Start Erzgebirge Frenzel: Mein Weg nach Peking
Artikel von: Sven Günther
29.11.2021

Frenzel: Mein Weg nach Peking

Frenzel legt wieder los

Region. Er ist Weltmeister und Olympiasieger, mehrfacher Weltcup-Gesamtsieger und einer der erfolgreichsten Sportler Deutschland. Eric Frenzel. Der König der Nordischen Kombination begibt sich in dieser Saison auf den Weg nach Peking, will dort bei den Olympischen Spielen im Februar erfolgreich sein. Die Leser des WochenENDspiegel nimmt er dabei mit, wird wöchentlich von den Weltcup-Wettkämpfen berichten.
Dabei schreibt er nicht nur über Weiten, Zeiten und Gesamtergebnisse. Nein. Eric Frenzel schildert Erlebnisse, die passieren, wenn die Kameras der TV-Team längst aus sind. Der Nordisch Kombinierte lässt die Leser ganz nah an sich heran, schildert seine persönlichen Eindrücke, schreibt über seine Emotionen und Gedanken. Nur im WochenENDspiegel lesen Sie, wie der Spitzensportler aus dem Erzgebirge die Ergebnisse des Weltcups bewertert, erfahren, wie Eric Frenzel seine Leistungen und die der Konkurrenten einschätzt.
Wöchentlich können Sie so mitverfolgen, wie Frenzel sich Schritt für Schritt dem Saison-Höhepunkt im Februar nähert, werden auch dabeisein, wenn die olympischen Wettkämpfe in China über die Bühne gehen.

Hier die erste Kolumne vom Weltcupauftakt im finnischen Ruka

Vater-Tochter-Gespräche
Von Eric Frenzel
Es klopft. Ich öffne die Tür einen Spalt und unsere Jüngste flutscht mir durch die Beine. Während ich meine Frau begrüße, hat sich Emma hinter mir schon mit verschränkten Armen aufgebaut und erklärt „Das war aber kein guter Sprung!“ Als ich zu Erklärungsversuchen ansetzen will, werden diese als untauglich abgewiesen. „Das muss etwas besser werden!“ – Weltcup-Opening in Kuusamo 2021 mit meiner Tochter, die härter analysiert als mir lieb ist.

 

Während man sich hier in Finnland bei den ersten Weltcupspringen der Saison in der Regel mit den unberechenbaren Winden auseinandersetzen muss, habe ich diesmal vorrangig damit zu tun, meiner Tochter Besserung für den nächsten Tag zu geloben. Davon besänftigt nimmt sie nun unser Chalet in Augenschein, in dem alle Athleten des Teams an diesem Wochenende wohnen. Das finnische Skisportzentrum Ruka in der Nähe von Kuusamo ist eine moderne Anlage mit unterschiedlichen Übernachtungsmöglichkeiten. Neben einem Hotel gibt es eben diese wundervollen, kleinen Holz-Chalets mitten im Wald, von denen das deutsche Team drei bewohnt. Im ersten Chalet wohnen die Athleten, im zweiten die Trainer mit dem Staff und im dritten steht der deutsche Teamkoch, der uns trotz weniger Kalorien pro Mahlzeit immer wieder kulinarisch verwöhnt. Wir bilden also mitten im Wald und in Corona-Zeiten eine deutsche Enklave mit möglichst wenig Außenkontakten.
Emma, Leopold und Laura bilden da natürlich eine Ausnahme, über die sich auch alle Hausbewohner freuen. Während Emma mit meinen Mannschaftskameraden über deren Leistungen diskutiert, klären Laura und ich einige, kleine organisatorische Dinge im Hinblick auf unsern ältesten Sohn, der auf Grund seiner Schulpflicht diesmal zu Hause in Deutschland bleiben musste.
„So, wir gehen jetzt wieder“ trompetet Emma und grinst schelmisch, als sie erklärt, dass sie spätestens morgen wiederkommen werde.
Offensichtlich habe ich mir ihre Ansprache zu Herzen genommen, denn am nächsten Tag erkämpfe ich den zweiten Platz, den Emma abends lakonisch kommentiert: „Geht doch!“