Start Zwickau Kommentar: Zuckertüten-Kampagne läuft auch ohne kleine Besucher
Artikel von: Redaktion
04.07.2019

Kommentar: Zuckertüten-Kampagne läuft auch ohne kleine Besucher

Ich will, ich will, ich will. Wenn´s nur noch auf die Zuckertüte ankommt. Fotos/ Montage: Pixabay.com/ A. Jagals

Seit Dienstag wird in der Stadt heiß diskutiert, ob die Verwaltung den städtischen Kitas den Besuch in der Zuckertütenfabrik Roth GmbH denn verbieten sollte. Ich, als Mama eines ABC-Kindes – so heißen die Besucher in der Regel – tendiere zum „Jein“. Typisch Frau, würde jetzt manch einer sagen. Aber im Ernst: Das Argument der Stadtspitze, es hätte einen Fall gegeben, bei dem plötzlich alle Kinder nur noch eine Zuckertüte der Lichtentanner Firma haben wollten, ist übertrieben. Objektiv betrachtet ist es eine tolle Firmenexkursion. Die Kinder erleben, dass hinter der Produktion einer Zuckertüte Menschen mit Ideen stehen und dass es Arbeit macht, ein Produkt herzustellen. Egal, ob es eine Zuckertüte ist oder nicht. Im Vordergrund steht zudem, dass sie auf diesem Weg noch größere Lust auf die Schule bekommen sollen. Nicht ganz unwichtig ist auch die Tatsache, dass der Mittagsschlaf ausfällt und sie sich riesig freuen, auswärts etwas zu unternehmen.  Und sicherlich besuchen viele Kindergartenkinder auch andere Firmen in der Region. Bei Schülern gibt es sogar ganze Projektwochen.

Andererseits hat die Stadt ein bisschen Recht. So kam auch mein ABC-Kind vor wenigen Monaten freudestrahlend mit einigen Prospekten in der Hand aus dem Kindergarten – das ist übrigens ein freier Träger. Nun denkt das kleine Kind sicher nicht gleich daran, dass man es daraufhin manipulieren wollte, sich gleich eine Zuckertüte auszusuchen. Aber ganz ehrlich?  Beim Lagerverkauf, der wenige Wochen darauf stattfand, hat er sich genau die ausgesucht, von der er erzählt hat. Ganz klar ist aber, dass es mir als Mama bzw. uns als Eltern doch im Endeffekt offen stand, die Firma selbst aufzusuchen. Und ich bin mir sicher, es hätte keine Träne gegeben, wenn es ein anderes Modell geworden wäre, das wir aus einem Laden in der Umgebung gekauft hätten. Manchmal spielt auch die eigene Erziehung eine Rolle, oder?

Sicher ist es eine tolle Sache, hinter der andererseits ein Marketingkonzept steht. Die Stadt hat mit der Aktion noch nachgeholfen: Werbung auf sämtlichen Kanälen – wenn auch unfreiwillig. Bravo, läuft!