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Artikel von: Redaktion
22.01.2024

Schritt für Schritt

Karl Geiger schreibt seine Kolumnen im WochenENDspiegel
Karl Geiger schreibt seine Kolumnen im WochenENDspiegel. Foto: Peplies consult

Nach der Vierschanzentournee geht es im Weltcup weiter

Die Vierschanzentournee ist Geschichte, der Weltcup-Zirkus zieht durch Polen weiter. Beim Auftaktspringen der polnischen Tour an drei Standorten, einem Super-Team-Springen mit nur jeweils zwei Startern pro Team, pausierte ich. Stephan Leye und Andreas Wellinger hielten das deutsche Fähnchen mit einem Podestplatz hoch und mussten sich nur den Slowenen und den Österreichern geschlagen geben, während ich mir eine geistige Regeneration verordnete und zumindest durch Anfeuern am Rande meinen Teil zum deutschen Erfolg beigetragen habe.

Nach dem letzten Tournee-Springen sah es beim heimischen Training in Oberstdorf eigentlich wieder ganz gut aus, doch in Wisla angekommen setzte sich die Zähigkeit beim Springen, die mich während der Tournee in Garmisch und Innsbruck begleitet hatte, wieder fort. Die erste polnische Schanze bereitete mir gleich wieder Probleme.

Wenn man sich gut vorbereitet, auch gut fühlt und es doch wieder holprig wird und es einfach nicht funktioniert, dann platzt einem sich selbst gegenüber schon mal der Kragen. Ich bin mit mir selbst ins Gericht gegangen und war dabei nicht zimperlich. Es ist und war frustrierend, wenn die Form nach guten Weltcups mit gleich zwei Siegen zu Saisonbeginn so schnell flöten geht und man nicht weiß, wo sich der Dreh- und Angelpunkt befindet, von dem aus die richtige Richtung einzuschlagen ist. 

Selbstreflektion, Selbstanalyse und der Entschluss, Dinge umzustellen, haben dann zu einem brauchbaren Ergebnis im ersten Einzelspringen in Wisla geführt: Platz 10. Ein Ergebnis, das wieder in die richtige Richtung zeigt und auf dem sich aufbauen lässt.

Die Polentour wird nun in Szczyrk fortgesetzt und endet in Zakopane. Zum ersten Mal wird dieses Format gesprungen, das bei jedem Wettkampf und jeder Qualifikation jeweils die Punkte der beiden besten Springer einer Nation addiert; lediglich beim Team-Wettkampf in Zakopane werden alle vier Wettkämpfer gewertet.  Diesen kleinen Nationencup werde ich nun nutzen, mich in der Saison wieder zu stabilisieren und Schritt für Schritt das Flugsystem zu optimieren. 

Ich weiß, dass ich mich in Wettkämpfen steigern kann und mich mit einem guten Rhythmus auch in Form springen kann. Das ist mein Ziel und darauf setze ich nun. Es ist ein wenig das tägliche Brot eines Skispringers, das doch recht komplexe System eines Sprunges immer wieder so auszutarieren, dass es trägt.  

Also gehe ich hier in Polen einfach weiter meiner Arbeit nach und hoffe, dass sie sich bezahlt macht.

Herzliche Grüße

Karl Geiger