sebastian Linder, Jury-Mitglied und erfahrener Filmemacher, ist besonders beeindruckt und betont die gelungene Verbindung von Charme, Witz und einer
tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Thema sozialer Nachhaltigkeit.


Organisiert wurde der Wettbewerb von Sukuma-Art e.V., einem Verein, der sich seit 2006 für ökologisch und sozial nachhaltige Lebensstile einsetzt. „Sukuma“, aus dem Swahili für „aufstehen“ und „anstacheln“, ist nicht nur ein Name, sondern Programm. Ziel ist es, Menschen anzuregen, sich kreativ mit ihrer Rolle in der globalisierten Welt auseinanderzusetzen. Der Filmwettbewerb, als Teil des Projekts „Seeds of Change“, zielte darauf ab, durch interaktiven Austausch und filmische Geschichten einen Beitrag zu einer global nachhaltigen und klimafreundlichen Zukunft zu leisten. Mit Blick auf die Zukunft plant der Verein, die gesammelten Erkenntnisse in einem mehrtägigen Festival 2025 zu zelebrieren und die Utopien einer nachhaltigen Welt ein Stück näher zu bringen

Text von: Kyriaki Linoxylaki