Start Vogtland Handwerk buhlt um Nachwuchs
Artikel von: Sebastian Höfer
02.02.2023

Handwerk buhlt um Nachwuchs

Bei der Bearbeitung eines entstehenden Geigenkorpus ließ sich die Geigenbau-Auszubildende Lydia Rohloff über die Schulter schauen. Ein gefragter Gesprächspartner war die junge Frau zum Tag der Bildung in Plauen. Die offene und sympathische Art der gebürtigen Erzgebirgerin kam bei den Besuchern bestens an. Foto: Presseagentur Höfer

Tag der Bildung lockt mit Informationen und Mitmach-Angeboten

Plauen. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren Lehrjahre keine Herrenjahre und obwohl so mancher Ausbildungsberuf den künftigen Gesellen immer noch einiges abfordert, sind die Zeiten durch die Digitalisierung doch etwas anders geworden. Während eine Vielzahl der vogtländischen Berufseinsteiger den kaufmännischen Weg wohl bevorzugt, entscheiden sich doch immer mehr für das Handwerk.

Mitmachen-Angebote zum Kennenlernen und Ausprobieren

Zum Tag der Bildung lud das Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Chemnitz an der Rähnisstraße in Plauen ein. Der Einladung folgten hunderte Eltern und zusammen mit ihren jugendlichen Sprösslingen schnupperten sie in die Ausbildungswelt von morgen. Die Einrichtung samt branchenspezifischer Hallen war gut frequentiert. Jeder der teilnehmenden Betriebe bot interessante Einblicke und forderte durch Mitmach-Angebote die baldigen Auszubildenden. Ein Aushängeschild für das Handwerk – insbesondere für den vogtländischen Musikwinkel – war der Musikinstrumentenbau im Klingenthaler Schulteil des Beruflichen Schulzentrums e.o.plauen allen voran Lydia Rohloff und ihre Mitschüler. Die 18-jährige Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr kam augenscheinlich kaum zum Bearbeiten ihres Geigenkorpus. Ein viel gefragter Ansprechpartner war die angehende Geigenbauerin, die in Zschorlau geboren ist, in Schneeberg bei ihren Eltern wohnt und in Klingenthal unter der Woche in einer Zweitwohnung lebt. 

Schlüsselerlebnis ausschlaggebend für Berufswunsch

Ein Schlüsselerlebnis brachte die sympathische Auszubildende auf den Handwerksberuf „Geigenbauerin“. „Ich spiele seit meinem 5. Lebensjahr Geige und Klavier. Als ich mit 13 Jahren meine erste, eigene Geige bekam, besuchte ich im Vorfeld verschiedene Geigenbauer in ihren Werkstätten. Obwohl sich die Räumlichkeiten der verschiedenen Hersteller ähnelten, so hatte jede einzelne ihren Reiz. Ich war sofort fasziniert, von der Einfachheit eines Holzstückes und was letztendlich daraus entsteht“, schildert eine vor Leidenschaft und Hingabe förmlich sprühende Auszubildende Lydia Rohloff. „Der Beruf ist cool. Später gehe ich vielleicht ins Geigenland Italien, das reizt mich, oder ich gehe hier in ein Arbeitsverhältnis, um meine erlernten Fähigkeiten zu vertiefen“, gibt Geigenbau-Lehrling Lydia einen Ausblick im Gespräch mit unserem Wochenendspiegel-Reporter.

Unbesetzte Lehrstellen trotz positiven Aufwärtstrend

Der Tag der Bildung war in Chemnitz sowie Plauen eine gute Werbung für Nachwuchs im Handwerk. Mit den Veranstaltungen zufrieden war auch Doktor Olaf Richter – Geschäftsführer Bildung der Handwerkskammer Chemnitz: „Wir haben in Plauen rund 400 Besucher gezählt. Das ist wichtig, denn wir brauchen mehr junge Leute für das Handwerk. Obwohl wir gute Zahlen mit Aufwärtstrend vorweisen können, sind immer noch Lehrstellen unbesetzt.“ Um 2,7 Prozent sind die neu unterschriebenen Ausbildungsverträge von Dezember 2021 zum Dezember 2022 gewachsen. Insgesamt wurden per Ende des Vorjahres 2.043 Lehrstellen neubesetzt – darunter 295 im Vogtlandkreis.