Start Der Niners-Kapitän im Interview
Artikel von: Judith Hauße
22.09.2023

Der Niners-Kapitän im Interview

Am Mittwoch werden Jonas Richter und sein Team zum ersten Saisonspiel beim amtierenden deutschen Meister. Foto: JSpictures.de – Jan Stimpel

Von seinen Zielen, dem „Jonas Richter-Move“ und olympischen Träumen

Als wir vergangene Woche die Trainingshalle betreten, ist der Kapitän der Chemnitzer Basketballer zunächst nicht zu sehen. Schnell kommen Fragezeichen auf. Aber nein, da ist er – abseits des Spielfeldes. Im Gespräch erzählt er uns, er sei beim Testspiel gegen Weißenfels unglücklich gefallen. „Der Fuß ist etwas blau unterlaufen“, sagt er, gibt aber Entwarnung: „Nichts verletzt.“ Für den Saisonstart am Mittwoch gegen Ulm wäre das sonst eine bittere Pille, die die Niners zum Auftakt hätten schlucken müssen.

„Wir können uns immer auf Jonas verlassen. Er hat sich jeder Herausforderung gestellt und von Jahr zu Jahr verbessert“, so Cheftrainer Rodrigo Pastore über Jonas Richter. Im Interview mit WochenENDspiegel verrät der 26-Jährige auch, was außer dem Basketball auf seiner Bucket-List für dieses Jahr steht:

WochenENDspiegel: Die Organisation hat in den nächsten Jahren noch viel vor mit dem Projekt Niners. Jonas, du als Chemnitzer Junge. Wie wäre es etwa auch mit einer eigenen Basketball-Arena?

Jonas: Unser Geschäftsführer Steffen Herhold hat natürlich diesen Traum, einen Niners-Dome zu errichten. Das wäre schon sehr cool, wenn wir unter dem Namen Niners ein eigenes Trainings- und Spielzentrum hätten, das rund um die Uhr zur Verfügung steht. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen.

WochenENDspiegel: Welchen Ratschlag hat dir Rodrigo mitgegeben, den du niemals vergessen wirst?

Jonas: Viele. (lacht). Er hat mich über die Zeit sehr geprägt. Ich habe mit 17 Jahren begonnen, unter ihm zu trainieren und jedes Jahr immer etwas dazugelernt. Ich glaube auch, er hat in mir erst den Gedanken geweckt, dass ich Profi-Sportler werden kann. Den Sport auch als Business zu sehen , bei dem du auch außerhalb professionell sein musst, auf Ernährung und Schlaf achtest, aber auch an Tagen, wo es mal nicht so läuft, deine Leistung trotzdem konstant halten musst.

WochenENDspiegel: Wie zufrieden bist du bisher mit dem neuen Team, der Pre-Saison und auch mit deiner persönlichen Leistung?

Jonas: Wir haben dieses Jahr ein sehr gutes Team. Das Testspiel gegen Weißenfels war phasenweise schon richtig gut. Aber wir kennen uns alle erst seit 4-5 Wochen, da ist es normal, dass es auch noch Phasen gibt, wo es noch nicht zu hundert Prozent klappt. Ich bin trotzdem sehr optimistisch für dieses Jahr, dass wir besser sein werden als letzte Saison.

WochenENDspiegel: Gibt es etwas, woran du im Sommer besonders gearbeitet hast?

Jonas: Ich habe viel mit unserem Individual-Trainer Nicolas Perez zusammengearbeitet. Hier habe ich an meinem Wurf und den Freiwürfen gearbeitet.

WochenENDspiegel: Gibt es einen besonderen Skill, den du dir in deiner Karriere gern noch aneignen willst? Der „Jonas-Richter-Move“?

Jonas: Ich versuche, mir viel von Euroleage-Spieler oder dem Nationalteam abzugucken. Aber für mich persönlich ist es zunächst wichtig, den Wurf von der Dreier- und Freiwurflinie konstant zu treffen und danach reden wir nochmal über einen „Jonas Richter-Move“ (lacht).

WochenENDspiegel: Apropos international. Ihr werdet aufgrund der Europe-Cup-Teilnahme erneut eine Doppelbelastung haben. Wie habt ihr euch darauf vorbereitet und gibt es etwas, was ihr aus dem vergangenen Jahr gelernt habt?

Jonas: Mitgenommen von der letzten Teilnahme haben wir auf jeden Fall das Thema Belastungssteuerung. In dem Sinne, wie du etwa die Trainingsreize setzt wenn du zwei bis drei Spiele pro Woche hast. Für mich persönlich habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, in so einem engen Zeitfenster auf die Erholungspausen zu achten.

WochenENDspiegel: Abseits des Basketballs hast du vor über zwei Jahren deine Uni-Prüfungen an der TU Chemnitz abgeschlossen, nur der Bachelor fehlt noch. Wie sieht es denn damit aus?

Jonas: Tja (lacht). Der Plan ist eigentlich, während der Saison die Bachelor-Arbeit zu schreiben. Habe ein Thema. Mal schauen, ob ich das alles hinbekomme. Aber es ist nicht einfach, wir haben so viele Spiele und Trainingstage, da bin dann auch mal froh, wenn ich frei habe.

WochenENDspiegel: Gehen wir lieber wieder zurück zum Basketball. Wie hast du das WM-Finale unserer Nationalmannschaft gegen Serbien verfolgt?

Jonas: Zusammen mit meiner Freundin und Freunden in Chemnitz. Wir haben das Spiel zuhause auf einem Beamer geschaut. Natürlich haben wir uns riesig gefreut und sind ausgerastet. Ich bin richtig happy, dass Deutschalnd Weltmeister geworden ist.

WochenENDspiegel: Dein Debüt für die Nationalmannschaft im März war für viele sehr beeindruckend. Spielst du mit dem Gedanken, dich für die Olympiade nächstes Jahr zu empfehlen?

Jonas: Auf jeden Fall. Wenn Gordon Herbert mich einlädt, werde ich mein Bestes geben. So, wie ich das auch schon Anfang des Jahres zeigen konnte. Aber die Konkurrenz auf meiner Positition ist sehr groß. Da gibt es einige NBA- und Euroleague-Spieler. Aber wenn ich die Chance habe, werde ich sie ergreifen.

Interview von Interview von Judith Hauße und Kyriaki Linoxylaki