Start Sind Allergiker weniger anfällig für COVID-19?
Artikel von: Redaktion
17.12.2021

Sind Allergiker weniger anfällig für COVID-19?

Laut der Studie Covidence UK ist das Risiko, an Covid-19 zu erkranken Asthmatikern war dieses Risiko sogar um 38 % geringer. Foto: ©alexanderuhrin – stock.adobe.com

Anfang Dezember 2021 steigen in den verschiedenen Regionen Sachsens die Corona-Zahlen und die 7-Tage-Inzidenz ist besonders rund um Dresden sehr hoch: Das reicht von etwa 800 in Zwickau bis zu einem Wert von über 2.200 in Mittelsachsen.

Angesichts dieser Zahlen fürchten sich viele Menschen mit Asthma, an Corona zu erkranken und in diesem Fall schlechte Aussichten zu haben, die Krankheit zu überstehen. Eine in der Fachzeitschrift „Thorax“ veröffentlichte Studie ist jedoch zu anderen Ergebnissen gekommen:

Überraschende Ergebnisse

Menschen mit Heuschnupfen, Erkältungen, Ekzemen und allergischen Erkrankungen hatten ein geringeres Risiko, an COVID-19 zu erkranken, insbesondere wenn sie auch an Asthma litten.

Ein fortgeschrittenes Alter, männliches Geschlecht und andere (nicht allergische) Grunderkrankungen wiesen der Studie zufolge nicht auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von COVID-19 hin. Besondere Risikofaktoren scheinen jedoch starkes Übergewicht, überfüllte Haushalte und viele Kontakte in Bereichen, die nicht zur Gesundheitsfürsorge gehören, zu sein.

Asiatische Ethnizität, Fettleibigkeit, überfüllte Haushalte, Kontakt zu anderen Haushalten in Innenräumen und Tätigkeiten mit Menschenkontakt in anderen Bereichen als der Gesundheits- und Sozialfürsorge waren anscheinend unabhängig voneinander mit einer höheren Anfälligkeit verbunden, so die Forscher.

Bei der Erforschung, warum die Menschen an COVID-19 erkranken, fehlen noch Daten, wie sich Lebensstil, Ernährung Sozialverhalten und andere Faktoren auswirken.

In Großbritannien wird gerade eine groß angelegte Studie mit dem Namen COVIDENCE UK an 20.000 Personen durchgeführt, die diese Faktoren besser untersuchen soll. Dabei zeichnet sich schon ab, dass sich die Risikofaktoren für COVID-19 von den Faktoren unterscheiden, die sonst dazu führen, dass Menschen eher in einer Intensivstation behandelt werden müssen.

Groß angelegte Studie in Großbritannien

Die an COVIDENCE UK beteiligten Forscher befragten die Probanden zu ihrem Alter, ihren häuslichen Verhältnissen, ihrem Beruf, ihrem Lebensstil, ihrem Gewicht, ihrer Größe, ihren langjährigen Beschwerden, der Einnahme von Medikamenten, ihrem Impfstatus, ihrer Ernährung und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.

Fast drei Prozent der Teilnehmen wurden im Laufe der Studie mit COVID-19 infiziert und 32 davon mussten in ein Krankenhaus. Dabei waren Asiaten fast doppelt so oft von Infektionen betroffen wie weiße Briten. Auch Haushalte, in denen viele Menschen sich wenig Wohnraum teilen und viele Sozialkontakte führten zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, sich mit COVID-19 zu infizieren.

Asthmatiker sind weniger oft von COVID-19 betroffen

Seltsamerweise haben Menschen mit Hautkrankheiten wie Ekzemen und Allergiker, die etwa an Heuschnupfen leiden, eine etwa um 23 % geringere Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken.

Bei Asthmatikern war dieses Risiko sogar um 38 % geringer. Das gilt besonders bei allergischem Asthma, das mit Steroidinhalatoren und Wirkstoffen wie Salbutamol und Terbutalin behandelt wird. Bei Menschen mit nichtallergischem Asthma konnten die Forscher jedoch ein nur wenig reduziertes Risiko feststellen.

Besonders stark scheint sich das Risiko zu reduzieren, wenn jemand an Heuschnupfen, einer Erkältung oder einem Ekzem und zusätzlich an Asthma leidet. Das könnte eine physiologische Ursache haben: Diese Menschen haben weniger ausgeprägte Rezeptoren namens ACE-2, die es den Corona-Viren erlauben, in die menschlichen Zellen einzudringen.

Sonstige Faktoren wie Alter, Geschlecht, andere medizinische Bedingungen, Ernährung und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln standen in keinem Zusammenhang mit dem Infektionsrisiko.

Die Studie zeigt, dass es nur wenige Überschneidungen zwischen den Risikofaktoren für die Entwicklung von COVID-19 und den Risikofaktoren, die sonst dazu führen, dass Menschen in einer Intensivstation behandelt werden müssen, gibt.

Die Daten rechtfertigen aber einige Maßnahmen, zum Beispiel Beschränkungen bei den sozialen Kontakten, um zu verhindern, dass sich die Infektion schnell ausbreiten kann.

Spielt auch Vitamin D eine Rolle?

Weitere Forschungsarbeiten zu den Faktoren für Unterschiede bei den Risiken, an COVID-19 zu erkranken, sind geplant. Besonders Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen werden noch genauer untersucht. Diese könnten auf einen Vitamin-D-Mangel zurückzuführen sein, der in manchen Gruppen besonders verbreitet ist.