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Artikel von: Björn Max Wagener
09.01.2024

Reset

WochenENDspiegel-Kolumnist Karl Geiger. Foto: peplies consult GmbH

Garmisch und Innsbruck bereiten Probleme

Die Vorleistungen der Saison hatten mich zum Mitfavoriten der Vierschanzentournee gemacht. Zwei Weltcupsiege in Klingenthal und einige Top-5-Platzierungen haben Erwartungen geschürt, auch meine eigenen. Dann ist es wie in einem Skispringerleben oft, doch anders gekommen. Obwohl ich mit viel Euphorie und Zuversicht in den Auftaktwettbewerb in Oberstdorf gegangen bin, habe ich bereits auf der heimischen Schanze merken müssen, dass ich von der Spitze ein gutes Stück weit weg bin. Ein vierter Platz nach dem ersten Wertungsdurchgang, ein 7.Platz in der Endabrechnung des ersten Springens.

Die Schanzen von Garmisch und Innsbruck stellten mich dann vor echte Probleme. Die Dinge liefen nicht mehr rund. Jeder Sprung hatte seinen eigenen Fehler, die Weite verhinderten – die Weiten, um vorne mit einzugreifen. Schon während der Tournee habe ich mich intensiv mit mir und meinem Sprungsystem auseinandergesetzt. In der Vergangenheit sind mir ja immer wieder Korrekturen und die Rückkehr in die Erfolgsspur in kurzen Zeiträumen gelungen. Diesmal blieb der erhoffte Turnaround aus. Die Ergebnisse in Bischofshofen zeigten zwar wieder in die richtige Richtung, aber waren von den gewünschten Resultaten doch noch ein gutes Stück weit weg.

Der goldene Adler ist diesmal in eine andere Richtung geflogen. Kobayashi war der verdiente Sieger; ihm gebührt Anerkennung genau wie Andreas Wellinger, der eine großartige Tournee gesprungen ist, jedoch auch anerkennen musste, dass der Japaner mit einer zu bewundernden Kaltschnäuzigkeit kaum Fehler gemacht hat. Ich habe den Verlauf der Tournee innerlich akzeptiert und meinen Frieden damit gemacht. Die Saison ist noch lang und der Blick muss nach vorne gehen.

Froh ein paar Ruhetage zu haben

Oberstdorf im Schnee – ich bin froh, jetzt ein paar Ruhetage zu Hause zu haben, mich geistig zu sammeln und im Training auf den Heimschanzen ein technisches Reset durchzuführen, die Dinge wieder von Grund auf aufzubauen, ein Selbstverständnis für die richtigen Abläufe zurückzuerlangen, Stabilität zu bekommen. Nach der Vierschanzentournee kommt dann eine Dreischanzentournee. Die Polen sind Gastgeber für vier Springen auf drei Schanzen, was ich aus zeitökonomischer und ökologischer Sicht für sinnvoll erachte.  Die Wettkämpfe werden Schlag auf Schlag absolviert, eine ähnliche Herausforderung für die Springer wie bei der Vierschanzentournee.

Ich werde jetzt in Ruhe arbeiten, mich auf die nächste Etappe gut vorbereiten und schauen, dass ich das Ruder wieder herumreißen und an die Erfolge zu Saisonbeginn anknüpfen kann. Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck und Bischofshofen liegen in dieser Saison hinter mir. Die neuen Aufgaben stehen an; sie müssen angegangen werden.

Herzliche Grüße
Karl Geiger