Start Glücklich in Klingenthal
Artikel von: Redaktion
12.12.2023

Glücklich in Klingenthal

WochenENDspiegel-Kolumnist Karl Geiger. Foto: peplies consult GmbH

Stille Momente des Glücks

Die Autos sind gepackt. Wir verlassen das Vogtland, das für drei Tage Ausrichter des heimischen Weltcups war. Nach Siegerehrung und Pressegesprächen kommen nun die stillen Momente des Glücks. Nach zwei Jahren konnte ich wieder einen Weltcup gewinnen und weil es so schön war, ist es mir am nächsten Tag gleich nochmal gelungen – die Siegerehrung, das Abspielen der deutschen Nationalhymne – das waren schon Momente, die mich gerührt haben.

Es war ein grandioses Wochenende, das nicht -wie vorausgesagt, mit heftigen Winden aufgewartet hat, die sicherlich das Klassement anders durcheinandergewirbelt hätten. Es war am ersten Wettkampftag etwas nebelig, bei guten Aufwindbedingungen, doch trotz aller Vorhersagen waren die Rahmenbedingungen für die Jury gut beherrschbar.

Der Heimweltcup hatte seine eigene Dynamik just vom ersten Wertungssprung an: ein Sprung, bei dem schlicht alles gepasst hat und den ich weit ziehen konnte. Mit einer Führung hatte ich nicht gerechnet, insofern hatte ich mich selbst ein wenig überrascht. Im zweiten Durchgang hatte ich gute Bedingungen. Mit einer ordentlichen Höhe näherte ich mich der grünen Linie. Mein Jubel über zwei gleichmäßig gute Sprünge wurde dann übertönt vom Jubel der ganzen Arena über meinen Sieg.

Weltcup in Klingenthal wird zum positiven Erlebnis

Zweiter Wettkampf, wieder Führung.  Das Finale war dann von etwas Nervosität begleitet: drehende Winde kommen auf, ich muss nochmal vom Balken runter, dann endlich das Abwinken: wieder geht es dahin, es hat gereicht, Weltcup-Sieg Nr.2 in 24 Stunden.  Ich bin einfach überglücklich; ich hatte nicht gedacht, dass ich schon soweit bin, aber es ging stetig besser und die beiden vierten Plätze in Skandinavien waren die Vorboten für die Klingenthaler Siege. Das Glücksgefühl und die tiefe Zufriedenheit nehme ich mit auf die Rückreise nach Oberstdorf. A9, A6- ab dem Autobahnkreuz Feuchtwangen gibt es nur noch eine Richtung.

Alles zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin; doch nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Und vor allem haben die am Anfang der Saison schwächelnden Nationen, die Norweger, die Slowenen und die Polen, punktuell wieder gute Sprünge gezeigt. Die Konkurrenz ist hellwach und nutzt die Zeiten zwischen den Wettkämpfen, an den Details zu arbeiten. So ist es auch bei mir und dem gesamten deutschen Team- alles ist im Fluss, mit dem Fokus auf das nächste Springen im schweizerischen Engelberg.  

Es muss weitergearbeitet werden, es gibt viele Abstimmungsdetails, die noch weiter optimiert werden können und müssen. Aber mit einem solchen Erfolg im Rücken macht die Arbeit Spaß!  Ich rolle gegen Mitternacht auf den heimischen Hof und bin hoch motiviert.

Herzliche Grüße

Karl Geiger