Start Frenzel flieht in den Schnee
Artikel von: Sven Günther
12.01.2023

Frenzel flieht in den Schnee

Schnee, wie hier auf dem Foto in Flossenbürg, ist aktuell Mangelware. Eric Frenzel ist nach Seefeld gereist, hofft auf gute Trainingsbedingungen. Foto: privat

Springen – Laufen – Schreiben. Für Eric Frenzel, den Weltklasse-Athleten in der Nordischen Kombination, beginnt wieder der Triathlon, den er schon seit Jahren kennt.

Schanze – Loipe – Laptop. Auch in dieser Saison schreibt der Weltmeister und Olympiasieger seine Kolumne im WochenENDspiegel, nimmt die Leser mit hinter die Kulissen, lässt sie an seinem Leben, seinen Gedanken teilhaben.

Wie schon seit vielen Jahren. Deshalb gibt es jetzt auch ein besonderes Geschenk: „Skispitzen“, das erste Buch von Eric Frenzel, das von der Agentur ERZ·art der medien·GRUPPE Chemnitz·Erzgebirge (in der auch der WochenENDspiegel erscheint) gefertigt wird. Sie können es bestellen. Einfach eine Mail an schreiben.

Flucht nach Seefeld

Von Eric Frenzel
Erst Chaux Neuve, dann auch noch Klingenthal – die Weltcupabsagen wegen Schneemangels purzeln nur so herbei. Im Gegensatz zu den letzten beiden Wintern, in den denen es Schneemangel-bedingte Absagen in Mitteleuropa nicht gab und eher sogar Skandinavien mit Schneemangel in Lillehammer, Trondheim und Oslo zu kämpfen hatte, weil diese Orte nur knapp über dem Meeresspiegel liegen, hat es uns Kombinierer nun gleich zweimal hintereinander erwischt. Ob der Klingenthal-Weltcup in der nächsten Woche ersatzweise für Chaux-Neuve neu angesetzt werden kann, muss abgewartet werden.

Das versetzt uns Kombinierer kurzfristig in Aufruhr und bringt uns mittel- und langfristig in nachhaltiges Grübeln, ein Grübeln über Klima und Wetter und die Auswirkungen auf den Wintersport.
Kurzfristig sind folgende Aspekte bedeutsam: die Weltcups fallen aus und schneiden damit Teilen unserer Mannschaft, auch mir, Möglichkeiten ab, die Qualifikationsnormen für die anstehende Weltmeisterschaft in Planica zu erfüllen. Bliebe es bei den Ausfällen, stünden nur die Wettkämpfe in Schonach, Oberstdorf und Seefeld zur Qualifikation zur Verfügung, was die Möglichkeiten stark einschränken würde. Der nächste wichtige Punkt: wir werden aus unserem Wettkampfrhythmus genommen, was wirklich schlecht ist und wir haben keine Möglichkeiten zum Training, was noch schlechter ist.

Meine Heimstrecke an dem Skilanglaufzentrum Silberhütte im Oberpfälzer Wald auf rund 900 Meter Höhe, das mir in den letzten Wintern beste Möglichkeiten zum Heimtraining auf Schnee bot, kann mir nicht weiterhelfen. Kurzer Familienrat in der Flossenbürger Küche- die Würfel sind schnell gefallen. Die Koffer werden nachmittags neu gepackt, das Gepäck und die Ausrüstung im Auto verstaut und in die Navigation zeigt den Ort mit Schneesicherheit: Seefeld.

Während ich mich auf die Fahrt begeben habe, checkt Laura Quartiermöglichkeiten. Nach einer Stunde Autobahnfahrt weiß ich, wo ich schlafen werde. Laura hat eine Ferienwohnung gefunden, um mit den Kindern am Wochenende nachkommen zu können – Ski und Rodel gut, auch die Kinder werden das mögen.

Langlauftraining steht dann täglich auf dem Programm, lange Phasen, um die Grundlagenausdauer zu halten und für die wichtigsten Wettkämpfe des Jahres -Qualifikation durch die Weltcups und Weltmeisterschaft – gut vorbereitet bestreiten zu können. Zugleich dürfen aber auch härtere, schnelle Intervalle nicht fehlen, einmal um Wettkampfe zu simulieren und die berühmte Wettkampfhärte zu schmieden und die Schnellkraft zu stimulieren. Hier muss nun die WM-Form gemacht werden.

Während des Fahrens vergewissere ich mich nochmal bei Einheimischen, die ich in Österreich gut kenne, dass die Bedingungen in Seefeld gut sind- sie sind gut und werden wohl gut bleiben. Also, den letzten Schliff werde ich mir an einem Ort holen, dessen Geist mich schon immer beflügelt hat.