Start Vogtland Schulterklopfen statt Händedruck
Artikel von: Sven Günther
16.03.2020

Schulterklopfen statt Händedruck

Frank Wagner, Chef der Handwerkskammer Chemnitz (Mitte), ehrt die Gesellen Peter Claus, Tim Groh, Pascal Pumpa und Franklyn Kühn (v. l.). Sie erreichten die besten Prüfungsergebnisse. Foto H.-J. Schwochow

Lieber Meister statt Master

Aue. „Wenn alle studieren, wer soll dann die Universitäten bauen“, meint Peter Claus. Der 19-jährige Stollberger hatte Minuten vor dieser coolen Äußerung am 13. März im Kulturhaus Aue seine Gesellenfreibesprechung erlebt. Der sympathische Elektroniker wurde dabei gleich zweimal auf die Bühne gerufen. Zum einen erhielt er sein Zeugnis und zum anderen wurde er gemeinsam mit den Mechatronikern für Kälte- und Klimatechnik Franklyn Kühn (Radeberg), Tom Groh (Plauen) und Pascal Pumpa (Cottbus) für besonders gute Prüfungsergebnisse geehrt.

Während der frischgebackene Geselle seinen Leistungsdurchschnitt von 2.1 relativ gelassen kommentierte, war Vater Steffen (54) und Opa Heinz (72) die Freude über das Abschneiden ihres Filius förmlich ins Gesicht geschrieben. „Dass Peter nach der 10. Klasse eine Lehre begann, war eine richtige Entscheidung“, so der Vater. Heinz fügt hinzu: „Ich war selbst Elektriker. Meinen Enkel habe ich von klein auf an dieses Handwerk herangeführt. Er war sehr interessiert. Klar bin ich stolz auf Peter“. Der so Gelobte wird zunächst in seinem Ausbildungsbetrieb, der Elektro-Burkhardt GmbH Stollberg, praktische Erfahrungen sammeln, vielleicht irgendwann einmal eine Meisterausbildung getreu dem Motto „Lieber Meister als Master“ absolvieren und sich bis dahin um alles kümmern, was im elterlichen Haus an Reparaturen anfällt.

Aus seiner Sicht hat das Handwerk nach wie vor einen goldenen Boden. Diesen Standpunkt teilen auch die 71 Mechatroniker für Kältetechnik, neun Metallbauer und 22 Elektroniker, die aus den Händen ihrer Innungsobermeister, des Präsidenten der Handwerkskammer Chemnitz Frank Wagner, Kreishandwerkermeister Bertram Drechsel, Oliver Sander, Vorsitzender der Gesellenprüfungskommission im Ausbildungsbereich Kälte- und Klimatechnik, ihren Gesellenbrief erhielten.

In diesem Jahr allerdings nicht mit einem freundschaftlichen Händedruck, sondern mit einem kameradschaftlichen Schulterklopfer. Daran hatte der Corona-Virus seinen Anteil. Bei aller Freude bleibt aber die Tatsache, dass nach wie vor enormer Fachkräftemangel herrscht.

Außerdem geht die Sorge um, dass viele Handwerksbetriebe in der Region keine geeigneten Nachfolger finden und so die Betriebsaufgabe droht. Die Im Freistaat angedachte Erhöhung des Bonus bei einer Meisterausbildung auf 2.000 Euro will dem entgegenwirken. hjs