Start Erzgebirge Frenzels WM-Epilog: Zum Nachdenken
Artikel von: Sven Günther
11.03.2021

Frenzels WM-Epilog: Zum Nachdenken

Schon seit 2014 schreibt Eric Frenzel, der King of NoKo, für unsere Leser. Foto: Peplies Consult

Der Weltstar und der WochenENDspiegel – die Verbindung bleibt im Jahr 2021 aktuell.
Schon seit 2014 schreibt Eric Frenzel, der King of NoKo, für unsere Leser. Damals konnten sie den Spitzensportler auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Sotschi und dort während der Wettkämpfe begleiten, mitlesen, wie er sich die Goldmedaille sicherte. Jetzt schrieb er aus Oberstdorf seinen WM-Epilog

Zum Nachdenken

Von Eric Frenzel
Die Heimweltmeisterschaft ist vorbei und ich bin im Nachhinein am glücklichsten darüber, dass diese Veranstaltung angesichts der Pandemie überhaupt stattfinden konnte und ich an dieser auch teilnehmen durfte. Das gesamte deutsche Team ist überdies gesund geblieben; ein Umstand, mit dem man auch nicht unbedingt rechnen konnte und wofür wir dankbar sind. Mit einer Silber-und einer Bronzemedaille als Ausbeute bin persönlich sehr zufrieden, konnte ich nun , was die Anzahl der gewonnen WM-Medaillen anbelangt, nämlich 17, mit dem großen Björn Daehli gleichziehen.
Meine zwei vierten Plätze in den Einzelwettbewerben waren von der gezeigten Leistung sehr gut und haben mich in der engsten Weltspitze sein lassen; natürlich hadert man mit den Holzmedaillen, zumal im ersten Wettbewerb nur wenige Sekunden auf Gold fehlten. Das Wesentlichste für mich war -und dies auch im Hinblick auf die olympischen Spiele- die Bestätigung, im engsten Kreis der Medaillenanwärter zu sein. Dass manchmal auch ein wenig Fortune dazugehört, um einen Wettkampf mit einem Titel zu beschließen, ist selbstredend.
Und am Ende des Tages muss man auch vor allem die Leistung eines Weltmeisters schlicht würdigen, auch wenn er nicht aus Deutschland kommt.. Die Leistungen der Norweger waren außerordentlich sowie die der Österreicher mit ihrem neuen jungen Helden Lamparter.

Diese Gedanken haben sich offensichtlich einige Medienvertreter nicht gemacht, bevor sie mit dem Sprechen angefangen haben und dem deutschen Kombinationsteam einen historischen Absturz und eine Demontage testierten.

Ist man abgestürzt, wenn man in den Einzelwettbewerben zweimal einen vierten Platz holt? Ist man demontiert, wenn man wenige Sekunden nach dem frischen Weltmeister ins Ziel kommt?
Was wäre eigentlich, wenn man diese respektlose Bewertung geradlinig auf den Journalismus projizieren würde, der tatsächlich nur den ersten Platz als lobenswertes Ereignis darstellen will.

Würde man dann „mit dem Zweiten tatsächlich besser sehen“?

Lieber Journalist, dessen Namen ich aus Höflichkeit hier gar nicht nennen möchte, ich denke, dass eine Silbermedaille in der Mannschaft nicht die Demontage einer Nation darstellt, zumal wir in diesem Wettbewerb die starken Österreicher schlagen konnten. Genauso denke ich über die wirklich hart erkämpfte Bronzemedaille im Teamsprint, die sich für mich wie eine goldene angefühlt hatte. Und wenn ich zweimal in den Einzelwettbewerben unter die vier besten Athleten der Welt komme, dann freue ich mich über meine Leistung und dies als zweimaliger Olympiasieger und 17-facher WM-Medaillengewinner.
Wer dies journalistisch anders darstellt, hat schlicht keine Ahnung vom Sport an sich und respektiert Leistungen nicht, die Leistung des Viertplatzierten und die Leistung der drei Medaillengewinner und sollte sich fragen, ob er nicht in einem anderen Beruf besser aufgehoben wäre.