Start Chemnitz Das ist Haute couture vor 3.000 Jahren
Artikel von: Judith Hauße
11.03.2022

Das ist Haute couture vor 3.000 Jahren

Bei der Forschungsarbeit an der ältesten Hose der Welt in Turfan (West-China). Foto: J. Zhou|DAI
Chemnitzer Archäologiemuseum zeigt älteste Hose der Welt

Na, wie alt sind Ihre Hose? Die neue Leihgabe im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz, smac, kann das sicher toppen. Hier liegt seit Freitag ein 3.000 Jahre alter Fund, die älteste Hose der Welt. Sie stammt aus einem Grab bei Turfan in West-China. Ein internationales Team aus Archäologen, Modedesignern, Geowissenschaftlern, Chemikern und Restauratorinnen arbeitete fünf Jahre lang daran, das Alter, Material und die Konstruktion der Hose sowie aller Kleidungsteile zu erforschen.

Um ihre Hypothese zu überprüfen, bauten sie die Hose originalgetreu nach. Die Reproduktion liegt seit Freitag in der neuen Foyerausstellung des smac und wird später am 1. April auch im Rahmen der Sonderausttellung „Chic! Schmuck. Macht. Leute“ präsentiert. Das Original befindet sich in China.

Für Prof. Dr. Mayke Wagner, Leiterin des Forschungsprojekts „Silk Road Fashion“ ein Meisterwerk: „Die Herstellerinnen schnitten die drei Bestandteile der Hose nicht aus einem großen Stück gewebten Stoffs. Vielmehr webten sie die Teile direkt in Form und nähten sie anschließend zusammen. Die Hose ist dem Träger quasi auf den Leib gewebt. Haute couture vor 3000 Jahren.“
Mit dem Zwickel, der die beiden Beine verbindet, sei sie zudem ein absolutes Novum in der damaligen Modewelt. „Vorher kannte man nur Beinlinge.“

Zur Entdeckung: Beim Straßenbau nahe Turfan, Westchina, stießen Arbeiter unter Schotter und Sand auf einen alten Friedhof. Archäologen untersuchten insgesamt 531 Gräber und entdeckten 2003 in einer der Gruben einen etwa vierzigjährigen Mann, der vor ca. 3000 Jahren bestattet worden war. Seine Kleidung und Ausrüstung haben sich in der Trockenheit so gut erhalten, dass sie uns seltene Einblicke in Mode, Technik und Lebensweise seiner Zeit erlauben. Aber nicht das an einem Pflock neben seinem Kopf aufgehängte Zaumzeug, die Reitpeitsche in seiner rechten Hand, die Streitaxt quer über seiner Brust, die Ohrringe – links ein bronzener, rechts einer aus Gold – oder die exotischen Kaurischnecken an seinem Stirnband, sondern etwas anderes macht ihn heute berühmt: seine Hose.