Artikel von: Sven Günther
11.06.2024
Führende Unternehmen der Region sehen die Wirtschaft kentern
Kurs wechseln!
Region. Das Signal ist eindeutig! Wenn wir das Steuer nicht herumreißen, kracht die deutsche Wirtschaft mit 22,5 Knoten gegen einen Eisberg und versinkt wie weiland die Titanic in eisigen Fluten. Der Grund: Ohne qualifizierte Zuwanderung sind die Lecks, die fehlende Arbeitskräfte reißen, nicht mehr zu schließen. Die Fakten: Bis 2032 fehlen in Sachsen 120.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter. Etwa 75 Prozent der Stellen, die in Deutschland zwischen 2010 und 2023 neu geschaffen wurden, sind mit ausländischen Arbeitskräften besetzt worden. Die simple Rechnung: Schwache Wirtschaft = niedrige Steuern = weniger Geld zum Gestalten für den Staat oder für die Renten. Fakten, die von der neu gegründeten „Wirtschaftsinitiative für Vielfalt und Toleranz“ (widv) kommen.
Die Mitglieder der unabhängigen und überparteilichen Organisation: Führende Unternehmen der Region, wie Porsche Werkzeugbau Schwarzenberg, Mennekes Neudorf, community4you Chemnitz, FDTech, Wirtschaftförderung Erzgebirge, Auerhammer Metallwerk, HENKA Stollberg, IDT Annaberg, Ibes AG und viele weitere. Das Credo: „Die widv treibt die Überzeugung an, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Wohlstand in Deutschland untrennbar mit einer Kultur der Offenheit und Vielfalt verbunden sind.“
Digitalisierung, Automatisierung, Zuwanderung und eine starke Dachmarke – diese Themen standen im Mittelpunkt der Regionalkonferenz Erzgebirge im Volkshaus in Thum. Über 250 Teilnehmer, darunter Unternehmer, Politiker und Verwaltungsexperten, diskutierten unter dem Motto „Hammer Perspektiven?!“ über die Zukunft der Region.
Ein starkes Zeichen setzen
Rico Anton, Landrat des Erzgebirgskreises, eröffnete die 7. Regionalkonferenz: „Wir wollen eine neue Ära für die Region einläuten. Unter dem Titel ‚Hammer Perspektiven!?‘ beleuchten wir die Herausforderungen des Transformationsprozesses.“
Kretschmer lobt Zusammenhalt
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer war beeindruckt: „Das Erzgebirge ist eine der stärksten Industrieregionen Sachsens. Hier wird gemeinsam angepackt. Die Region hat sich mit Mut und Zuversicht entwickelt. Wir werden diesen Weg weitergehen.“ Symbolisch erhielt er die Dachmarke Erzgebirge, die künftig in der Staatskanzlei in Dresden an die Region erinnern soll.
„Image im Eimer“?
Joerg G. Fieback, Geschäftsführer der zebra Group GmbH, hielt die Keynote „Image im Eimer. Warum der Osten eine neue Erzählung braucht“: „Das Erzgebirge erscheint oft in einem braunen Licht, auch weil die Berichterstattung einseitig ist. Wir brauchen Zuzug, aber Familien fragen sich: Ist das ein lebenswerter Ort?“ Er rief dazu auf, Haltung zu zeigen und positive Geschichten zu erzählen.
Wirtschaftsinitiative für Demokratie und Vielfalt
Inmitten von Turbulenzen und Unmut setzen Unternehmen ein kraftvolles Zeichen: Eine neu gegründete Wirtschaftsinitiative macht sich für die freiheitlich demokratische Grundordnung stark. Dieses Netzwerk von Unternehmen hat ein klares Ziel vor Augen: Die Prinzipien und Werte unseres Grundgesetzes zu verteidigen. Besonders wichtig ist ihnen dabei, eine offene und tolerante Gesellschaft zu bewahren. „Wir wollen fremdenfeindlichen Haltungen, Parteien und Organisationen entschieden entgegentreten“, erklärt Katrin Hoffmann, Geschäftsführerin des Industrievereins Sachsen 1828 e.V. „Hass und Hetze sind keine Lösung – sie zerstören den Zusammenhalt und schaden der Wirtschaft.“
Social Media Kampagne zur Aufklärung
Die erste große Aktion der Initiative ist eine Social Media Kampagne, die über Instagram, Facebook und LinkedIn läuft. Hier positionieren sich die teilnehmenden Unternehmen mit persönlichen Statements. Fakten zum Thema Migration in den Arbeitsmarkt ergänzen die Beiträge. Alle Inhalte sind auch auf der Webseite www.widv.de zu finden. Diese Kampagne soll bis zu den Landtagswahlen im September andauern.
Demokratie und Vielfalt: Schlüssel zur wirtschaftlichen Zukunft
Die Unternehmen wenden sich nicht nur an die Politik, sondern auch an die Öffentlichkeit und ihre Mitarbeiter. Sie betonen die Bedeutung von Demokratie und Vielfalt für die Wirtschaft. Migration sei essentiell für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. „Wir sensibilisieren vor den diesjährigen Wahlen, ohne eine konkrete Wahlempfehlung auszusprechen“, so Katrin Hoffmann. „Welche Parteien für eine offene Einwanderungsgesellschaft stehen, können die Wähler selbst erkennen.“
Bevor die Regionalkonferenz Erzgebirge um 14:00 Uhr mit dem offiziellen Programm beginnt, stehen neben den benannten Herausforderungen der Transformation auch Unternehmerinnen und Unternehmer des Erzgebirges im Mittelpunkt, die sich als erste im Erzgebirge offiziell zum Beitritt in die „Wirtschaftsinitiative für Demokratie und Vielfalt“ bekennen. Denn Demokratie und Weltoffenheit sind wichtige Bausteine, um die Region Erzgebirge zukünftig auf stabile Pfeiler zu stellen.
„In diesen herausfordernden Zeiten ist es wichtiger denn je, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Porsche steht für eine offene Gesellschaft, Respekt und Toleranz. Insofern begrüßen wir ausdrücklich, dass in diesen Tagen so viele Menschen eine klare Haltung gegen Extremismus zeigen“, sind sich Carlo Modesto, Geschäftsführer bei Porsche Werkzeugbau GmbH in Schwarzenberg, und sein kaufmännischer Leiter Ralph Teumer einig. Porsche war das erste Unternehmen aus dem Erzgebirge, das sich der erst in der letzten Woche offiziell gegründeten Wirtschaftsinitiative für Demokratie und Vielfalt anschloss.
Binnen weniger Tage entschieden sich weitere regionale Firmen, mit ihrem Beitritt ein Zeichen zu setzen. Stand heute sind das folgende Unternehmen:
- Auerhammer Metallwerk GmbH, Aue-Bad Schlema
- HENKA GmbH, Stollberg
- IDT Industrie- und Dichtungstechnik Werk Kupferring GmbH, Annaberg-Buchholz
- Mennekes Elektrotechnik Sachsen GmbH, Sehmatal
- Porsche Werkzeugbau GmbH, Schwarzenberg
- Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, Annaberg-Buchholz
Die Wirtschaftsinitiative setzt ein klares Zeichen: Für Demokratie, Vielfalt und gegen Fremdenfeindlichkeit. Ein starkes Bündnis für eine bessere Zukunft!
Positives Image schaffen
Eine Imageanalyse des Regionalmanagements Erzgebirge zeigte 2022: Nur 2 Prozent verbinden das Erzgebirge mit Industrie, obwohl die Region reich an leistungsfähiger Industrie ist. Dr. Peggy Kreller von der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH betonte: „Wir müssen innovativ sein und unsere Erfolge besser präsentieren.“ Bürgermeister Ingo Seifert ergänzte: „Wir müssen andere Meinungen akzeptieren. Oft wird nur das Negative berichtet.“
Digitalisierung und Automatisierung als Chance
Dr. Martin Benedict von der Smart City Zwönitz sagte: „Digitalisierung ist nicht nur der Einsatz von Technologien. Wir müssen alte Muster durchbrechen.“ Jörg Härtel, Geschäftsführer der IPlaCon GmbH, fügte hinzu: „Viele Unternehmen sind vernetzt, aber der Übergang zur Digitalisierung stockt oft an alten Gewohnheiten.“ Cathleen Fleischer von der LF Elektro GmbH betonte: „Oft scheitert der Prozess an der Liquidität und wird nach hinten verschoben.
Dekarbonisierung und Energiewende
Max Jankowsky von der GL Gießerei Lößnitz betonte: „Industrie muss neu gedacht werden. Wir stehen vor einer großen Elektrifizierung.“ Karl Lötsch von HZwo e.V. sieht Potenzial im Wasserstoff: „Wasserstoff kann eine wichtige Rolle spielen und Arbeitsplätze schaffen.“ Jörg Scholz von der Gantner Instruments Environment Solutions GmbH sagte: „Wir müssen uns auf erneuerbare Energien einstellen. Gegen Windmühlen ankämpfen macht keinen Sinn.“
Henry Sobieraj: Offenheit und Flexibilität
Henry Sobieraj, Geschäftsführer der Nickelhütte Aue GmbH, sagte: „Wir müssen Traditionen manchmal aufweichen und uns auf Veränderungen einstellen. In den nächsten 25 Jahren brauchen wir Menschen von außen.“
Paulinus Pauly: Zuwanderung als Chance
Paulinus Pauly, Geschäftsführer der Mennekes Elektrotechnik Sachsen GmbH, betonte: „Digitalisierung, Automatisierung und Zuwanderung sind Chancen für die Region. Wir brauchen attraktive Angebote für unsere Mitarbeiter. Wir haben eine internationale Firmenfußballmannschaft und bieten Wohnungen für Azubis.“
Abschied von Matthias Lißke
Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, fasste den Tag zusammen und verabschiedete sich nach fast 35 Jahren im Dienst der Region in den Ruhestand. „Das Erzgebirge ist zusammengewachsen und hat einen guten Weg im Imagewandel vom Weihnachtsland zur Industrieregion eingeschlagen.“ Er appellierte: „Wir brauchen Zuwanderung. Das ist wirtschaftlich existentiell. Aber dafür brauchen wir viel Offenheit.“ Lißke hob hervor, dass die Region mit ihrem Welcome Center Vorreiter in Sachsen ist: „Investoren sehen, dass hier etwas vorwärtsgeht. Fachkräftesicherung wird der Schwerpunkt für den künftigen Wohlstand sein.“ Digitalisierung und Automatisierung können Arbeitskräfte ersetzen, aber „der Erfolg liegt darin, die Menschen mitzunehmen.“
Ausblick: Die Regionalkonferenz Erzgebirge setzte starke Impulse und betonte die Bedeutung von Digitalisierung, Zuwanderung und einem positiven Image. Dr. Peggy Kreller, die neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Erzgebirge wird: „Wir müssen das Erzgebirge als starke und attraktive Region positionieren. Die Herausforderungen sind groß, aber gemeinsam können wir sie meistern.“ Diese Konferenz zeigte: Das Erzgebirge ist bereit, die nötigen Schritte zu gehen, um eine lebenswerte und wirtschaftlich erfolgreiche Region zu bleiben.