Start Erzgebirge Historie des Zschorlauer Dreieckrennens
Artikel von: Redaktion
10.07.2024

Historie des Zschorlauer Dreieckrennens

AGO! Drei Buchstaben, eine Legende. Sogar Giacomo Agostini war 2013 in Zschorlau. Foto: Thorsten Horn

Tradition seit 1957

Zschorlau. Der MC Wismut Aue Wurde am 8. November 1957 als erster Ortsclub des ebenfalls noch ganz jungen DDR-Motorsportverbandes ADMV gegründet. Eine der drei Sektionen war die Sektion Rennsport, die das Clubleben von Beginn an mit eigenen Aktiven bestimmte. Doch es fehlte eine eigene Rennveranstaltung. Dieses Vorhaben wurde 1962 unter der Federführung von Dietmar Zimpel, einem damals erfolgreichen Straßenrennfahrer, und weiteren Sportfreunden des Auer Clubs in Angriff genommen.

Erstes Zschorlauer Dreieckrennen

Am 24. Juni 1962 fand schließlich das erste Zschorlauer Dreieckrennen statt, ein Straßenrennen als zweiter Lauf zur Bestenermittlung des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, zunächst einmal als eine Art Probeveranstaltung. Die 2,7 km lange Strecke führte durch Zschorlau, mit Start und Ziel auf der Schneeberger Straße. Der örtliche Schulhof diente als Fahrerlager. Rund 6.000 Zuschauer besuchten das Rennen, das anlässlich des „Tags des deutschen Bergmannes“ stattfand. Gefahren wurde in den Klassen für Serienmotorräder bis 125 ccm, 175 ccm, 250 ccm und 350 ccm sowie in der Achtelliter-Ausweisklasse.+

Weltmeister Freddy Spencher (Nr. 2) war einer der Stars, die in Zschorlau starteten. Foto: Thorsten Horn

Erfolg und Aufstieg

Junge Talente wie Sieghard Sonntag und Günter Bartusch nahmen an den Serienklassen teil, während Helga Steudel, Roland Rentzsch und Hartmut Wagner in der Ausweisklasse bis 125 ccm starteten. Ewald Konrad aus Schneeberg fungierte als Rennleiter, und die Organisationsleitung hatten der Auer Horst Michel sowie der Zschorlauer Hans Graupner inne. Dietmar Zimpel war Streckenobmann, bevor er im darauffolgenden Jahr Rennleiter wurde.

Verbesserungen und Investitionen

Zum 2. Zschorlauer Dreieckrennen 1963 zierte das Aushängeschild des MC Wismut Aue, Heinz Rosner, die Titelseite des Programmheftes. Die Veranstaltung wurde auf eine neue, höhere Stufe gestellt. Für den 23. Juni wurden Investitionen in Höhe von 20.000 DDR-Mark für die teilweise Streckenverbreiterung und eine Boxenanlage getätigt. Die Mitglieder des MC Wismut Aue schufen hierzu einen Gegenwert von rund 6.000 DDR-Mark im nationalen Aufbauwerk.

Internationaler Charakter und steigende Zuschauerzahlen

Das 3. Zschorlauer Dreieckrennen fand am 28. Juni 1964 statt und zog erneut etwa 10.000 Zuschauer an. Dank zweier tschechischer Sportfreunde erhielt das Zschorlauer Dreieckrennen erstmals einen internationalen Charakter. Auch 1965 setzte sich der Aufstieg fort, als das vierte Rennen am 27. Juni stattfand, wobei es für die Ausweisklassen der 125er- und 250er-Rennmaschinen erstmals um Meisterschaftspunkte zur DDR-Bestenermittlung bzw. des Juniorenpokals ging.

Sicherheitsbedenken und das letzte Rennen

Am 26. Juni 1966 ging das 5. und leider auch letzte Zschorlauer Dreieckrennen über die Bühne. Dietmar Zimpel schreibt in seiner Biographie „Durchstarten zum Erfolg“, dass man das stets latente Unfallrisiko für einen Stadt- und Straßenrennkurs nicht mehr auf sich nehmen wollte, zumal die Rundenzeiten immer schneller wurden. Über 150 Fahrer nahmen teil, und trotz Regenwetters wurde ein neuer Zuschauerrekord erreicht. Doch die immer höheren Sicherheitsanforderungen führten dazu, dass der Aufwand für das Zschorlauer Dreieckrennen nicht mehr vertretbar war, und so entschloss sich der Club, das Rennen nach 1966 nicht mehr durchzuführen.

Wiederbelebung als Klassik-Veranstaltung

Im Zuge der politischen Wende wurde am 14. Juni 1990 aus dem MC Wismut Aue der 1. Auer MSC. Die Sektion Straßenrennsport war weiterhin stark, und zum 40-jährigen Jubiläum des Vereins und 35 Jahre nach dem ersten Zschorlauer Dreieckrennen wurden am 21. September 1997 Demonstrationsfahrten für historische Fahrzeuge auf einem Teilstück des ehemaligen Dreieckkurses organisiert. Die Strecke wurde auf ca. 1,1 km verkürzt und führte nun aus dem auf dem Parkplatz des ECE-Einkaufs-Centers befindlichen Fahrerlager heraus auf die Gewerbegebietsstraße und weiter über die Landstraße Richtung Burkhardtsgrün zurück zum Ausgangspunkt. Die Erstveranstaltung zog 8.000 Zuschauer an.

Bei den Fahrern sah man bekannte Gesichter aus den 1960er-Jahren, darunter der Ex-MZ-Werksfahrer Heinz Rosner und der neunfache DDR-Meister der 50-ccm-Klasse Gernot Weser. Seitdem wuchs die Veranstaltung stetig, und der 1. Auer MSC konnte immer mehr internationale Stars begrüßen, darunter Ex-Motorrad-Weltmeister wie Carlo Ubbiali, Phil Read, Jim Redman, Luigi Taveri und Giacomo Agostini, der 2013 nach Zschorlau kam. Auch zahlreiche erfolgreiche Ex-DDR-Rennfahrer kehren immer wieder gern zurück und begeistern das Publikum. Das Zschorlauer Dreieckrennen bleibt eine bedeutende Veranstaltung in der Geschichte des deutschen Motorsports, die sowohl lokale als auch internationale Anerkennung gefunden hat.

Text: Thorsten Horn