Start Rückkehrer: Von Stuttgart zurück ins Erzgebirge
Artikel von: Andre Kaiser
04.08.2016

Rückkehrer: Von Stuttgart zurück ins Erzgebirge

Daniel Drechsel an seinem Arbeitsplatz bei der VIS Bautechnik Schönfeld GmbH. Foto: Regionalmanagement Erzgebirge

Schönfeld/ Jahnsbach. Daniel Drechsel lebte und arbeitete gemeinsam mit seiner Frau mehr als zehn Jahre in Stuttgart, verließ das Erzgebirge schon im Jahr 2003, als es ihn zunächst nach München verschlug. Nach dem Wehrdienst führte ihn sein Weg in die 600.000-Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg, wo er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei Volkswagen Automobile Stuttgart erfolgreich abschloss, später zum Serviceberater aufstieg und dem 420-Mitarbeiter-Unternehmen viele Jahre treu blieb. „Es war eine tolle Zeit“, resümiert Drechsel. Dennoch manifestierte sich der Wunsch, ins Erzgebirge zurückzukehren. „Vor der Geburt unserer ersten Tochter stand für uns fest: Wir gehen zurück in die Heimat und nehmen uns bewusst Zeit für die Familie“, so der Erzgebirger.

Entscheidend für diesen Schritt waren für ihn und seine Frau unter anderem das soziale Umfeld, die attraktiven Lebenshaltungskosten, die besondere Mentalität, die guten Kinderbetreuungs- und Bildungsmöglichkeiten, aber auch die Kriminalitätsrate, welche im Erzgebirge deutlich niedriger sei als in der sechstgrößten Stadt Deutschlands. „Die Kinder können im Garten Fußball spielen. Rollt der Ball auf die Straße, muss ich mir hier weniger Sorgen machen. Auch können wir nach der Arbeit einen gemeinsamen Ausflug direkt ins Grüne machen, ohne dafür stundenlang Autofahren zu müssen“, so der Familienvater.

Und der Einkommensunterschied? Für Familie Drechsel eher kein ausschlaggebendes Kriterium.

Daniel Drechsel: „Mal ehrlich, unterm Strich bleibt es bei plus/minus null. Die Mieten in Stuttgart sind enorm, eine vergleichbare Wohnung kostet uns im Erzgebirge nur einen Bruchteil. Hinzu kommen die Kinderbetreuungskosten, diese sind hier nur ein Viertel bis halb so groß als in der Schwabenmetropole. Ich habe hier kurze Wege und ein super Betreuungsumfeld für meine Kinder. Außerdem ermöglicht es mir mein Arbeitgeber, die VIS Bautechnik Schönfeld GmbH, flexibel zu agieren und schnell bei meiner Familie zu sein. Wir sind ein gutes Team.

Die VIS Bautechnik Schönfeld GmbH gilt als Spezialist für Kfz, LKW, Bau- und Reinigungsmaschinen und wurde Daniel Drechsel als Arbeitgeber empfohlen. „Es war die einzige Bewerbung, die ich abgegeben habe“, so der 32-Jährige.

Tino Stobbe, Geschäftsführer des Unternehmens: ” Die Chemie stimmte von Anfang an. Daniel Drechsel kam zu uns, wir unterhielten uns und jetzt ist er seit einem Jahr hier Service-Annahmemeister. Auch für uns wird es immer schwerer, geeignetes Personal zu finden. Trotz alledem gelingt es uns, den Altersschnitt der Mitarbeiter zu halten. Dafür wird einiges getan. Wir bilden aus, strecken unsere Fühler nach neuen Mitarbeitern aus oder sorgen mit Firmenläufen oder Sommerfesten für Abwechslung im Arbeitsalltag”, so Tino Stobbe. „Wir sind 1990 mit fünf Leuten gestartet. Heute haben wir über 30 Mitarbeiter. Ein solches Wachstum geht nur mit fähigem Personal.”

Daniel Drechsel und seine Frau bereuen jedenfalls die Rückkehr ins Erzgebirge nicht. „Ganz im Gegenteil, wir freuen uns sehr, wieder hier zu sein.“

Einziger Wermutstropfen: „Wir haben viele Freunde zurück gelassen. Aber Dank WhatsApp und Co hält man über die Distanz Kontakt. Ansonsten fehlt uns nichts. Auch die oft genannte Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten in großen Städten ist mehr Schein als Sein: Denn ob ich zweimal im Jahr in Stuttgart für den Klamottenkauf eine halbe Stunde zum Einkaufzentrum unterwegs bin oder hier 30 Minuten in die nächste größere Stadt fahre, ist doch egal.”