Artikel von: Constanze Lenk
13.09.2017
Retter gesucht – Das Freiberger Schwurgericht verschwindet
Ein historisches Kleinod der Stadt Freiberg soll verschwinden – das Schwurgericht. Geschworenengerichte bei denen Geschworene -meist unbeteiligte Bürger- die Sachlage eines Falles beurteilen während der staatliche Richter nur für die Rechtslage zuständig ist, sind oftmals aus amerikanischen Filmklassikern, wie die „12 Geschworenen“ oder „Die Jury“ bekannt. Aber wussten Sie, dass es in Sachsen bis 1924 solche Geschworenengerichte gab?
Im Freiberger Amtsgericht, das seinerzeit noch als Landgericht fungierte und mit dem August-Bebel-Prozess 1886 auch Justizgeschichte schrieb, wurde noch in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts ein eigener Saal für ein solches Geschworenengericht errichtet. Die zumindest in Sachsen aber vermutlich weit darüber hinaus bestehende Besonderheit ist: Dieser Saal einschließlich seiner holzvertäfelten Wände, seiner Zuschauerempore, der Bänke für Presse, Richter, Angeklagte und Geschworene besteht immer noch.
Noch, denn er soll abgerissen werden.
Im Zuge der längst überfälligen Sanierung des Freiberger Amtsgerichts soll der Saal komplett untergehen und Platz machen für stillose Zweckbauten. Damit verschwindet auch für die Stadt Freiberg ein Stück Stadtgeschichte und mögliches Alleinstellungsmerkmal.
Schade, eine einmalige Gelegenheit, Justizgeschichte für jedermann erlebbar zu machen, wird für immer verschwinden. Aber vielleicht findet sich noch ein Retter!
Rechtsanwalt Jörg Neuber, BSKP Freiberg
Hier noch ein Bild mit der Empore: