Start Erzgebirge Dringender Bedarf an Sozialwohnungen in Sachsen
Artikel von: Redaktion
27.02.2024

Dringender Bedarf an Sozialwohnungen in Sachsen

Bereits seit Jahrzehnten vernachlässigen Bund und Länder aus Sicht der Gewerkschaft den sozialen Wohnungsbau. Symbolfoto: Pexels

Ein Appell für mehr staatliche Initiative

Region. Im Erzgebirgskreis offenbart sich ein drängendes soziales Problem, das weit über die Grenzen dieser Region hinaus Bedeutung hat. Es besteht in der Region ein eklatanter Mangel an Sozialwohnungen. Der Staat, der monatlich rund 1,9 Millionen Euro für Mietzahlungen im Rahmen der Kosten der Unterkunft aufbringt, steht vor einer finanziellen und sozialen Herausforderung, die eine nachhaltige Lösung erfordert.

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat in diesem Zusammenhang einen deutlichen Appell an die Mitglieder des Bundestags gerichtet. Es ist Zeit, den Bau von Sozialwohnungen massiv voranzutreiben, um langfristig weniger von den Mietzahlungen an Vermieter abhängig zu sein. Die Statistiken sind alarmierend. Allein im Erzgebirgskreis werden staatliche Zuschüsse für etwa 7.000 Haushalte geleistet, um die Mietkosten für bedürftige Bürger zu decken. Diese Situation spiegelt eine bundesweite Krise wider, in der dringend über 910.000 Sozialwohnungen benötigt werden, um den wachsenden Bedarf zu decken.

Sozialwohnungen als kosteneffizientere Lösung

Die IG BAU weist darauf hin, dass die finanzielle Belastung durch Mietzuschüsse zwar eine kurzfristige Hilfe darstellt, langfristig jedoch der Bau von Sozialwohnungen eine weitaus kosteneffizientere und sozial gerechtere Lösung bietet. Sozialwohnungen schützen nicht nur vor der Willkür des freien Marktes, sondern dienen auch als wichtiges Instrument zur Regulierung der Mietpreise. Vor allem aber bieten sie eine lebenswerte Perspektive für Menschen, die auf dem angespannten Wohnungsmarkt kaum Chancen haben: Geringverdiener, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen oder Vorstrafen, um nur einige zu nennen.

Andreas Herrmann von der IG BAU Südwestsachsen kritisiert das bisherige Missmanagement und die Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus durch Bund und Länder. Er fordert ein sofortiges Umdenken und Investitionen in den Neubau von Sozialwohnungen. Ein entschiedenes Handeln ist gefordert, um die Krise zu bewältigen und den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken. Dabei geht es nicht nur um eine finanzielle Entlastung des Staates, sondern vielmehr um die Schaffung von Grundlagen für ein würdevolles Leben für alle Bürger.

Gewerkschaft fordert Sondervermögen

Die IG BAU unterstützt ausdrücklich die Forderung nach einem “Sofort-Budget Sozialwohnungsbau” von 50 Milliarden Euro auf Bundesebene. Diese Summe soll den sozialen Wohnungsbau entscheidend voranzutreiben. Nur so lasse sich aus Sicht der Gewerkschaft das Versprechen von 100.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr realisieren.

“Es ist richtig und wichtig, dass der Staat Wohngeld zahlt und dass er die Kosten der Unterkunft übernimmt. Noch besser sind aber Sozialwohnungen. Sie machen den Staat unabhängig von jeder Miet-Preistreiberei auf dem Wohnungsmarkt. Auf Dauer sind sie also die günstigere Lösung für die Staatskasse. Außerdem sind Sozialwohnungen die beste Mietpreis-Bremse für den Wohnungsmarkt. Der Staat könnte zudem vor allem auch Menschen leichter mit einer Wohnung versorgen, die es auf dem Wohnungsmarkt immer schwer haben. Dazu zählen Haushalte mit geringem Einkommen, Alleinerziehende, Schwangere, Familien mit – vor allem mehreren – Kindern. Insbesondere aber auch Behinderte, psychisch Kranke, Wohnungslose und Vorbestrafte. Sie alle hätten dann endlich bessere Chancen, wieder leichter auf dem Wohnungsmarkt im Erzgebirgskreis Fuß zu fassen”, so Andreas Herrmann von der IG BAU Südwestsachsen.

Jedoch geht Herrmann noch weiter und wirft dem Staat ein “Missmanagement bei der Unterstützung fürs Wohnen” vor. Bund und Länder hätten den sozialen Wohnungsbau seit Jahrzehnten “massiv vernachlässigt”. Das sei auch in Sachsen deutlich zu spüren. “Dadurch haben wir jetzt landesweit einen dramatischen Mangel an sozialem Wohnraum: Allein in Sachsen muss der heutige Bestand an Sozialwohnungen bis 2030 um mehr als 47.800 steigen. Bundesweit werden dann über 910.000 Sozialwohnungen mehr gebraucht.”