Start Rückschlag für deutsche Skispringer
Artikel von: Judith Hauße
02.01.2023

Rückschlag für deutsche Skispringer

Weltklasse-Springer und Skiflug-Weltmeister Karl Geiger schreibt im Wochenendspiegel. Foto: peplies consult

Vierschanzen-Tournee: Rückstand auf führenden Norweger wird größer – Abschied vom Gesamtsieg

Das neue Jahr begann für unsere deutschen Skispringer nicht wie erhofft. Zur Halbzeit der Vierschanzen-Tournee müssen sich die DSV-Adler nach Sonntag (1. Januar) vom Gesamtsieg bei der Tournee gänzlich verabschieden. Karl Geiger und Andreas Wellinger stehen zwar in der Gesamtübersicht nach wie vor auf den Plätzen fünf und sechs, befinden sich aber mit fast 58 Punkten im Rückstand auf den Führenden, dem Norweger Halvor Egner Granerud. Wie Karl Geiger die Leistung am Neujahrstag einschätzt und wie er sich auf die weiteren Tournee-Stationen vorbereitet, lesen Sie in seiner Kolumne für WochenENDspiegel:

Hier und Jetzt

von Karl Geiger

Die Fakten liegen auf dem Tisch: 4. Platz in Oberstdorf, 11. Platz im Einzelspringen von Garmisch und 5.Platz in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee zur Halbzeit. Nach den Springen an den deutschen Tourneestandorten liegen mit Granerud, Kubacki, Lanisek und Zyla vier Athleten vor mir, die konstant auf einem sehr hohen Niveau springen. Eine Top-Five-Platzierung in einem Feld von erfahrenen Weltklassespringern ist eine gute! Die Frage, die mich natürlich umtreibt, ist die der Verbesserung meines gesamten Sprungsystems, um an die gegenwärtigen Top-Leute heranzukommen – vor allem auch mit Blick auf die gesamte weitere Saison mit dem nächsten Höhepunkt der Weltmeisterschaft im slowenischen Planica.

Heute ist natürlich zunächst mal heute – und heute geht es mit schnellen Teambussen nach Innsbruck, wo auf der Bergiselschanze morgen und übermorgen erst die Qualifikation und dann der dritte Tourneewettkampf stattfinden werden.  Nach unserer Ankunft werden wir sicherlich noch etwas Krafttraining auf das Programm setzen, ansonsten wird es ruhig zugehen, um sich zu sammeln, die vergangenen Tage an die Seite zu legen und sich auf das, was vor einem liegt, zu fokussieren. 

Ich stelle für mich persönlich überhaupt keine Rechenspiele an, was passieren müsste, um in das Feld der vier vor mir liegenden Athleten einzubrechen. Selbstverständlich wird auch im Skispringen erst am Schluss abgerechnet und wir haben noch zwei Springen, bei denen viel passieren kann. Aber ich schau nicht nach rechts oder links. Ich schaue nur auf mich und den jeweils vor mir liegenden Wettkampf und die damit verbundene Frage, wie dieser bestmöglich absolviert werden kann.

Die Schanze am Berg Isel ist speziell, vor allem auch im Hinblick auf die dort oft vorherrschenden diffusen Windverhältnisse. Auch die Wettervorhersagen sagen einmal mehr für das Innsbrucker Springen schwierige Verhältnisse mit bis zu 20 Grad und Föhnwinden voraus. Gedanklich beschäftige ich mich nicht mit den Rahmenbedingungen, die ich ohnehin nicht beeinflussen kann. Meine Gedanken kreisen um das Schanzenprofil, wie dieses zu springen ist und an welchen Punkten ich mich zu verbessern habe.

Jetzt nicht locker zu lassen, weiterzuarbeiten, aus den Analysen akribisch herauszufiltern, was weiterhilft und dies dann beherzt umzusetzen, das ist die Aufgabe hier und jetzt. Das ist der Anspruch, den ich an Leistungssport habe und damit an mich selbst! Wozu es dann gereicht hat, wird man sehen!

Also, jetzt sind wir in Innsbruck, Oberstdorf und Garmisch liegen hinter mir. Ich bin hochmotiviert. Ich greife wieder an.

Herzliche Grüße

Karl Geiger