Start Saisonstart Interview mit Pavel Dotchev
Artikel von: Redaktion
03.08.2023

Saisonstart Interview mit Pavel Dotchev

Pavel Dotchev gab DFB.de ein ausführliches Interview. Hier im Foto links mit Martin Männel und Matthias Heidrich (re.). Foto: FCE

Die Vorbereitung geht in die heiße Phase

Erzgebirge. Die Vorbereitung geht in die heiße Phase: Vom 4. bis zum 6. August legt die 3. Liga mit dem ersten Spieltag der Saison 2023/2024 wieder los. Pavel Dotchev, Chefcoach des FC Erzgebirge Aue, kennt sich als Drittliga-Rekordtrainer so gut aus wie sonst kaum jemand. Im DFB.de-Interview spricht der 57-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Entwicklung der 3. Liga und die bevorstehende Saison.


DFB.de: Für Sie wird es bereits die 13. Saison in der 3. Liga sein. Kann Sie da überhaupt noch etwas überraschen?

Pavel Dotchev: Beim Trainingsauftakt vor einigen Wochen war die Vorfreude unverändert groß. Fans, Neugierige und die Medien wollten das neue Team sehen. Man fühlt die Aufregung wie vor dem ersten Schultag. Auch nach all den Jahren wird es nie langweilig.

DFB.de: Ihre längste Zeit ohne Verein erlebten Sie von September 2013 bis Juli 2015. Wie waren Sie mit der Situation umgegangen?

Pavel Dotchev: Das war in der Tat eine sehr schwierige Phase für mich. In meinen eineinhalb Jahren beim SC Preußen Münster hatte ich das Team aus der Gefahrenzone in die obere Tabellenregion geführt. Die 72 Zähler, die wir in der Saison 2012/2013 geholt hatten, hätten in vielen Spielzeiten den Aufstieg bedeutet. Dann nach wenigen weiteren Partien freigestellt zu werden, obwohl wir im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli gewonnen hatten, war für mich ein Schlag ins Gesicht. Ich habe ein wenig Abstand benötigt, um wieder für eine neue Aufgabe bereit zu sein. Je länger man dann aber ohne Verein ist, umso größer ist auch die Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. Ich habe mich dennoch nie bei den Klubs angeboten. Ich bin der Auffassung, dass die Vereine selbst den Kontakt herstellen, wenn sie von mir als Trainer überzeugt sind.

DFB.de: Zwischenzeitlich waren Sie beim FC Erzgebirge Aue auch schon als Sportdirektor tätig, kehrten aber zum Trainerjob zurück. Was fasziniert Sie an der Arbeit?

Pavel Dotchev: Bevor ich in Aue Sportdirektor wurde, hatte ich mit dem FC Viktoria Köln und dem MSV Duisburg zwei sehr intensive und anstrengende Trainerstationen hinter mir. Ich habe mit meinen Mannschaften quasi drei Jahre lang immer gegen den Abstieg gespielt. Als Sportdirektor hatte ich die Möglichkeit gesehen, beim Fußball zu bleiben und im Hintergrund auf viele Sachen Einfluss nehmen zu können. Ich hatte mir die Tätigkeit anders vorgestellt, als sie letztendlich war. Ich stehe einfach viel zu gerne selbst auf dem Platz, begleite ein Team nah auf seinem Weg und die Spieler bei ihrer Entwicklung. Der persönliche Kontakt mit den Jungs und die Mannschaftsführung machen mir großen Spaß.

DFB.de: Nicht nur bei den Spielen, auch bei der Anzahl an Vereinen sind Sie Rekordtrainer. Was hat Ihre sieben Stationen in der 3. Liga jeweils ausgezeichnet?

Pavel Dotchev: Egal, ob beim SC Paderborn 07, SV Sandhausen, Preußen Münster, Erzgebirge Aue, Hansa Rostock, Viktoria Köln oder MSV Duisburg: Jeder meiner Vereine ist eine eigene Marke. Die Arbeitsbedingungen, das Umfeld und die Fans waren jeweils unterschiedlich. Ich habe immer wieder etwas Neues gesehen, mich weiterentwickelt, gelernt, was zu mir passt. Ich schätze jede meiner Stationen und bin so der Trainer geworden, der ich heute bin.

DFB.de: In der kommenden Saison gehören mit dem MSV Duisburg, Viktoria Köln, Preußen Münster und dem SV Sandhausen gleich vier Ihrer Ex-Klubs zu den Ligakonkurrenten des FC Erzgebirge. Freuen Sie sich auf ein Wiedersehen besonders?

Pavel Dotchev: Münster ist weiterhin ein Stück Heimat für mich. In Köln habe ich viele Freunde gefunden. Als ich damals den SV Sandhausen übernommen hatte, war ich noch nicht bereit dafür. Ich hatte zuvor mit großen Ambitionen den bulgarischen Rekordmeister ZSKA Sofia betreut und sogar ein wenig davon geträumt, irgendwann Nationaltrainer zu werden. Vor Ort war die Realität dann eine andere. Keine vier Wochen später bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und sofort Trainer in Sandhausen geworden. Das war noch zu früh.

DFB.de: Bereits in der Gründungssaison hatten Sie in der 3. Liga an der Seitenlinie gestanden. Wie hat sich die Spielklasse aus Ihrer Sicht seit 2008/2009 entwickelt?

Pavel Dotchev: Ganz enorm. Die 3. Liga hat von Jahr zu Jahr an Qualität gewonnen. Die Spielklasse ist immer professioneller geworden und nähert sich damit immer weiter der 2. Bundesliga an. So gibt es zum Beispiel zur kommenden Saison auch in der 3. Liga den Vierten Offiziellen. Das finde ich gut. Ich würde vermuten, dass irgendwann auch der VAR eingeführt wird. Da in der 2. Bundesliga die TV-Einnahmen trotz der jetzigen Steigerung noch einmal deutlich höher sind, haben umso mehr Vereine das Ziel, unbedingt aufsteigen zu wollen. Genau das macht es jedes Jahr schwieriger. Es gibt quasi kein Mittelfeld mehr. Entweder geht es für die Vereine um den Aufstieg oder um den Klassenverbleib.

DFB.de: Wie ist insgesamt Ihr Eindruck von den aktuellen Auf- und Absteigern?

Pavel Dotchev: Mit dem SV Sandhausen und Arminia Bielefeld kommen zwei Vereine dazu, die sehr ambitionierte Kader zusammengestellt haben. Auch der SV Waldhof Mannheim, Dynamo Dresden, der 1. FC Saarbrücken und vermutlich auch der FC Viktoria Köln werden sich ebenfalls nach oben orientieren wollen. Außerdem gibt es immer wieder eine Überraschungsmannschaft, die ins Aufstiegsrennen eingreift. In der abgelaufenen Saison war das zum Beispiel die SV 07 Elversberg. Die Aufsteiger haben häufig nichts zu verlieren und werden die Euphorie in das Abenteuer 3. Liga mitnehmen wollen. Dabei ist es von Vorteil, dass diese Teams häufig eingespielt sind und die Trainer schon über einen längeren Zeitraum im Klub tätig sind. Sascha Hildmann steht zum Beispiel schon seit Dezember 2019 in Münster an der Seitenlinie. Das ist ein nicht unwesentlicher Vorteil.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga war der FC Erzgebirge Aue in der zurückliegenden Saison schlecht gestartet und befand sich lange Zeit in der Nähe der Gefahrenzone. Was ist in der bevorstehenden Spielzeit möglich?

DFB.de: Wie ist insgesamt Ihr Eindruck von den aktuellen Auf- und Absteigern?


Pavel Dotchev: Mit dem SV Sandhausen und Arminia Bielefeld kommen zwei Vereine dazu, die sehr ambitionierte Kader zusammengestellt haben. Auch der SV Waldhof Mannheim, Dynamo Dresden, der 1. FC Saarbrücken und vermutlich auch der FC Viktoria Köln werden sich ebenfalls nach oben orientieren wollen. Außerdem gibt es immer wieder eine Überraschungsmannschaft, die ins Aufstiegsrennen eingreift. In der abgelaufenen Saison war das zum Beispiel die SV 07 Elversberg. Die Aufsteiger haben häufig nichts zu verlieren und werden die Euphorie in das Abenteuer 3. Liga mitnehmen wollen. Dabei ist es von Vorteil, dass diese Teams häufig eingespielt sind und die Trainer schon über einen längeren Zeitraum im Klub tätig sind. Sascha Hildmann steht zum Beispiel schon seit Dezember 2019 in Münster an der Seitenlinie. Das ist ein nicht unwesentlicher Vorteil.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga war der FC Erzgebirge Aue in der zurückliegenden Saison schlecht gestartet und befand sich lange Zeit in der Nähe der Gefahrenzone. Was ist in der bevorstehenden Spielzeit möglich?


Pavel Dotchev: Ich könnte jetzt natürlich sagen, dass wir angreifen und aufsteigen wollen. Das wäre aber nach dem Verlauf des zurückliegenden Jahres in meinen Augen unseriös. Meiner Meinung nach ist es ein realistisches Ziel, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben und einen einstelligen Platz erreichen wollen. Im nächsten Schritt geht es dann darum, die Mannschaft punktuell weiter zu verstärken.

DFB.de: Was muss sich für ein besseres sportliches Abschneiden ändern?


Pavel Dotchev: Wir haben darauf geachtet, eine ausgeprägtere Hierarchie im Kader zu haben. Während der Vorsaison gab es Reibungspunkte innerhalb des Teams. Auf einigen Positionen hatten wir mehrere routinierte Spieler, von denen aber jeweils nur einer spielen konnte. Jetzt haben wir eine bessere Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Mit einem funktionierenden Kollektiv kann man einiges kompensieren. So konnte sich zum Beispiel auch der SV Wehen Wiesbaden in der Relegation durchsetzen, obwohl die individuelle Qualität bei Arminia Bielefeld auf dem Papier höher war.