Start Zwickau Wer ist schuld am Kon-Desaster?
Artikel von: Redaktion
01.02.2017

Wer ist schuld am Kon-Desaster?

Am 11. November 2010 war Grundsteinlegung. Über drei Millionen Euro teurer wurde die Sanierung des Robert-Schumann-Konservatoriums nun. Der Akteneinsichtsausschuss suchte nach den Gründen. Fotos: Alice Jagals/ Archiv

Zwickau. Unzureichende Fehl- und Vorplanungen, Verzögerungen, spontane Extra-Wünsche des Betreibers und Insolvenzen sollen den um mehr als drei Millionen höheren Kostencocktail des Robert-Schumann-Konservatoriums ausgemacht haben. Die Mitglieder des Akteneinsichtsausschusses (AEA) legten nun einen Bericht ihrer Untersuchung vor.

Für 7,7 Millionen Euro sollte das Robert-Schumann-Konservatorium saniert werden. Im Endeffekt wurden daraus 10,75 Millionen Euro. Das ist auch für die Zwickauer unbegreiflich. Ist doch die Musikschule international bekannt.

Im Bericht scheint es so einige Ungereimtheiten während des Bauprozesses gegeben zu haben. Selbst als der AEA die Arbeit 2015 aufnahm, bekam dieser nicht alle Akten zu Verfügung gestellt. Vier Monate nach den ausgereichten 236 Aktenordnern kamen plötzlich sechs weitere dazu, die zur Zeit des Gerichtsverfahrens bezüglich der Glasfassade durch den AEA angefordert wurden. In diesen ging hervor, dass selbst ein zweiter Gutachter die Feststellungen des ersten Gutachters einfach übernommen hatte.

Generell schien mit den Akten eher stiefmütterlich umgegangen worden zu sein. So fehlen Inhaltsverzeichnisse und Posteingangsstempel. „Außerdem fanden wir fälschbare mit Bleistift geschriebene Aktennotizen, welche in der Form nicht zulässig sind und sie wurden durch Notizen auf Rückseiten verwiesen, welche aber unbeschrieben waren“, erklärt Michael Hillert, Vorsitzender des AEA. „Da liegt es doch nahe, dass es sich nicht einmal um Originale handelte.“

Den Hauptanteil der Kostensteigerung würden die Extra-Wünsche des Nutzers sein. Grundsätzlich seien gefasste Beschlüsse des Stadtrates nicht umgesetzt worden. So wurden die maximal 150.000 Euro für „Kunst am Bau“ gar nicht erst berücksichtigt. Nicht alle Planungs- und Bauüberwachungen wurden öffentlich ausgeschrieben, was bei einem solch großen Projekt aber üblich ist.

Wer ist schuld?

Und wer kann zur Verantwortung gezogen werden? Die Frage stellten sich auch die Mitglieder des AEA. Eine Protokollierung der Bürgermeisterkonferenzen wurde nicht zur Einsicht freigegeben. Und auch auf die Bitte hin, eine chronologische Liste aller am

Michael Hillert, Vorsitzender des AEA. Foto: Alice Jagals

Bauvorhaben involvierten Sachgebietsleiter- und Amtsleiter sowie damals zuständigen Bürgermeister zu erhalten, kam die Antwort, dass das den heute Handelnden nicht möglich sei.

Sollte etwa der im Juli 2014 verstorbene Baubürgermeister Rainer Dietrich eine tragende Rolle gespielt haben? Und was ist mit dem Nutzer des Robert-Schumann-Konservatoriums? Waren sie zu gierig und bekamen dennoch ihre Extra-Wünsche erfüllt? „Na ja, Wünsche kamen seitens der Konservatoriums. Dass diese aber auch noch Berücksichtigung fanden, liegt in anderen Verantwortungen“, meint Hillert.

Fakt ist: In der Bauzeit gab es 124 Bauberatungen, 27 Planer-Besprechungen und lediglich vier Bauherrenbesprechungen. Sie sind „demzufolge ihrer Sorgfaltspflicht nur ungenügend nachgekommen.“ Weiterhin wurden angebotene Preisnachlässe nicht in Anspruch genommen. „Das weist auf zu lange stadtinterne Bearbeitungszeiten beziehungsweise unprofessionelles Arbeiten hin, um Kosten zu sparen“, so Hillert. Die sogenannten langen Bearbeitungszeiten spiegelten sich auch in der Beantwortung seitens der Ausschussmitglieder wieder. „Meist kamen die Antwortschreiben einen Abend oder gar wenige Stunden vor den Ausschusssitzungen“, sagt Hillert.

Das gibt also Raum für weitere Spekulationen und das letzte Wort ist auch in Hinblick auf laufende Gerichtsverfahren sicher noch nicht gesprochen. Fraglich bleibt im Endeffekt auch, inwiefern es zu Konsequenzen kommen wird, obwohl sich die neun Mitglieder des Ausschusses 28 Mal in ihrer Freizeit getroffen und Akten gewälzt haben.