Start Niners Inside - mit Jeff Garrett
Artikel von: Judith Hauße
28.11.2023

Niners Inside – mit Jeff Garrett

NIners-Inside mit Jeff Garrett. Fotos: pexels.com|JSpictures.de – Jan Stimpel

WochenENDspiegel im Gespräch mit den Niners Chemnitz

Vom wilden Kind der Familie, der es hasste zu verlieren, alle auf Trab hielt und stets nach seinem Gefühl handelte, bis hin zum Basketballprofi in Europa – Jeff Garretts Geschichte ist geprägt von ständigem Streben
nach persönlichem und sportlichem Wachstum, Rückschlägen und unbändigem Ehrgeiz. Der 28-jährige Amerikaner ist in Gadsden, einer Kleinstadt in Alabama, inmitten einer Sportlerfamilie aufgewachsen. Schon als Kleinkind sagte Jeff, er würde es in die NBA schaffen.

Der Konkurrenzkampf mit seinen fünf Geschwistern half ihm dabei, Tag für Tag besser zu werden, so dass er in der 9. Klasse der Highschool, als er die Jungs, die angeblich besser sein sollten, überholte, zum ersten Mal merkte, er könne es tatsächlich schaffen, sich ein Leben durch Basketball aufzubauen. Seine Karriere ist jedoch von Höhen und Tiefen geprägt. So beschreibt er seine College Zeit als steinig und gesteht sich einige Fehler ein. Trotzdem haben alle Abschnitte seinen Charakter geformt und ihn dorthin geführt, wo er heute steht – zum wertvollen Spieler der Niners Chemnitz. Doch Jeff ist noch lange nicht am Ende seiner Reise. Er verriet uns, dass er er noch einiges vor hat. Während unseres Gespräches mit dem Niners-Spieler konnten wir einen Blick in sein Leben als Profisportler und seine Persönlichkeit abseits des Feldes werfen:

Jeff Garrett im Interview


WOCHENENDSPIEGEL: Rückblickend auf deine eigene Reise bisher, was ist ein Stück Weisheit, von dem du dir wünschst, du hättest sie zu Beginn deiner Karriere gehabt?
Jeff Garrett: Ich bereue ehrlich gesagt einiges. Meine Eltern waren ziemlich streng. Als ich auf dem College auf einmal völlige Freiheit hatte, nutzte ich diese aus, anstatt an meinem Spiel zu arbeiten und besser zu werden. College ist eine ganz neue Art der Arbeitsethik und des Trainings. Ich war manchmal sehr frustriert darüber und dachte „Ihr überarbeitet uns“. Ich hatte das alles zu dem Zeitpunkt noch nicht verstanden. Unser Training im College ist im Vergleich zu dem, was wir auf professionellem Level hier machen, absolut kein Problem. Könnte ich in der Zeit zurückgehen, würde ich alles langsamer angehen lassen, mich mehr auf mein Spiel, meine Ernährung fokussieren und versuchen ein besseres Ich zu sein.

WOCHENENDSPIEGEL: Wie kann es sein, dass du so unvorbereitet aufs College gingst?
Jeff Garrett: Es gibt nicht viele aus meiner Stadt, die es auf dieses hohe Level geschafft haben. Manche die es auf die Uni schafften, wurden rausgeschmissen oder brachen ab. Da ich der erste meiner Familie bin, der auf die Universität ging, konnten sie mir auch nur bis zu einem gewissen Punkt helfen. Ich war zudem von einigen „Ja-Sagern“ umgeben, die einfach nur mit dir übereinstimmten. Ehrlich gesagt war ich ein sehr emotionaler Typ auf der Highschool und wollte oft mein eigenes Ding durchziehen. In meinem letzten Jahr war mein Trainer fünf Jahre älter als ich. Da dachte ich mir: „Ich bin größer als du, stärker als du. Was willst du mir beibringen?“ Als Sportler kommt man mit fast allem durch. Dann geht man auf die Uni, wo es auf einmal mehr als nur Basketball ist: ein Business. Hätte ich mehr Zeit ins Training investiert, anstatt mit Reisen, meinen Freunden oder unnötigem Geld verschwenden.

WOCHENENDSPIEGEL: In deinem letzten Jahr an der Universität für LSUS wurdest du als Nationalspieler des Jahres, Defensive Spieler und Newcomer des Jahres in deiner Conference ausgezeichnet. Anschließend hast du deinen Namen im NBA Draft angemeldet. Wie sehr hast du zu dem Zeitpunkt daran geglaubt, in die Liga aufgenommen zu werden und wie kam es dazu, dass du deine Karriere als professioneller Basketballer in Luxemburg startetest?
Jeff Garrett: Ich hatte definitiv das Gefühl, sofort in der NBA spielen zu können. Aber ich weiß, dass ich als offiziell gelisteter Power Forward zu klein bin und ich es dadurch schwer hätte in der NBA. Zur gleichen Zeit, egal was ich für LSUS geleistet hatte, gab meine Hintergrundgeschichte, dass ich zu mehreren Teams gewechselt bin, wahrscheinlich nicht her, dass ich bereit war für die NBA. Zudem suchen die meisten NBA Teams nach jungen Spielern und ich war schon 24. Mein Ziel war es auf jeden Fall auf dem höchstmöglichen Level zu spielen und ein Probetraining in der NBA oder der G-League (Entwicklungsliga der NBA) zu erzielen. Das hat quasi den ganzen Sommer gedauert, ohne das ich ein einziges konkretes Angebot erhielt, sodass ich eine Entscheidung treffen musste, um mein professionelle Karriere ins Rollen zu bringen. Also unterschrieb ich bei einem Agenten, dem mein College Trainer mir empfahl. 3 Tage später erhielt ich das Angebot in Luxemburg.

“Wer weiß, wo ich dann heute wäre.”

Jeff Garrett (Niners)

Jeff: “Es war sehr traumatisierend”

WOCHENENDSPIEGEL: 2021 bist du zu den BC Kiew Baskets gewechselt. Letztes Jahr ist der Krieg in der Ukraine ausgebrochen.
Wie kann ich mir diese Situation aus deiner Perspektive vorstellen?
Jeff Garrett: Es war sehr traumatisierend. Meine Tochter stand kurz vor ihrem zweiten Geburtstag und meine Freundin war sehr verängstigt. Ich hoffte, die Beiden sicher aus der Situation herauszubekommen, bevor ich mir Gedanken um mich selber machen würde. Es war aber auch sehr augenöffnend. Ich habe in den Staaten,’wo zwar nicht alles perfekt ist, schon harte Zeiten durchlebt aber nichts wie, dass in meinem Land Krieg herrscht. Ich habe viel daraus gelernt und verstanden, dass Dinge immer schlimmer sein können.

WOCHENENDSPIEGEL: Hat jeder aus dem gesamten Team angefangen nach einer neuen Spiel- bzw. Lebenssituation zu suchen?
Jeff Garrett: Ja genau. Alle haben angefangen mit ihren Agenten zu sprechen und eine neue Situation zu suchen. Einige, bei denen das nicht sofort geklappt hatte, sind erstmal nach Hause oder irgendwo in die Nähe gegangen. Ich bin auch erst einmal für ein paar Wochen nach Tschechien, um die Situation zu beobachten, da es bis dahin nur Gerede war. 2 Wochen nachdem der Krieg tatsächlich ausgebrochen war, realisierte ich den Ernst der Lage und hatte immer noch keinen neuen Deal. Deshalb bin ich zurück in die Staaten, um nach einem neuen Agenten zu suchen und mich zu organisieren, bis ich letztlich bei Jonova in Litauen unterschrieb.

WOCHENENDSPIEGEL: Dort hast du durch Mindaugas Susinskas Freundin Kontakt zu ihm aufgebaut. Wie liefen eure Gespräche
ab, bevor du bei den Chemnitz Niners unterschriebst?

Jeff Garrett: war sehr neugierig und wollte sehen, wie es hier ist. Er hat über Deutschland, die BBL, aber auch Chemnitz nur gutes Feedback gegeben. Von den Niners erzählte er, es herrsche eine tolle Umwelt mit den besten Fans der Liga. Der Coach sei sehr begeistert, intensiv aber auch ein sehr lässiger Kerl – ein „Players Coach“. Man werde jeden Tag besser und die Organisation habe sehr viel Potenzial sich weiterzuentwickeln. Die Beiden haben mir sehr geholfen, meine Entscheidung zu fällen. Ebenso mein erstes Gespräch mit Rodrigo – ich war mir sofort sicher: Das ist eine Situation, in der ich gerne spielen würde.

WOCHENENDSPIEGEL: Bist du noch in Kontakt mit ihm?
Jeff Garrett: Auf jeden Fall. Ich habe mich bei ihm gemeldet, als er bei seinem jetzigen Team in der spanischen Liga unterschrieb, um ihm zu gratulieren. Das ist ein großer Schritt, von Deutschland nach Spanien zu wechseln.

Jeff Garrett (Niners) für das 13:12. Foto: JSpictures.de – Jan Stimpel

Wechsel zu den Niners Chemnitz

WOCHENENDSPIEGEL: Ist die Attraktivität einer Stadt entscheidend, bei der Wahl eines neuen Teams?
Jeff Garrett: Für mich ist es eigentlich egal, ob große oder kleine Stadt aber mittlerweile, ist es für meine Familie schon bedeutend. Ich möchte sichergehen, dass es Attraktionen für sie gibt oder zumindest schöne Städte oder Länder in der Nähe, die wir besuchen können, sowie gute Fluganbindungen. Es macht also viel aus aber gleichzeitig auch nicht.

WOCHENENDSPIEGEL: Was war dein erster Eindruck von Chemnitz und den Niners?
Jeff Garrett:
Ich war sehr überrascht zu sehen, dass es sehr groß ist, weil die Leute immer sagen, dass es eine Kleinstadt ist. Jetzt, nachdem ich Zeit gehabt habe, mich etwas einzuleben, merke ich, dass es doch nicht so groß ist. Es ist sehr einfach sich zurechtzufinden. Ich war auch überrascht so viele amerikanische Restaurants zu sehen aber vor allem davon, dass Chemnitz eine Stadt der „älteren“ Leute ist. Aber mir gefällt es – ich genieße meine Zeit hier.

WOCHENENDSPIEGEL: Wirst du viel erkannt?
Jeff Garrett: Ja schon, aber nicht so, dass ich bedrängt oder ständig nach Bildern gefragt werde. Das weiß ich sehr zu schätzen, weil ich eine sehr schüchterne und zurückhaltende Person bin. Meine Freundin ist das genaue Gegenteil. Sie ist diejenige, die zu jedem hingeht und redet, während ich lieber für mich bleibe.

WOCHENENDSPIEGEL: Gibt es Dinge in Europa bzw. in Deutschland, die du sehr zu schätzen weißt?
Jeff Garrett: Auf jeden Fall! Ich habe ein völlig neues Level an Respekt für die Professionalität in Deutschland erlangt. Wenn ihr eine Vereinbarung habt, steht ihr dazu. Ihr macht alles nach den Regeln, auf die richtige Art. In Europa respektiere ich die Fankultur vieler Klubs. Wir haben auch coole Fans in den Staaten aber den Support, den ihr hier tagtäglich erhaltet, habe ich noch nie gesehen. Generell weiß ich auch den Lifestyle, Fashion und das Essen zu schätzen. Gerade, weil das Essen viel gesünder und hochwertiger ist als zu Hause.

WOCHENENDSPIEGEL: Was vermisst du am meisten aus den USA?
Jeff Garrett: Am meisten meine Familie. Als familienorientierte Person bevorzuge ich es, an einem freien Tag, mit meiner Mum abzuhängen, Fernsehen zu schauen oder mit meinen Geschwistern Zeit zu verbringen. Abgesehen davon, sind meine engsten Beziehungen, mit Leuten, die ich erst in den letzten paar Jahren, hier in Europa, kennengelernt habe. Ich bin generell viel glücklicher, wenn ich in Europa bin.

WOCHENENDSPIEGEL: Du bist seit 5 Jahren in Europa, wie schaffst du es Zeit mit deiner Familie in den Staaten zu verbringen?
Jeff Garrett: Es ist sehr schwierig. Selbst wenn ich zu Besuch in den Staaten bin, bin ich normalerweise mit meiner Freundin und meiner Tochter unterwegs. Ich probiere immer mal 1–2 Tage nach Gadsden zu kommen. Mehr als 5 Tage schaffe ich dabei meistens nicht. Und dann ist es meistens auch wieder Zeit für 10 Monate am Stück nach Europa zu kehren. Es ist also sehr viel SMS, Telefonieren, FaceTime und Soziale Medien.

WOCHENENDSPIEGEL: Vor der Saison bei den Niners, beschrieb Rodrigo dich als einen „Emotional Leader“. Würdest du dich selber ebenso beschreiben?
Jeff Garrett: Zu 100 %. Auch wenn Ich eine sehr schüchterne Person bin, kann ich auf dem Parkett sehr gesprächig, scherzhaft und emotional sein. Ich spiele Basketball nicht nur, weil es cool ist oder ich damit Geld verdienen kann. Ich mache das schon so viele Jahre, ohne daran verdient zu haben, aber trotzdem mit den gleichen Emotionen und der gleichen Leidenschaft. Ich bin ein Emotionaler Leader an erster Stelle, ein Energiser an zweiter Stelle und danach kommt, was auch immer ich zum Team beitragen kann, dass uns zum Erfolg führt.

WOCHENENDSPIEGEL: Wie würdest du die Chemie des Teams, sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb beschreiben?
Jeff Garrett: Ich finde sie ehrlich gesagt super. Lustigerweise hatten wir nicht wirklich viele Teambildende Aktivitäten. Dennoch sind wir uns auf dem Feld sehr nah und auch abseits verbringen wir gerne Zeit miteinander. Das hat uns sehr geholfen, jetzt schon so erfolgreich aufspielen zu können. Wir haben auch eine gute Balance zwischen jungen, unerfahrenen und erfahrenen Spielern. Das gibt uns ein gutes Verständnis und Selbstbewusstsein auf dem Parkett.

WOCHENENDSPIEGEL: Vor der Saison meintest du, die Niners und deren Ambitionen passen perfekt mit deinen eigenen überein, dich zu beweisen und den nächsten Schritt zu gehen. Nun stehen die Niners auf dem 3. Platz in der BBL. Du erreichst pro Spiel knapp 14 Punkte, bist der zweitbeste Rebounder der Liga bei hoher Effizienz. Hast du erwartet, so gut zu starten?
Jeff Garrett: Gehofft hatte ich es auf jeden Fall, ehrlich gesagt sogar etwas besser. Ich habe immer sehr hohe Erwartungen an mich selber und bin selbst nach einem guten Spiel nicht komplett zufrieden. Das bedeutet nicht, dass ich jedes Spiel 20–30 punkte erzielen muss. Ich möchte einfach nur jeden Abend alles geben, was das Team von mir braucht, um erfolgreich sein. Das kann an einem Abend der Fokus auf die
Verteidigung und an einem anderen auf meine Führungsrolle sein.

WOCHENENDSPIEGEL: Ihr hattet, aufgrund von Verletzungen, ein paar harte Spiele hinter euch. Wie habt ihr es dennoch geschafft euch durchzukämpfen und die Siegesserie aufrechtzuerhalten? Jeff Garrett: Wir alle wollen gewinnen und geben alles dafür. Wenn ich sehe, wie einer von uns vom Feld muss, möchte ich nur noch mehr Gas geben. Es geht aber auch alles auf die Pre-Season zurück. Die Art, wie Coach das Team zusammengestellt hat, aber auch, dass wir alle von Anfang an sagten, dass wir was Besonderes dieses erreichen möchten. Rodrigo hat sichergestellt, dass wir uns täglich pushen, besser zu werden und dass unsere Ausdauer auf einem sehr hohen Level ist. Wir wussten, es wird nicht immer der Fall sein, dass wir eine 12er, 10er oder sogar 8er-Rotation haben und haben uns dementsprechend vorbereitet.

WOCHENENDSPIEGEL: Was hoffst du in Zukunft noch zu erreichen?
Jeff Garrett: Ich bin nicht erfüllt, bis ich bei einem Euro League Team unterschrieben habe. Ich bin in meinem fünften (professionellen) Jahr und glaube nicht, dass es zu spät ist. Ich habe das Talent und das Potenzial es auf das Level zu schaffen. Selbst wenn meine Skills noch nicht genug sein sollten, weiß ich, dass ich den Ehrgeiz habe, sie mir anzueignen, um auf das nächste Level zu kommen.

Basketball und Familie

WOCHENENDSPIEGEL: Deine Tochter ist 3 Jahre alt. Wie viel bekommt sie davon mit, dass ihr Vater ein Basketball Spieler ist und deshalb viel Unterwegs ist, umziehen muss, usw.?
Jeff Garrett: Sie schlägt sich sehr gut damit und achtet viel auf ihre Umgebung und die Energie im Raum. Wenn ich sage, ich mache gleich los, versteht sie vielleicht nicht ganz meine Worte aber sie merkt, dass ich meine Tasche packe und weg sein werde. Sie versucht mich dann immer vom gehen abzulenken. Vor einem Trip fühle ich mich meist etwas niedergeschlagen und versuche einfach nur den Moment zu genießen, solange ich kann.

WOCHENENDSPIEGEL: Denkst du darüber nach, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen wird?
Jeff Garrett: Darüber denke ich ungelogen die ganze Zeit nach. Ich möchte einfach, dass sie selbstbewusst ihren Zielen nachgeht. Da sie selber Basketball liebt, wäre ich glücklich, wenn sie sich für den Sport entscheidet aber umso mehr, wenn sie eine akademische Richtung einschlägt. Der Sport bringt nämlich einige hässliche und unwahre Stereotypen mit sich wie z.B. dass Sportler nicht intelligent sind oder nicht mit Geld umgehen können. Wir scherzen immer, dass sie mal Tierärztin oder Unternehmerin wird. Aber egal wofür sie sich entscheidet, ich werde sie so oder so unterstützen.

WOCHENENDSPIEGEL: Ich habe schon oft von Sportlern gehört, dass das Elternwerden nicht nur die persönliche Entwicklung beeinflusst, sondern auch deren Performance. Würdest du sagen, das trifft auf dich ebenso zu? Inwiefern?
Jeff Garrett: Definitiv! Es ist eine ganz neue Form der Verantwortung und hat mir geholfen zu verstehen, dass ich nicht immer der Beste auf dem Feld sein muss. Ich möchte jedoch immer sicher sein, dass ich mein Bestes gebe. Es ist mir wichtig, dass ich durch meinen Spielstil und mein Verhalten abseits, immer so professionell wie möglich auftrete. Denn das Verhalten, das ich vorzeige, reflektiert auch immer auf meine Familie.

WOCHENENDSPIEGEL: Was ist der verrückteste Moment, den du bei einem Spiel erlebt hast?
Jeff Garrett: Der war in meinem letzten College Jahr, in einem Spiel gegen New Orleans. Es war Anfang des zweiten Viertels. Zwischen einem Mitspieler und einem Gegenspieler brach ein Kampf aus. Ein paar Leute auf unserer Bank, und ein paar aus der Gegnerischen sind aufs Feld gestürmt. Die Polizei musste die Fans davon abhalten, ebenso das Feld zu betreten. New Orleans ist kein wirklich sicherer Ort – für uns als Gastteam war es eine sehr gefährliche Situation. Als es sich beruhigte, wurden alle Beteiligten rausgeworfen. Bei uns blieben fünf und beim gegnerischen Team sechs Spieler übrig. Wir mussten also fast drei Viertel, ohne Auswechslung, durchspielen. Am Ende legte ich 35 Punkte auf und hatte meine wohl beste Performance.

WOCHENENDSPIEGEL: Hast du bestimmte Rituale vor einem Spiel?
Jeff Garrett: Das wichtigste ist das richtige Essen vor einem Spiel. Das kann etwas selbst gekochtes sein, etwas vom Feel Good Club oder auch die Chicken Teryiaki Bowl und ein Stück Möhren Kuchen von Dean and David. Dann lege mich nochmal kurz schlafen, höre Musik oder unterhalte mich mit Freunden. Ich versuche immer 2 Stunden vor dem Spiel in der Halle zu sein, damit ich ungestört meine eigene Routine machen kann. Also nichts wirklich Besonderes. Ich bevorzuge es, alles zu vermeiden, das meine Stimmung kippen könnte.

WOCHENENDSPIEGEL: Wie gehst du mit Erwartungen um?
Jeff Garrett: Ich erlaube keine Erwartungen Anderer, die Überhand zu gewinnen. Es gibt nur so viel, dass ich selber kontrollieren kann: meine Energie, meine Einstellung, mein Kampfgeist. Den Rest versuche ich
auszublenden. Selbst wenn Familie und Freunde mir zuschauen und Feedback geben, lasse mich davon nicht beeinflussen und fokussiere mich stattdessen voll und ganz auf mein Team. Ich habe aber meine
eigenen Erwartungen und da ist es manchmal etwas frustrierend, wenn ich diese nicht erfülle oder ich nicht so abliefere, wie ich es mir vorgestellt hatte.

WOCHENENDSPIEGEL: Hast du irgendwelche Interessen, die Leute, die dich nur als Basketballer kennen, überraschen würden?
Jeff Garrett: Ich bin sehr interessiert an Tieren, auch wenn ich Angst vor ihnen habe. Ich würde später aber schon gerne etwas mit Tieren arbeiten. An Videografie bin ich auch sehr interessiert. Ich habe zwar (noch) nicht wirklich das richtige Auge und Gefühl für Fotografie aber würde mich vielleicht gerne mit Filmen im Sport beschäftigen. So genau weiß ich es noch nicht aber grundsätzlich interessiert mich Arbeit mit technischen Geräten und Software.

Niners-Pull out

Am Ende des Interviews konnte Niners-Spieler Jeff aus einer Box drei Papierschnitzel mit kurzen Fragen ziehen:

Ein Leben ohne Basketball?
Jeff Garrett: Mittlerweile wäre ich wahrscheinlich okay damit, ich habe viele durchgemacht, vieles gesehen, aber früher wäre ich ohne verloren gewesen. Ich konnte so viele Menschen dadurch treffen, Erfahrungen machen, Orte bereisen. Es gab mir ein besseres Verständnis dafür, wie ich mich um mich selber und meinen Körper kümmern muss. Leute, die ich dadurch getroffen habe, konnten mir mit meiner Beziehung helfen, andere wie ich mit meinem Geld umgehe und es investiere. Basketball hat mich sehr viel gelernt.

Kekse oder Schokolade?
Jeff Garrett: Ich liebe Schokolade. Ich liebe aber auch Kekse. Ich würde Kekse sagen, da ich ein Back-Typ bin – alles was Kuchen, Muffins und Kekse betrifft.

Die lustigste Person des Niners-Teams?
Jeff Garrett: Ich würde sagen Kevin. Er ist lustig mit dem, was er sagt, aber auch häufig ungewollt, also manche Dinge, die er einfach tut, wie als er sich letztens beim Einlaufen seinen Kopf am Tunnel gestoßen hat. So etwas bringt mich immer sehr zum Lachen. Abgesehen von ihm würde ich wahrscheinlich mich oder Deandre nennen. Die anderen sind eher gelassen und zurückhalten.

Interview von Kyriaki Linoxylaki und Judith Hauße

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