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Artikel von: Sven Günther
09.11.2021

Lernen, wo alles Gute zusammenkommt…

Benedikt Geis (r.) und Marius Röhr sind im dritten Lehrjahr, werden bei Wernesgrüner zum Brauer und Mälzer ausgebildet. Fotos: David Rötzschke

Lernen bei einer Legende

Von Sven Günther
Wernesgrün. Ja, sie trinken beide gern Bier. Das war aber nicht der Grund, aus dem Benedikt Geis und Marius Röhr einen legendären Beruf in einer legendären Firma
lernen: Brauer und Mälzer bei Wernesgrüner (ca. 135 Jobs). Benedikt Geis lächelt, prüft den Malzgehalt im riesigen Edelstahlbehälter und sagt: „Brauer liegt mir quasi im Blut. Meine Vorfahren haben Bier hergestellt. Als ich dann mit meinem Studium nicht mehr glücklich war, habe ich mich bei Wernesgrüner beworben, bin aus Frankfurt am Main ins Vogtland gekommen und jetzt im dritten Lehrjahr.“
In dem ist auch Marius Röhr, bereitet sich wie Benedikt auf die Abschlussprüfung im nächsten Jahr vor. Er ist aus Wechselburg, kam nach einem Praktikum in der Brauerei auf den Wernesgrüner-Geschmack und hat es nie bereut. Er verrät: „Wir lernen hier wirklich von Grund auf das Handwerk, kommen in alle für uns wichtigen Bereiche des Unternehmens. Wenn ich davon in der Berufsschule erzähle, staunen einige, in deren Ausbildungsbetrieben das nicht der Fall ist.“
Das weiß auch Braumeister und Ausbilder Marcus Schwarz: „Wernesgrüner bildet jedes Jahr bis zu zwei Azubis zum Brauer und Mälzer aus. Die Berufsschule ist in Dresden. Das Praktische lernen die Mädchen und Jungs hier bei uns. Wir setzen dabei immer mehr auf junge Leute aus der Region, die in der Heimat einen Beruf mit Zukunft suchen.“ Nach der Gesellenprüfung gibt es durch eine Weiterbildung zum Meister oder durch ein anschließendes Studium in den Bereichen Brauerei- und Getränketechnologie, Lebensmitteltechnologie oder Ernährungswissenschaft weitere attraktive Aufstiegschancen.
Alles fußt auf der Lehrausbildung. Schon die Azubis wissen, wie viel Hallertauer Hopfen für das klassische Wernesgrüner Pils benötigt wird, lernen schnell, dass die Sorte 1436 durch Elbe-Saale-Aromahopfen ihren unverwechselbaren Geschmack bekommt.

1436 beginnt die Geschichte von Wernesgrüner. Ein Name, der auch in der DDR die Mundwinkel der Biertrinker himmelwärts bog: Eine Kiste 1,28-Mark-Pils – und das Weihnachtsfest galt als gelungen…

Marcus Schwarz schaut auf einen Computerbildschirm, prüft die angezeigten Werte: „Alles im grünen Bereich“, sagt er und erklärt: „Das Bier von heute hat mit dem von früher nichts mehr zu tun. In der DDR wurde das Reinheitsgebot, sagen wir mal vorsichtig, ein wenig großzügig ausgelegt. Heute arbeiten wir nur mit allerbesten Zutaten.“
Schwarz, der bei Wernesgrüner gelernt hat, dann in München bei Spaten-Franziskaner-Bräu arbeitete und 2008 als Brauer und Mälzer ins Vogtland zurückkehrte, machte 2011 in Kulmbach seinen Meister und ist seit 2015 Chef der Bierherstellung und Ausbilder.

Marcus Schwarz, der Braumeister und Ausbilder von Wernsesgrüner.

Unter seiner Leitung können bis zu 1,2 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr bzw. neun Sude mit circa 550 Hektolitern Heißwürze pro Tag hergestellt werden. Schwarz: „Um es etwas deutlicher zu machen: Das sind rund 800.000 Flaschen pro Tag!“

800.000 Flaschen, in die nicht nur Wernesgrüner gefüllt wird. Seit 2021 gehört die Vogtland-Brauerei zu Carlsberg Deutschland (u.a. Astra, Duckstein, Carlsberg), braut auch das bekannte Holsten und füllt Lübzer Bier ab. Der Braumeister: „Dadurch konnten wir neue Mitarbeiter einstellen, haben teilweise in rollender Woche gearbeitet und mussten uns auf ein neues Brauverfahren einstellen, weil Holsten warm-, Wernesgrüner aber kaltgegährt wird. Aber das haben wir natürlich hinbekommen.“
2021 feiert Wernesgrüner 585 Jahre Brautradition in Wernesgrün. Zum Sortiment gehören Landbier 1436, Naturradler Zitrone, Naturradler Zitrone Alkoholfrei, Wernesgrüner Pils Legende und Pils Alkoholfrei.

Alkoholfrei! Warum schmeckt das eigentlich nicht wie ein richtiges Bier? Marcus Schwarz weiß es und verrät: „Es fehlt einfach der Alkohol als Geschmacksträger. Wir erwärmen unser Pils im Vakuum auf rund 50 Grad, sodass der Alkohol verfliegt.“

Auch 2022 werden zwei Brauer- und Mälzer-Azubis diesen Prozess bei Wernesgrüner kennenlernen, zusätzlich sollen ein Mechatroniker und ein Lagerlogistiker ausgebildet werden. Interessierte können sich noch bewerben.
Und ja, sie sollten gern Bier trinken, auch wenn das keine Bedingung dafür ist, einen legendären Beruf in einer legendären Brauerei zu erlernen…