Start Ein Dankesbrief an Sahra Wagenknecht?
Artikel von: Sven Günther
03.01.2024

Ein Dankesbrief an Sahra Wagenknecht?

WochenENDspiegel-Interview mit Sachsens CDU-Generalsekretär Alexander Dierks

Region. Er agiert hinter den Kulissen, ist der Stratege der sächsischen CDU. Alexander Dierks. Der Generalsekretär. Seit 2013 sitzt er im Landtag, seit 2017 hat er die Spitzenposition bei den Christdemokraten inne. Dem WochenENDspiegel gab er folgendes Interview.

WOCHENENDSPIEGEL: Vor der CDU, vor Ihnen, liegt ein richtungsweisendes Jahr. Bei der Landtagswahl zeichnet sich ein Zweikampf mit der AfD um die Führungsrolle in Sachsen ab. a) Wie sehr schmerzt Sie diese Situation? b) Wie konnte es zu dieser Situation kommen?

Alexander Dierks: „Unser Land steht vor großen Herausforderungen. Die Ampel-Regierung in Berlin schafft es nicht, die richtigen Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu geben. Hohe Migrationszahlen, steigende Kosten für Energie und das alltägliche Leben oder internationale Krisen. Das alles beschäftigt die Bürger. SPD, Grüne und FDP finden aber keine Lösungen. Sie sind zerstritten und machen eine Politik, die die Menschen im Land schlichtweg nicht verstehen. Umverteilungsdebatten, Bevormundung oder Verbote waren noch nie die richtigen Rezepte, um aus einer Krise zu kommen. Die Bürger fühlen sich deshalb im Stich gelassen. Daraus entsteht große Verunsicherung. Davon profitieren die politischen Ränder, die aber selbst keinerlei echte Lösungen anbieten. Gemeinsam mit Ministerpräsident Michael Kretschmer gehen wir unseren sächsischen Weg der Verlässlichkeit, der klaren Worte und des gesunden Menschenverstandes. Das mag nicht immer jedem in Berlin gefallen, aber das muss es ja auch nicht.“

WOCHENENDSPIEGEL: Gefühlt hat man nicht den Eindruck, dass etwas besser geworden ist – und die meisten Wähler entscheiden nach Gefühl. Auf der einen Seite spüren sie Lehrermangel, Polizistenmangel, Fachkräftemangel, auf der anderen zu viel Bürokratismus, zu viel illegale Einwanderung, zu viel Blabla über nicht relevante Themen wie z.B. das Gendern. Haben Sie Fakten gegen diese Gefühle?

Alexander Dierks: „Wir Menschen neigen dazu, die negativen Seiten zu sehen. Das ist ja auch gar nicht verkehrt, denn nur so kann man etwas verbessern. Mit Blick auf die vergangenen 30 Jahre können wir Sachsen aber sehr stolz auf das sein, was wir erreicht haben. War der Freistaat 1990 noch von maroden Innenstädten, hoher Arbeitslosigkeit und großer Abwanderung geprägt, haben die Menschen im Land viel mit Fleiß und einer unfassbaren Aufbauleistung Sachsen stark gemacht. Als CDU wollten wir immer unseren Teil dazu beitragen. Dabei ist uns gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern einiges gelungen. Meiner Meinung nach hatten wir als CDU dabei den Fokus auf den Politikfeldern: innere Sicherheit, starke Wirtschaft, beste Bildung, gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land, Innovation und Forschung. So haben wir uns 2019 dafür eingesetzt, dass Sachsen 1.000 Polizisten mehr bekommt. Das wurde umgesetzt. Das Handwerk stärken wir durch die Verdopplung des Meisterbonus auf 2.000 Euro. Wir haben den Medizin-Studiengang am Klinikum Chemnitz in Zusammenarbeit mit der TU Dresden etabliert, um eine bessere ärztliche Versorgung in Südwestsachsen zu ermöglichen. An der TU Chemnitz wurde die Lehrerausbildung erweitert, um dem Lehrermangel entgegenzutreten. Innenminister Armin Schuster konnte seine Forderung an den Bund nach Grenzkontrollen an Sachsens Grenzen zu Polen und Tschechien durchsetzen. Als CDU liefern wir also bei den Themen, die die Sachsen bewegen. Übrigens stehen andere Bundesländer vor ähnlichen oder den gleichen Herausforderungen. Klar ist aber auch, dass wir uns nicht auf Erreichtem ausruhen werden. Wir arbeiten jeden Tag weiter mit großer Ernsthaftigkeit für Sachsen und seine Bürger.“

WOCHENENDSPIEGEL: Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen, damit die CDU in Sachsen weiter stärkste Kraft bleibt?

Alexander Dierks: „Als Sächsische Union sind wir die Partei der Sachsen. Das heißt, dass wir alle Bürger im Blick haben – nicht nur einzelne Gruppen wie andere Parteien. Die Grundlagen unserer Politik sind gesunder Menschenverstand, kluge Ideen und Zukunftsoptimismus. Wir bevormunden die Menschen nicht, sondern führen Dialog auf Augenhöhe mit Ihnen und entwickeln so gemeinsam mit ihnen die Zukunft unserer Heimat. So arbeitet Ministerpräsident Michael Kretschmer jeden Tag und wir wollen diesen Weg fortsetzen. Schwerpunkte für eine weiterhin gute Entwicklung Sachsens sind gute Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft, Fachkräftegewinnung, eine gute finanzielle Ausstattung der Kommunen, die weitere Stärkung unseres Bildungssystems sowie bestmögliche innere Sicherheit. Dafür haben wir kluge Ideen und die richtigen Konzepte.“

WOCHENENDSPIEGEL: Haben Sie schon einen Dankesbrief an Sahra Wagenknecht geschickt?

Alexander Dierks: „Nein. Wieso hätte ich das tun sollen?“

WOCHENENDSPIEGEL: Weil das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ auch im Teich der Unzufriedenen angelt, so der AfD Stimmen raubt..?

Alexander Dierks: „Ich möchte nicht darüber spekulieren, wer wem vielleicht Stimmen abnimmt. Diese Beschäftigung von Politik mit sich selbst bringt den Sächsinnen und Sachsen nichts. Sie erwarten, dass wir gut für sie und den Freistaat arbeiten. Das tun wir als CDU. Damit wollen wir 2024 wieder stärkste Kraft werden.“

WOCHENENDSPIEGEL: Im Bund wird die CDU nicht müde, die Arbeit der Regierung anzuprangern. Damit feuert sie auch massiv gegen SPD und Grüne, mit denen Sie in Sachsen regieren. Wenn die Christdemokraten die Landtagswahl gewänne, könnten die Genossen und die Umweltschützer der CDU im Freistaat die kalte Schulter zeigen – und sie stünde relativ allein da…

Alexander Dierks: „In einem Dreierbündnis zu arbeiten, ist immer schwierig. Es ist das Resultat des Ergebnisses der Landtagswahl 2019. Die Koalition in Sachsen hat trotz krisenhafter Zeiten viele wichtige Projekte des Koalitionsvertrags umgesetzt und Sachsen stabil durch große Unsicherheiten gebracht. Ich habe bereits einige Beispiele genannt. Nach der Wahl im nächsten Jahr ist unser Ziel, eine Regierung mit nur noch einem Koalitionspartner zu bilden. Die Wähler haben es in der Hand, indem sie die CDU mit einem starken Ergebnis ausstatten.“

WOCHENENDSPIEGEL: Noch ein Grund, Sahra Wagenknecht den Hof zu machen und ihr möglichst viele Stimmen zu wünschen…

Alexander Dierks: „Wir werben um möglichst viele Stimmen für die CDU.“

WOCHENENDSPIEGEL: Als Generalsekretär ziehen Sie die Strippen im Hintergrund, sind maßgeblich für die pragmatische Arbeit und den Wahlkampf zuständig. Was ist Ihre ganz persönliche „Kraft-Tankstelle“, wobei können Sie entspannen und abschalten?

Alexander Dierks: „Ein Wahlkampf ist wie die tägliche politische Arbeit immer eine Teamleistung. Ohne eine starke Mannschaft geht da nichts. Ich tanke gerne Kraft in der Natur, wenn ich zum Beispiel rund um Chemnitz beim Wandern unterwegs bin. Ausgleich finde ich auch beim Sport im Fitnessstudio. Da bleibt dann auch mal das Handy aus und man ist nicht ständig erreichbar. Und ansonsten teile ich ein „Hobby“ zum Abschalten mit sicher vielen anderen: Einfach mal einen Sonntag zu Hause verbringen und ein paar Folgen der Lieblingsserien wie ‚Peaky Blinders‘ oder ‚Babylon Berlin‘ zu schauen.“

Vielen Dank für das Gespräch!