Start Zwickau „Zwickau - Da geht noch mehr“
Artikel von: Redaktion
29.04.2016

„Zwickau – Da geht noch mehr“

Sie gehören zum Zwickauer Jugendbuffet und wollen mitbestimmen: Max Golle, Chris Scheundel, Anika Zabel, Josephine Wittig, Fabienne Seidel, Oliver Thümer. Foto: Alice Jagals
Sie gehören zum Zwickauer Jugendbuffet und wollen mitbestimmen: Max Golle, Chris Scheundel, Anika Zabel, Josephine Wittig, Fabienne Seidel, Oliver Thümer.
Foto: Alice Jagals

Zwickau. Es ist Ende April. Das Konzept zur Bildung eines Jugendgremiums müsste jetzt dem Stadtrat vorliegen. Das gibt es auch und wird zur kommenden Sitzung am Dienstag, den 10. Mai, beraten. „Doch wir finden es nicht richtig, den Jugendlichen Druck zu machen“, sagt Koordinator Matthias Bley. Er begleitet die acht

Moritz Natzschka, Kreisschülerrat Zwickau: Politiker reden zu viel. Das wirkt abschreckend. Bei Jugendlichen gibt es weniger ein Parteieninteresse als einzelne Themen, für die sie sich engagieren möchten. So gesehen geht Politik an der großen Masse vorbei.
Moritz Natzschka, Kreisschülerrat Zwickau: “Politiker reden zu viel. Das wirkt abschreckend. Bei Jugendlichen gibt es weniger ein Parteieninteresse als einzelne Themen, für die sie sich engagieren möchten. So gesehen geht Politik an der großen Masse vorbei.”

Jugendlichen, die sich seit der ersten Jugendkonferenz im August vergangenen Jahres unter dem Motto „Zwickau – Da geht noch mehr“ zusammengefunden haben. „Acht junge Leute, danach würde sich so manche Partei die Finger nach lecken“, sagt er stolz. Denn seiner Meinung nach sind Jugendliche sehr wohl in der Lage und gewollt, selbst in ihrer Stadt etwas zu bewirken.

Bisher finden die Treffen meist monatlich oder gar wöchentlich unter dem Namen „Jugendbuffet“ statt. Doch eine richtige Klärung, ob man sich nun als Gremium oder als Parlament zusammenschließen möchte, ist noch immer nicht ersichtlich. „Wir fänden es schon klasse, wenn wir generelles Mitspracherecht im Stadtrat hätten. Die Stadt als Ganzes geht auch uns etwas an“, sagen die Mitglieder.

Dr. Tom Thieme, Politikwissenschaftler TU Chemnitz: Politiker sind in Verruf geraten. In den jungen Jahren gibt es noch den Idealismus. Später passt man sich der Realität an. Da bleiben viele Hoffnungsträger sicher auf der Strecke.
Dr. Tom Thieme, Politikwissenschaftler TU Chemnitz:
Politiker sind in Verruf geraten. In den jungen Jahren gibt es noch den Idealismus. Später passt man sich der Realität an. Da bleiben viele Hoffnungsträger sicher auf der Strecke.

„Doch in erster Linie muss die Jugendkultur wach gerüttelt werden“, sagt unter anderem die 16-jährige Anika Zabel.

Dass es viele Jugendliche gibt, die sich weniger für die Kommunalpolitik interessieren, ist gar nicht so abwägig. Sich dann auch noch dafür zu engagieren, erweist sich als Einzelfall. „Man muss sich auch einmal vor Augen führen, dass man als Politiker nicht immer von seiner ‚Berufung‘ leben kann“, sagt Landrat Christoph Scheurer, der  gemeinsam mit Carsten Körber, MdB, Moritz Natzschka, KSR Zwickau, Pascal Saller, Schülersprecher beim BSZ Werdau, und Dr. Tom Thieme, Politikwissenschaftler an der TU Chemnitz,  vergangene Woche über das Thema „Generation Desinteresse“ im Rahmen der Tage der Demokratie und Toleranz diskutierte.

Von den 33 Gemeinden ist gerade einmal die Hälfte der Stadt- und Gemeindeoberhäupter hauptamtlicher Bürgermeister. Rund 15 von 100 Kreisräten würden laut Aussage von Scheurer ihr Geld mit Politik verdienen.

Ein generelles Desinteresse gegenüber Politik stellt Politikwissenschaftler Tom Thieme nicht fest. Im Gegenteil. Einze

Christoph Scheurer (CDU). Landkrat Landkreis Zwickau: "Man braucht ein gemeinsames Ziel. Zur Wendezeit hatten wir das. Wer beispielsweise Kreisrat ist, muss jährlich 1.000 Seiten Bürokratie durchlesen. Das muss man erstmal wollen und zeitlich können."
Christoph Scheurer (CDU). Landrat Landkreis Zwickau: “Man braucht ein gemeinsames Ziel. Zur Wendezeit hatten wir das. Wer beispielsweise Kreisrat ist, muss jährlich 1.000 Seiten Bürokratie durchlesen. Das muss man erstmal wollen und zeitlich können.”

lne Themengebiete wie beispielsweise die Flüchtlingskrise schweißen zusammen. Volksparteien haben ein Nachsehen. Besonders Arbeitsgruppen, die eine gemeinsame Sache wie den Tier- oder auch Umweltschutz vertreten, werden immer stärker.

 

Die 19-jährige Tina Krüger, die das Podium organisierte, hatte außerdem im März ein Experiment gewagt. Mit einer Kamera in der Hand wollte sie Zwickauer zu ihrer politischen Meinung befragen. Das Resultat: „Keiner wollte sich vor der Kamera öffentlich äußern, egal wie alt die Person war.“

Hauptberufliche Politiker wollen Pascal Saller und Moritz Natzschka jedenfalls nicht werden. Das steht für sie bereits fest.  Aber ein Mitspracherecht sollte schon vorhanden sein.