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Artikel von: Sven Günther
21.05.2021

Polizei warnt vor teurer Online-Liebe!

Vier Millionen Euro überwiesen 304 Opfer von Liebesbetrügern im letzten Jahr u.a. nach Ghana, Nigeria, in die USA oder auch Russland. Foto: pexels.com

Vier Millionen für falsche Internet-Liebe

Von Sven Günther
Region. Mit einem Klick zum Liebensglück? Das kann teuer werden. Beamte des sächsischen Landeskriminalamtes warnen vor fiesen Liebesschwindlern im Internet. Pressesprecher Tom Bernhardt: “Es geht den Tätern nur ums Geld, eine persönliche echte Verbindung war und ist nie vorgesehen. Es werden über soziale Netzwerke Kontakte zu den Opfern, in den meisten Fällen sind es Frauen, hergestellt und eine Vertrauensbasis aufgebaut.”

Schlagen die Herzen im Liebestakt, wird es teuer.

Die Täter erfinden Notlagen, die Mitleid bei den Betroffenen auslöst oder planen angeblich ein Treffen, für das Reisekosten anfallen. Die Opfer überweisen dann vertrauensvoll Geld z.B. via Western Union nach Ghana, Nigeria, den USA, Großbritannien, der Türkei oder auch Russland. Im Schnitt waren es letztes Jahr 13.000 Euro pro Fall!

Bei Internetbekanntschaften mit Russland handelt es sich um angeblich heiratswillige Frauen, die dann ihre Opfer abzocken.
Eine Recherche des Landeskriminalamtes im polizeilichen Auskunftssystem Sachsen ergab 378 Fälle für das Jahr 2020. Enthalten sind 306 Fälle, die sich im Jahr 2020 ereignet haben sowie 72 Fälle, die bereits 2019 geschehen sind, aber erst im Jahr 2020 angezeigt wurden.

304 von diesen 378 polizeilich registrierten Fällen (80,4 Prozent) wurden vollendet und verursachten einen Gesamtschaden von reichlich 4 Mio Euro. Damit ist die Anzahl der Fälle gegenüber dem Jahr 2019 (229 vollendete Fälle) gestiegen und auch die Schadenssumme hat sich um 23,7 Prozent erhöht.

76,5 Prozent der Geschädigten sind Frauen, die meisten von Ihnen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren. Insgesamt wurden 77 Tatverdächtige ermittelt.

Tom Bernhardt: “Die recherchierten Zahlen sind nur bedingt aussagekräftig, da man von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen muss. Viele Opfer schämen sich diesen Betrug anzuzeigen.”

Hier die Hinweise der Polizei:

+ Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Betrüger an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel.

+ Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.

+ Oft werden den Opfern Bilder ihrer Internetbekanntschaften in schlechter Qualität gezeigt, da sie illegal erlangt wurden. Ausnahme: Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.

+ Seriös wirkende Mails wecken das Interesse, aber schon nach kurzer Zeit überhäufen die Scammer ihre Opfer mit Liebesschwüren. Sie wollen alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt eine Rolle.

+ Die Täter sprechen dann oft von Geschäftsreisen oder familiären Schwierigkeiten und einer Verbindung nach Westafrika wie Nigeria, Ghana oder dem Senegal, aber auch nach Russland und Südostasien. Frauen geben häufig vor, in osteuropäischen, südost-asiatischen oder südamerikanischen Ländern zu leben.

+ Die Betrüger bitten ihr Opfer aus unterschiedlichsten Gründen um Geld. Weigert es sich zu zahlen, suchen die Betrüger andere Wege der Bereicherung. Dabei scheuen die Scammer nicht, erpresserische Methoden anzuwenden, sogar mit Selbstmord wird gedroht. Beispielsweise sollen Schecks (die allerdings gefälscht sind) in Deutschland eingezahlt werden oder Briefe bzw. Päckchen sind an dritte Personen zu versenden, die Betrüger bitten um Kopien von Ausweisen und verwenden diese Daten für weitere Betrugshandlungen.

+ Wenn man tatsächlich Zweifel an seiner Internetbekanntschaft hat, sollte man sich einer befreundeten aber neutralen Person anvertrauen und sich über das Thema und die neu gewonnene »Liebe« austauschen und um eine zusätzliche unvoreingenommen Meinung zu bekommen.

+ Außerdem kann eine Suchmaschine in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen, wenn Sie den Namen der Internetbekanntschaft mit dem Zusatz “Scammer” eingeben.

+Es gibt auch die Möglichkeit, das Foto der Internetbekanntschaft mal in die Google-Bildersuche zu geben. Wenn das Bild oder die Person darauf dann mit den unterschiedlichsten Namen auf verschiedenen Seiten gefunden wird, kann man davon ausgehen, dass dieses Foto missbräuchlich verwendet wird und das Profil gefälscht sein könnte.