Start Erzgebirge Hundsgemein: Elch eiskalt ausgesetzt
Artikel von: Sven Günther
15.01.2016

Hundsgemein: Elch eiskalt ausgesetzt

Hundsgemein: Elch eiskalt ausgesetzt
Hundsgemein: Elch eiskalt ausgesetzt Foto: Sven Günther

So eine Schweinerei!

Von Sven Günther
Schwarzenberg. Wir sehen ein Foto, das uns fuchsteufelswild macht. Es zeigt einen einsamen Elch, ausgesetzt am Rand der B 101 zwischen Schwarzenberg und Raschau. Umgekippt liegt der arme Kerl auf der Seite. So, als hätte ihm die Trauer die letzten Kräfte geraubt. Wie lange mag er aufrecht ausgeharrt haben, der weiche Gesell, bis ihn der Lebensmut verließ und er sich seitwärts senkte? Nicht abrupt. Nein. Dahinsinkend…

Des Plüschtiers überdrüssige Menschen haben sich des kuschligen Kerls entledigt, ihn liegenlassen in der Hoffnung, das braune Streichelfell würde von den Ecken und Kanten der vorbeifahrenden Autos aufgeschnitten, zerrissen, das Elch-Innere zerfetzt. Mindestens aber hätten tonnenschwere Laster ihn plattmachen sollen, den in Ungnade gefallenen Zuhörer einsamer Stunden.

Denkbar ist auch, dass nicht brutale Plüschelch-Entsorgung als Motiv angenommen werden muss – sondern fahrlässiger Elchtransport. Herabgepurzelt vom Dach eines rasant sich bewegenden Autos. Hinabgestürzt in Matsch und Schnee und Dreck und Elend. Nicht bemerkt am eisigen Boden liegend von den Besitzern, die den dicken Kerl dem Enkelchen hätten schenken wollen und jetzt in traurig blickende Kinderaugen schauen müssen in Ermangelung eines Präsentes…

Ein drittes Szenario zuletzt: Vielleicht soll der am Straßenrand entsorgte Elch ein Symbol sein. Ein Menetekel, das Umweltschützer nicht an die Wand, aber wenigstens auf die Fahrbahn mahnen wollten.

Man könnte sich vorstellen, dass sie bei der übereifrigen Suche nach stichhaltigen Argumenten, mit denen sich in Sachen Erderwärmung trefflich begründen lässt, auf die Studien des Forschers Odd Harstad von der norwegischen Universität für Biowissenschaften Oslo gestoßen sind.

Der Mann hatte herausgefunden, dass ein Elch mit seinem Rülpsern pro Jahr 100 Kilo des Treibhausgases Methan freisetzt. Soviel, wie ein Flugzeug auf dem Weg Oslo-Santiago de Chile-Oslo.
Glaubt man dem Herausfinder, leben allein in Norwegen 140.000 Elche, die umgerechnet 294.000 CO2 rülpsen, könnten man sich einen grün-ökologischen Akt des Protestes durchaus vorstellen. Harstad sprach sich dafür aus, Elche wegen ihrer Rülpser nicht zu töten. Aber ein ausgesetzter Elch am Straßenrand, wäre immerhin ein Zeichen des Protestes…

Zuletzt sei zugegeben: Es gibt Zweifler an allen drei Elch-Theorien. Die sagen, das Plüschtier am Straßenrand ist ein schnöder Plüschhund. Wie phantasielos…

Hundsgemein: Elch eiskalt ausgesetzt
Hundsgemein: Elch eiskalt ausgesetzt
Foto: Sven Günther